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Branchen | Saudi-Arabien | Windenergie

Marktchancen

In Saudi-Arabien ist mit dem Bau weiterer großer Windfarmen zu rechnen. Ob die ambitionierte Regierungsplanung umgesetzt wird, ist allerdings zweifelhaft.

Von Robert Espey | Dubai

Entwicklung der Windkraft steht noch am Anfang 

In Saudi-Arabien wurde 2016 in Turaif die erste, und bis 2021 einzige, große Windturbine installiert. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der nationalen Ölgesellschaft Aramco und General Electric (GE). Das US-Unternehmen lieferte eine Turbine des Modells 2.75-120 mit einer Leistung von 2,75 Megawatt.

Das National Renewable Energy Program (NREP) strebt bis 2023 eine EE-Kapazität von 27,3 Gigawatt an. Dieser Zeitplan erscheint allerdings wenig realistisch. Bis 2030 sind 58,7 Gigawatt anvisiert. Davon sollen 40 Gigawatt auf PV, 16 Gigawatt auf Wind und 2,7 Gigawatt auf CSP entfallen.

Zuständig für einen Teil der NREP-Projekte ist das zum Energieministerium gehörende und 2017 gegründete Renewable Energy Project Development Office (REPDO). Die Organisation ist für 30 Prozent der angestrebten NREP-Kapazitätsziele verantwortlich. Alle REPDO-Projekte werden BOO-Basis Build, Own, Operate ausgeschrieben. Die Investoren schließen mit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), einer Tochter der Saudi Electricity Company, einen langfristigen Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement, PPA) ab, der zumeist über 25 Jahre läuft.

Im Rahmen der ersten REPDO-Ausschreibungsrunde wurden 2018 das 300 Megawatt Sakaka PV-Kraftwerk und Anfang 2019 das 416 Megawatt Dumat al Jandal Windkraftprojekt an private Betreiber vergeben. Dieses 500 Millionen US-Dollar (US$) Windkraftprojekt ging an ein Konsortium aus dem französischen Unternehmen EDF Renewables und der staatlichen Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar). Mit der Fertigstellung wird noch 2022 gerechnet. Bereits im Sommer 2021 wurden erste Windturbinen in Betrieb genommen.

Das dänische Unternehmen Vestas ist Lieferant der insgesamt 99 Turbinen mit einer Leistung von jeweils 4,2 Megawatt. Der mit der SPPC ausgehandelte Stromabnahmevertrag umfasst eine Laufzeit von 20 Jahren und sieht einen Preis für die Stromlieferung von 19,9 US$ pro Megawattstunde vor.

Wichtige nationale Investoren im EE-Sektor sind der Public Investment Fund (PIF) und die Acwa Power Company, die zu 50 Prozent dem PIF gehört. Die beiden Akteure sind bislang aber in Saudi-Arabien nur an Solarprojekten beteiligt. Der Staatsfonds will bis 2030 in Solar- und Windprojekte mit einer Gesamtkapazität von etwa 40 Gigawatt investieren.

Acwa Power besitzt Erfahrungen mit Windkraftprojekten außerhalb von Saudi-Arabien. Das Unternehmen hat in zwei kleine jordanische Windkraftanlagen investiert sowie in jeweils ein Windkraftprojekt in Marokko und Aserbaidschan:

  • Jordanien: Central Electricity Generating Company (CEGCO) Hofa, 1,1 Megawatt; CEGCO Ibrahimyah, 0,3 Megawatt
  • Marokko: Khalladi Wind Farm, 120 Megawatt
  • Aserbaidschan: Khizi-Absheron Wind Farm, 240 Megawatt, geplante Fertigstellung 2023

Pressemeldungen zufolge hat Acwa Power außerdem im Januar 2022 einen Vorvertrag für einen 500 Megawatt Offshore-Windpark im Aserbaidschan unterzeichnet.

Weitere Windkraftanlagen in Planung

Im Rahmen der vierten REPDO-Ausschreibungsrunde soll die Yanbu Windkraftfarm mit 850 Megawatt vergeben werden. Mit der Aufforderung, Expression of Interests (EOI) abzugeben, wurde bereits 2021 gerechnet. Jetzt werden die Interessenbekundungen in 2022 erwartet. Das Ingenieurbüro Fichtner ist hier als Berater tätig. Ein Interessent dürfte Frankreichs Engie sein.

Saudi-Arabien: Auswahl geplanter Windkraftprojekte

Projekt

Investitionssumme (in Millionen US$)

Projektstand 1)

Projektbetreiber

NEOM: Renewable Energy: Wind Power Park 2)

1.000

ST

ACWA Power/NEOM/Air Products

Al Ula Tourism Development: Renewable Energy 3)

1.000

FEED

Royal Commission for Al-Ula

Renewable Energy Program: Round 4: Yanbu Wind Power Plant, 850 Megawatt

1.000

FEED

Renewable Energy Project Development Office

Offshore Floating Wind Farm, 500 Megawatt

500

ST

Plambeck Emirates Global Renewable Energy

Jubail Wind Power Plants, 100 Megawatt

250

ST

Saline Water Conversion Corporation

Haql Wind Power Plant, 100 Megawatt

120

ST

Saline Water Conversion Corporation

Yanbu Wind Power Production Plant 4)

39

ST

Royal Commission for Jubail & Yanbu

1) ST = Studie, FEED = Front End Engineering Design; 2) 4 Gigawatt Solar- und Windkraftpark ist geplant, Anteil der Windkraft offen; 3) Solar- und Windkraft, Anteil der Windkraft offen; 4) Produktion von Anlagenkomponenten, Details nicht bekanntQuelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest

Als Teil des 3 Milliarden US$ Al-Ula Tourismusprojekts in Medina plant die Royal Commission for Al-Ula, EE zu nutzen. Die geschätzten Investition dafür belaufen sich auf 1 Milliarde US$. Ob, beziehungsweise in welcher Größenordnung, dabei Windkraft zum Einsatz kommen soll, ist nicht bekannt. Als Projektmanager für das gesamte Al-Ula Projekt wurden die drei französischen Firmen Egis, Assystem und Setec engagiert.

Für die Energieversorgung von zwei Reversosmose-Meerwasserentsalzungsanlagen prüft die Saline Water Conversion Corporation (SWCC) die Errichtung von zwei Windparks. Die Projekte mit einer Leistung von jeweils 100 Megawatt sollen in Haql und Jubail stehen. Derzeit ist eine Durchführbarkeitsstudie ausgeschrieben.

Das Unternehmen Plambeck Emirates Global Renewable Energy aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat 2019 mit dem italienischen Unternehmen Saipem eine Vereinbarung unterzeichnet, den  Bau einer 500 Megawatt Offshore Floating Wind Farm in Saudi-Arabien zu prüfen. Das Projekt zeigt aber bislang keine großen Fortschritte.

Geplante grüne Wasserstoffproduktion erfordert große Solar- und Windkraftanlagen

Angesichts der für die Solarstromerzeugung sehr günstigen klimatischen Bedingungen bietet Saudi-Arabien gute Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige Produktion von grünem Wasserstoff. Riad strebt an, zu einem weltweit führenden Erzeuger und Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden.

Zentrum der grünen Wasserstoffproduktion soll das Mega-Regionalentwicklungsprojekt NEOM im derzeit noch dünn besiedelten Nordwesten Saudi-Arabiens werden. Das Projekt mit einem Volumen von 500 Milliarden US$ befindet sich noch in einem frühen Stadium. NEOM bietet sowohl für Solar- als auch für Windenergie gute Voraussetzungen.

Kooperation mit Deutschland

Deutschland und Saudi-Arabien wollen im Wasserstoffsektor eng kooperieren. Im März 2021 haben der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Saudi-Arabiens Energieminister Abdulaziz bin Salman Al Saudeine eine Gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien unterzeichnet.

Der Public Investment Fund plant in NEOM gemeinsam mit Acwa Power und dem US-Unternehmen Air Products & Chemicals ein 5 Milliarden US$ Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak. Dort laufen derzeit Planungen für den Bau einer 1,5 Milliarden US$ Ammoniak-Fabrik mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen. ThyssenKrupp Industrial Solutions soll für dieses Projekt die Ammoniakprozess- sowie die Wasserelektrolysetechnologie liefern. Zur Stromversorgung des Wasserstoff-Ammoniak-Projekts ist ein 4 Gigawatt Solar- und Windkraftpark vorgesehen.

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