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Marktorganisation
Der Privatsektor soll auch im Stromsektor eine wichtigere Rolle spielen. Derzeit nehmen staatliche Akteure noch zentrale Funktionen ein.
06.04.2022
Von Robert Espey | Dubai
Kraftwerkssektor noch staatlich dominiert
Die Stromerzeugung ist weiterhin überwiegend in staatlicher Hand. Seit 2002 darf der Privatsektor im Kraftwerkssektor investieren. Der Anteil der staatlichen Kraftwerksbetreiber liegt gegenwärtig noch bei 83 Prozent.
Aktuell (April 2022) liegen die gesamten Kraftwerkskapazitäten bei rund 87 Gigawatt. Davon entfallen auf private Betreiber weniger als 15 Gigawatt. Der größte staatliche Kraftwerksbetreiber ist die Saudi Electricity Company (SEC) mit etwa 57 Gigawatt. Andere staatliche Betreiber verfügen über rund 15 Gigawatt. Darunter fallen die Saline Water Conversion Corporation (SWWC) mit sechs Kraftwerken von insgesamt 6,5 Gigawatt und die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco mit 2,2 Gigawatt.
Das größte private Kraftwerk mit 4,1 Gigawatt betreibt die Hajr for Electricity Production Company. Die Klassifizierung als privat bezieht sich auf die Rechtsform des Unternehmens, nicht auf die Eigentumsverhältnisse. Die SEC hält 50 Prozent der Firmenanteile, 22,49 Prozent besitzt die Acwa Power Company, die zu 50 Prozent dem staatlichen Public Investment Fund (PIF) gehört. Samsung C&T und der MENA Infrastructure Fund halten 12,51 Prozent und 15 Prozent. Acwa Power hat eine Option, die Samsung-Anteile zu übernehmen.
Staatliches Monopol bei Stromabnahme und -verteilung
Die zur SEC gehörende Saudi Power Procurement Company (SPPC) ist der Stromabnehmer der meisten Kraftwerke. Für die Stromübertragung und -verteilung ist die ebenfalls zur SEC gehörende National Grid SA zuständig. Die Royal Commission for Jubail & Yanbu betreibt ein separates Stromnetz mit einem 2-Gigawatt-Kraftwerk (Power & Water Utility Company for Jubail & Yanbu/Marafiq).
Verbrauchsmenge pro Monat (in Kilowattstunden) | Haushalte | Gewerbe | Landwirtschaft | Öffentliche Einrichtungen | Industrie | Private Bildungseinrichtungen |
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Bis 6.000 | 4,8 | 5,3 | 4,3 | 8,5 | 4,8 | 4,8 |
Über 6.000 | 8,0 | 8,0 | 5,3 | 8,5 | 4,8 | 4,8 |
Die Strompreise sind zwar 2018 kräftig angehoben worden, aber dennoch weiterhin subventioniert. Wann und ob es kostendeckende Tarife geben wird, ist derzeit unklar. Die niedrigen Strompreise machen die Stromerzeugung durch private Wind- und Solaranlagen, zum Beispiel Dachinstallation, zumeist wenig attraktiv. Nur bei weiter deutlich steigenden Strompreisen wären solche Investitionen zunehmend sinnvoller. Private Kleinanlagen können grundsätzlich überschüssigen Strom ins Netz einspeisen.