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Drohnen erkennen Waldbrände und tranportieren Defibrillatoren

Die schwedische Industrie braucht auf ihrem Weg zur Automatisierung und Digitalisierung immer mehr Sensoren und Kameras.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Ohne Bildinformationen ist die Automatisierung und die Arbeit autonomer Maschinen kaum möglich. So hilft eine Kamera zusammen mit anderen Sensoren der Drohne von AirForestry beim Lichten von Wäldern. Bei den seit Mai 2022 andauernden Proben dafür wird die Drohne von AirForestry noch von Menschen an den richtigen Baum geführt. Zukünftig könnte das Gerät dank Erkennungshardware und künstlicher Intelligenz eigenständiger agieren. Die 80 Kilogramm schwere Drohne führt am Kabel einen Harvester, der den Baum vertikal von oben entastet und an der Wurzel abschneidet. Danach fliegt die Drohne den Baumstamm zum Abholpunkt. "Wir haben fast zwei Jahre lang im Verborgenen gearbeitet und bereits zahlende Kunden unter den größten Waldbesitzern in Europa“, bewirbt Caroline Walerud, Mitbegründerin und Vorsitzende von AirForestry, die Drohne.

Schadensichtung und Bestandsaufnahme im Wald wird in Nordeuropa bereits seit längerem mit Drohnen bewältigt. Die Drohnen erkennen ferner Waldbrände und lotsen Feuerwehrfahrzeuge zum Brandherd.

Drohnen können Leben retten

Aber nicht nur Wälder können sich auf die fliegenden Retter verlassen. Ein Forschungsteam der Chalmers University of Technology stellte im Juli 2022 ein System zur Seenotrettung vor. Das System soll autonom agieren können. Es besteht aus drei Bausteinen: einem schwimmenden Katamaran als Basis, einem Starrflügler - ein Hängegleiter mit starrer Tragfläche - und einem Quadrocopter, einer besonderen Drohne.

Ebenfalls in Eigenregie fliegen Drohnen des Start-ups Everdrone. Die Drohnen bringen Defibrillatoren zu Notfallpatienten. Die Drohne kann nicht im Verkehr stecken bleiben, sie kann so Menschenleben retten. "Man braucht immer noch einen Krankenwagen, um den Patienten zu versorgen", unterstreicht Firmengründer Maciej Drejak. Doch selbst ein paar Minuten Vorsprung der Drohne sind möglicherweise lebensrettend. Nach einem ersten Erfolg - dem System wird eine maßgebliche Rolle bei der Rettung eines 71-Jährigen mit Herzstillstand zugeschrieben - denkt Drejak über weitere Einsatzmöglichkeiten nach, beispielsweise beim Transport von Adrenalinspritzen. "Ich bin davon überzeugt, dass diese Art von System in Zukunft ein Teil des normalen Rettungsdienstes sein wird", sagte er.

Umfangreiche Mittel für Forschung und Entwicklung

In beiden Fällen konnten die Unternehmer auf Fördermittel zurückgreifen. So erhielt AirForestry über 1 Million Euro von der Innovationsagentur Vinnova. Unterdessen werden weitere Drohnenprojekte gefördert, bis Mitte September 2022 ein Vorhaben aus dem Bereich autonome Flughäfen, bis Mitte Oktober 2022 ein Projekt im Bereich fortschrittliche und innovative Digitalisierung. In beiden Fällen können maximal knapp 1 Million Euro, aber nicht mehr als 50 Prozent der Projektkosten abgerufen werden.

Mit knapp 50.000 Euro je Vorhaben, wird auch der Personalaustausch im Bereich künstliche Intelligenz unterstützt. Schwedische Unternehmen haben hier die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter zu Partnern aus fünf Ländern - darunter Deutschland - zu entsenden oder deren Mitarbeiter nach Schweden zu holen. Ziel ist es, die „Kompetenzen im Bereich künstliche Intelligenz zu stärken und langfristige Partnerschaften aufzubauen“. Anträge werden fortlaufend bewertet und noch bis Ende September 2022 angenommen.

Autonomes Fahren im Straßenverkehr wird Realität

Das schwedische Forschungsinstitut RI.SE fokussiert auch auf das Thema autonomes Fahren und damit auf Vorhaben im Straßentransport. Zahlreiche Firmen wie Mapillary, Sentient, Smart Eye, Univrses, Veoneer oder Zenuity entwickeln entsprechende Systeme. Das Start-up Einride erprobt seine semiautonomen Kurzstreckentransporter auf schwedischen Straßen – unter anderem in Zusammenarbeit mit Lidl. Ende Juni hat die Firma zudem von der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eine Genehmigung zum Pilotbetrieb ihres Pod genannten Transporters auf öffentlichen Straßen erhalten.

Geht es nach dem Telekommunikationsausstatter Ericsson, soll das autonome Fahren zukünftig nicht zwangsläufig von Geräten an Bord ermöglicht werden. Die Kosten pro Fahrzeug für autonome Systeme sollen durch das Outsourcing der Erkennung auf die Infrastruktur gesenkt werden und so für breitere Kundengruppen erschwinglich werden. An Straßen installierte Kameras und Sensoren würden per 5G-Netz Daten an Fahrzeuge senden und somit eine Einschätzung des Straßengeschehens erlauben. Einen Versuch im kleinen Maßstab realisierte Ericsson mit Partnern und knapp 200.000 Euro von Vinnova in Form von HUGO. Nach Stockholm und Göteborg durchlief der vierrädrige Roboter im Frühjahr 2022 bereits seine dritte Testphase. Diesmal transportierte er bis zu 100 Kilogramm schwere Bestellungen in Borås zum Kunden. Ein ähnliches System testen in Stockholm auch der Essenslieferdienst Foodora mit dem Technologielieferanten Teraki.

Anwendungen im Bergbau

Ähnliche Transportfunktionen, aber im wesentlich größeren Maßstab, sollen dank Bildtechnik auch im Bergbau möglich werden. Das Unternehmen LKAB arbeitet mit entsprechenden Technologien in seinen Minen bereits seit über 20 Jahren. Diese Technologien sollen im Zusammenspiel mit der Elektrifizierung zu einem fossilfreien Bergbau verhelfen. Andererseits soll die Möglichkeit, Maschinen aus dem Büro und nicht vom Fahrerhaus unter Tage zu steuern, fehlende Fachkräfte locken.

In dem Sektor sind bereits ABB, Husqvarna, Scania oder Volvo tätig. SAAB arbeitet ebenfalls am autonomen Bergbau - unter Wasser. Die Fahrzeuge und Maschinen können sie selbst bauen. Bei Sensor- und Bildtechnik kommen oft Zulieferer ins Spiel.

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