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Branchen | Schweden | Elektromobilität

Kaufprämie für Elektroautos wird nachjustiert

Die staatliche Förderung grüner Fahrzeuge hat Pkw mit Stromlademöglichkeit zu über 50 Prozent Marktanteil verholfen. Die Kaufprämie soll aber sinken.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Das Mitte 2018 eingeführte Bonus-Malus-System, das den Kauf umweltfreundlicher Straßenfahrzeuge fördert, hat die Nachfrage nach batterieelektrischen Pkw (BEV) und Plug-in-Hybriden (PHEV) in Schweden deutlich angekurbelt. Anfang Juni 2022 hat die Regierung angekündigt, dass die einmalig ausgezahlte Bonus-Kaufprämie für BEV ab dem 1. Januar 2023 um rund 1.880 Euro auf 4.700 Euro reduziert wird (1 Euro = 10,6375 schwedische Kronen; Stand: 20.6.2022). Daneben wird - ähnlich der deutschen Regelung - eine Obergrenze für den Kaufpreis eingeführt. Diese liegt derzeit bei 65.800 Euro.

Die Reduzierung des Bonus für PHEV wird in zwei Schritten - zum 12. Juli 2022 und zum 1. Januar 2023 - vorgenommen und deutlich spürbarer sein. Ein Beispiel: Beim Mercedes-Benz A250e, der 30 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) je Kilometer emittiert, wird die einmalige Kaufprämie, die bisher etwa 2.600 Euro beträgt, im ersten Schritt auf 1.030 Euro und ab dem kommenden Jahr auf unter 470 Euro sinken.

Kaufprämien für umweltfreundliche Fahrzeuge (Betrag der einmaligen Zahlung)

Antriebsart

derzeit geltend

12. Juli bis 31. Dezember 2022

ab 1. Januar 2023

batterieelektrische Pkw, Wasserstoff

6.580 Euro

6.580 Euro

4.700 Euro

Plug-in-Hybride

Basisbetrag 4.230 Euro;

minus 55 Euro je g/km CO2-Emissionen

Basisbetrag 1.880 Euro;

minus 28 Euro je g/km CO2-Emissionen

Basisbetrag 940 Euro;

minus 16 Euro je g/km CO2-Emissionen

Erdgas, außer Flüssiggas (Liquefied Petroleum Gas)

940 Euro

940 Euro940 Euro
Umrechnung nach dem Kurs der Europäischen Zentralbank vom 20.6.2022: 1 Euro = 10,6375 skrQuelle: Verkehrsagentur Transportstyrelsen 2022


Bereits zum 1. Juni 2022 wurden die Berechnungsregeln der jährlichen Malus-Abgabe, die die Umweltprämie mitfinanziert, für Verbrenner angepasst. So müssen beispielsweise Käufer des Kleinwagens Toyota Yaris Hybrid mit etwa 160 Euro pro Jahr rund 400 Prozent mehr Kfz-Steuern zahlen als zuvor. Bei großen und PS-starken Fahrzeugen wie dem BMW X7 M60i fällt der Anstieg mit etwa 6 Prozent zwar deutlich geringer aus, doch absolut gesehen ist die Steuer mit  2.735 Euro deutlich höher.

Kfz-Steuern für Verbrenner (Höhe der jährlichen Abgabe)

Treibstoff

bis 31. Mai 2022

seit  1. Juni 2022

Benzin

Basisbetrag 34 Euro;

plus 10 Euro je g/km CO2-Emissionen zwischen 90 und 130 g/km;

plus 12 Euro je g/km CO2-Emissionen über 130 g/km

Basisbetrag 34 Euro;

plus 10 Euro je g/km CO2-Emissionen zwischen 75 und 125 g/km;

plus 12 Euro je g/km CO2-Emissionen über 125 g/km

Diesel


Die gleiche Abgabe wie für Benziner;

plus Umweltaufschlag in Höhe von 23 Euro;

plus Treibstoffaufschlag in Höhe von 1,3 Euro je g/km CO2-Emissionen



Die gleiche Abgabe wie für Benziner;

plus Umweltaufschlag in Höhe von 23 Euro;

plus Treibstoffaufschlag in Höhe von 1,3 Euro je g/km CO2-Emissionen

Umrechnung nach dem Kurs der Euuropäischen Zentralbank vom 20.6.2022: 1 Euro = 10,6375 skrQuelle: Verkehrsagentur Transportstyrelsen 2022


Vor allem die fortschreitende Erhöhung der Malus-Abgabe hat zu einer deutlichen Reduzierung des Neuwagenangebots geführt. Kleinstwagen wie der Citroen C1 oder Toyota Aygo sind ganz aus den Autohäusern verschwunden. Und Volkswagen verkauft den Polo in Schweden sogar gar nicht mehr. Kleinst- und Kleinwagen spielten auf dem schwedischen Markt aber traditionell keine große Rolle. Unter den 50 beliebtesten Neuwagen 2021 fanden sich gerade einmal zwei Vertreter dieser Klassen - darunter einer mit CO2-ausstoßarmen Hybrid-Antrieb.

Für die schwächelnden Verkaufszahlen sind andere Faktoren entscheidend. "Die Kombination aus Produktionsstopps, höheren Energiepreisen, höheren Kosten für Vorleistungen und Transport, die schwache Krone und die allgemeine Unruhe haben Folgen für den schwedischen Fahrzeugmarkt", erklärt Mattias Bergman, Chef des Kfz-Branchenverbandes Mobility Sweden. Die Prognose des Verbandes von Anfang 2022, die von einem Plus der Neuwagenverkäufe in Höhe von 10 Prozent für das laufende Jahr ausging, musste bereits zweimal nach unten revidiert werden. Zuletzt erwarteten die Experten im Juni 2022, dass in diesem Jahr rund 300.000 Neuwagen auf den Markt kommen, ebenso viele wie 2021.

In den ersten fünf Monaten 2022 konnten gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum nur die Neuzulassungen von BEV zulegen, und dies mit einem Plus von über 100 Prozent. Gleichzeitig sind die PHEV-Neuzulassungen um 25 Prozent gesunken. Unter dem Strich machten die Fahrzeuge mit elektrischer Lademöglichkeit erstmalig über die Hälfte aller Pkw-Neuzulassungen aus. Dies bei einem schrumpfenden Markt: Insgesamt gingen die Neuzulassungen von Januar bis Mai 2022 um 14 Prozent zurück.

Der Boom bei den Elektroautos rückt den Ausbau der Ladeinfrastruktur in den Fokus. Um hier voranzukommen, wurde Anfang 2022 ein Aktionsplan vorgelegt, der auf Schnellladestationen und besonders leistungsfähige Ladepunkte für Lkw setzt.

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