Deutsche Wettbewerbsposition | Saudi-Arabien
Deutschlands wichtigster Absatzmarkt in der MENA-Region
Die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien sind 2020 auf ein Zehnjahrestief gefallen und auch 2021 weiter gesunken. Gleichzeitig meldet China eine Verdoppelung der Lieferungen.
03.02.2022
Von Robert Espey | Dubai
Saudi-Arabien ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 800 Milliarden US-Dollar (US$, 2021, Schätzung) die mit Abstand größte Volkswirtschaft im MENA-Raum. Trotz des negativen Trends beim deutschen Export nach Saudi-Arabien bleibt das Königreich zumindest mittelfristig Deutschlands wichtigster Absatzmarkt in der Region.
Die deutsche Außenhandelsstatistik weist zwar die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als größten deutschen Exportmarkt aus. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, dass ein Großteil der in die VAE gelieferten Waren in andere Länder re-exportiert wird, vor allem über die Handelsdrehscheibe Dubai.
Die Hoffnungen, dass der deutsche Export nach Saudi-Arabien auf über 10 Milliarden Euro gesteigert werden kann, haben sich nicht erfüllt. Vielmehr sind die Ausfuhren zwischen 2015 und 2021 kontinuierlich von 9,9 Milliarden auf 5,5 Milliarden Euro (Schätzung) geschrumpft. Die Talfahrt dürfte sich zwar 2022 nicht fortsetzen. Aber ein kräftiger Wachstumstrend ist angesichts des harten internationalen Wettbewerbs nicht in Sicht.
Saudi-Arabien auf einen Blick
Saudi-Arabien importierte 2020 gemäß der General Authority for Statistics Waren im Wert von 138,0 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 5,2 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag Saudi-Arabien 2020 mit 5,8 Milliarden Euro auf Rang 36 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Saudi-Arabien exportierte 2020 Waren im Wert von 173,9 Milliarden US$, davon gingen 0,3 Prozent nach Deutschland. Destatis zufolge lag Saudi-Arabien 2020 mit 0,9 Milliarden Euro auf Rang 64 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut Deutscher Bundesbank (Direktinvestitionsstatistik) waren 2019 insgesamt 77 deutsche Unternehmen in Saudi-Arabien ansässig und beschäftigten etwa 14.000 Personen. |
China auf dem Vormarsch
Mit niedrigen Preisen, attraktiven Finanzierungen und qualitativ immer hochwertigeren Produkten haben sich chinesische Firmen in Saudi-Arabien durchgesetzt. Etwa ein Fünftel aller Einfuhren entfiel 2021 auf China, so die saudi-arabischen Daten. Nach chinesischen Angaben konnten die Lieferungen nach Saudi-Arabien zwischen 2010 und 2015 von 10,4 Milliarden auf 21,6 Milliarden US$ expandieren. Es folgten drei Jahre mit Rückgängen. Aber seit 2019 ist wieder ein starker Aufwärtstrend zu verzeichnen, für 2021 werden 30,3 Milliarden US$ gemeldet. Neben Deutschland gehören vor allem die USA zu den Verlierern.
Bild vergrößernDeutscher Maschinenbau und Kfz-Sektor mit negativen Entwicklungen
Der Rückgang der deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien wird unter anderem durch die sinkenden Maschinenlieferungen verursacht. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) exportierte die Branche im Zeitraum 2018 bis 2021 nur noch für jährlich 1 Milliarde Euro, für rund 2 Milliarden Euro wurde 2015 geliefert. Auch im Automobilsektor gab es negative Entwicklungen. Die deutsche Kfz-Branche (Fahrzeuge und Teile) verkaufte in Saudi-Arabien 2015 für 1,6 Milliarden Euro. Auf 0,7 Milliarden Euro sank der Wert 2017, rund 0,8 Milliarden wurden 2020 verbucht, etwa 0,9 Milliarden waren es 2021.
Bild vergrößernSaudi-Arabien: Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)
Rang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
|---|---|---|---|---|
Chemische Erzeugnisse 2) | ||||
1 | USA | 16,1 | 13,2 | 13,7 |
2 | Deutschland | 12,6 | 11,5 | 12,1 |
3 | China | 0,9 | 4,8 | 7,8 |
Maschinen 3) | ||||
1 | China | 0,8 | 8,7 | 21,7 |
2 | USA | 32,9 | 23,8 | 17,9 |
3 | Italien | 9,8 | 8,9 | 9,7 |
Deutschland | 12,8 | 14,7 | 9,6 | |
Kfz und Teile 4) | ||||
1 | Japan | 36,3 | 27,8 | 24,9 |
2 | China | 0,4 | 1,5 | 13,4 |
3 | USA | 21,8 | 24,0 | 12,6 |
Deutschland | 14,0 | 8,7 | 8,3 |
