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Saudi-Arabien will Logistik-Hub werden

Das Königreich strebt im Logistiksektor eine Führungsposition an. Neue Initiativen sollen für ein kräftiges Wachstum der Branche sorgen.

Von Robert Gehrke, Robert Espey | Riad, Dubai

Saudi-Arabiens Kronprinz und De-Facto-Herrscher Mohammed bin Salman hat Mitte 2021 eine "National Transport and Logistics Strategy" verkündet. Deren Ziel sei es, den BIP-Beitrag (Bruttoinlandsprodukt) des Transport- und Logistiksektors von derzeit 6 auf 10 Prozent zu erhöhen, so der Kronprinz.

Die nationale Statistikbehörde gibt für 2021 die Wertschöpfung des Sektors "Transport, Lagerhaltung und Kommunikation" mit insgesamt 46 Milliarden US$ an. Dies entspricht einem BIP-Beitrag von 5,5 Prozent. Da die Kommunikationsbranche daran einen erheblichen Anteil hat, dürften die Bereiche Transport und Lagerhaltung 2021 weniger als 4 Prozent des BIP erwirtschaftet haben. Das indische Marktforschungsunternehmen Ken Research erwartet im saudi-arabischen Logistiksektor zwischen 2020 und 2025 jährliche Umsatzsteigerungen von durchschnittlich 6,7 Prozent.

In Saudi-Arabien sollen bis zu 59 neue Logistikzonen entstehen, um das Königreich zu einem globalen Handelszentrum zu entwickeln, erklärt der saudi-arabische Minister für Transport und Logistikdienstleistungen, Saleh Al-Jasser. Im Oktober 2022 teilte der Minister auf einer Konferenz zu Lieferketten und Logistik mit, dass Standorte für 18 Zonen bereits ausgewählt seien.

Verdoppelung der Seefrachtkapazitäten wird angestrebt

Bislang entfällt in Saudi-Arabien nur ein relativ kleiner Teil der Seefracht auf internationalen Transithandel. Der Regierungsplanung zufolge wird sich das zukünftig ändern. Die weitere Expansion der Hafenaktivitäten soll nicht nur von höheren Im- und Exporten getragen werden.

Gegenwärtig können die saudi-arabischen Containerhäfen jährlich geschätzt 15 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) abfertigen. Der Containerumschlag lag 2021 bei 10 Millionen TEU. Nach Regierungsangaben sollen die Containerkapazitäten bis 2030 auf 40 Millionen TEU aufgestockt werden. Beobachter halten dies aber für sehr ambitioniert.

Der King Abdullah Port an der Westküste soll zum größten Containerhafen des Landes ausgebaut werden. Eine Jahreskapazität von 25 Millionen TEU ist geplant. Der Hafen startete 2014 mit einer Kapazität von 2 Millionen TEU, mittlerweile dürften es über 5 Millionen TEU sein. Seit seiner Inbetriebnahme hat der Hafen bis Mitte 2022 insgesamt 15 Millionen TEU abgefertigt.

Angesichts der für den King Abdullah Port angestrebten Kapazitätserweiterung um 20 Millionen TEU sind die laufenden Projektplanungen allerdings bescheiden. Nach Angaben von MEED Projects befindet sich aktuell nur ein Ausbauprojekt im Wert von 200 Millionen US-Dollar (US$) in Vorbereitung. Neben der Erweiterung des Containerterminals sollen auch die Kapazitäten zur Abfertigung von Massengütern ausgebaut werden. Mit einer Vergabe des Projekts wird frühestens im 2. Halbjahr 2023 gerechnet.

Schienenverbindung zwischen der West- und Ostküste geplant

Das saudische Landbridge-Projekt, eine 950 Kilometer lange Strecke von Riad nach Jeddah, soll eine Verbindung zwischen den Häfen am Roten Meer und am Golf herstellen. Pläne für den Bau der Schienenverbindung gibt es seit fast 20 Jahren. Im März 2022 sprach Transportminister Al-Jasser von einer Realisierung des Projekts innerhalb von fünf bis sieben Jahren. Die Kosten veranschlagte er mit 27 Milliarden US$. Gespräche mit einem Konsortium unter chinesischer Führung seien vor zwei Jahren begonnen worden.

Der Bau der Landbridge soll die Tiefseehäfen an der Westküste (Yanbu, King Abdullah Port, Jeddah Islamic Port) mit den Industriehäfen in der Ostprovinz verbinden. Bei Fertigstellung soll die Landbridge über eine jährliche Transportkapazität von bis zu 50 Millionen Tonnen verfügen. Schätzungen zufolge können auf dem existierenden Schienennetz im östlichen Landesteil des Königreichs derzeit jährlich über 10 Millionen Tonnen befördert werden.

Luftfrachtkapazität soll stark ausgebaut werden

Die Entwicklung der Luftfracht zeigt seit 2014 einen negativen Trend. Von 2014 bis 2019 schrumpfte das jährliche Frachtaufkommen um 37 Prozent auf 0,7 Millionen Tonnen. Es folgte 2020 ein Einbruch auf 0,4 Millionen Tonnen, etwa 0,6 Millionen Tonnen wurden 2021 transportiert. Bis 2030 wird eine Luftfrachtkapazität von 4,5 Millionen Tonnen anvisiert.

Die Logistiksparte der SAUDIA Airline, Saudi Arabian Logistics (SAL), hat 2020 den Betrieb im "Model Cargo Village" des Riyadh King Khalid International Airport aufgenommen. Nach Angaben der General Authority of Civil Aviation (GACA) beläuft sich die Kapazität des Village auf jährlich 0,5 Millionen Tonnen. Mittelfristig wird eine Kapazität von 1,6 Millionen Tonnen auf einer Fläche von 350.000 Quadratmetern angestrebt.

Am internationalen Flughafen King Abdulaziz in Jeddah wurde 2021 ein weiterer Frachtterminal in Betrieb genommen. Der neue Terminal erstreckt sich über eine Fläche von 40.000 Quadratmetern. Dort werden unter anderem medizinische Waren, gekühlte Lebensmittel und Gefahrguttransporte abgefertigt. Insgesamt soll der Terminal die Frachtkapazität in Jeddah auf jährlich 1,4 Millionen Tonnen erhöhen. Ein weiteres "Model Cargo Village" am King Fahd International Airport in Dammam hat eine Kapazität von jährlich 0,65 Millionen Tonnen.

Erste Sonderlogistikzone eröffnet

Im Oktober 2022 wurde die erste integrierte Sonderlogistikzone in Riad eröffnet. Die GACA ist Betreiber der "Integrated Logistics Bonded Zone" (ILBZ). Die ILBZ befindet sich auf dem Gelände des King Khalid International Airports.

In der ILBZ werden Unternehmen unter bestimmten Bedingungen bis zu 50 Jahre von der Körperschaft- sowie Mehrwertsteuer befreit. Sie sind auch von Quellensteuerabzügen bei bestimmte Zahlungen im Zusammenhang mit spezifischen Aktivitäten von Nichtansässigen ausgenommen. Die Ausführungsbestimmungen werden von der Generalbehörde für Zakat und Steuern derzeit erarbeitet.

Unternehmen in der Zone können zu 100 Prozent in ausländischem Besitz sein. Es gibt keine Beschränkungen bei der Kapitalrückführung. Waren, die in die ILBZ eingeführt werden, sind frei von Zöllen und Einfuhrbeschränkungen.

Saudi Post akquiriert Naqel Express

Das staatliche Unternehmen Saudi Post (SPL) hat das Logistikunternehmen Naqel Express vollständig übernommen. Zuvor war Nagel Express ein Joint Venture aus SPL (51 Prozent) und Arabian Hala (49 Prozent). Die Übernahme wurde durch die SPL-Logistiksparte, die Saudi Post and Logistic Services Company, abgewickelt. Bisher war Naqel Express ein SPL-Konkurrent unter anderem in den Bereichen E-Commerce und B2C (Business to Customer).

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