Privatkunden geben immer mehr Geld für ihre Kameraausrüstung aus

In den ersten vier Monaten 2022 wurden in Schweden wertmäßig doppelt so viele Kameras eingeführt wie im gleichen Zeitraum 2021. Insgesamt lag der Wert importierter Fotokameras zwischen 2016 und 2021 durchschnittlich bei 8 Millionen Euro. Das geht aus Zahlen des schwedischen Statistikamt SCB hervor. Abhängig davon, wann neue Modelle auf den Markt kommen, sind die Schwankungen der Importe aber sehr stark. Die Coronapandemie hat der Branche nicht geschadet.

„Wir haben immer mehr Kunden“, bestätigt auch Mats Wiksten, Miteigentümer des Stockholmer Fachgeschäftes Kameradoktorn. Die höchsten Umsatzzuwächse werden aber nicht dadurch generiert, dass es mehr Käufer gibt, sondern dadurch, dass einzelne Käufer mehr Geld in ihre Ausrüstung investieren. „Früher verkauften wir viele Einsteigerkameras für 500 bis 600 Euro. Heute liegt auch bei Amateuren der Kaufpreis beim doppelten Wert oder mehr – nicht zuletzt wegen der Modellpolitik der Hersteller“, ergänzt er.

Sichtbar ist ebenfalls das überproportionale Interesse an Hybridkameras, mit denen sowohl Filme als auch Fotos gemacht werden können. Das hat nicht nur Folgen für die Kamerawahl, sondern auch für den Accessoire-Wunschzettel. „Bei traditionellen Grau- oder Polarisationsfiltern ist das Interesse stabil oder sogar leicht rückgängig. Variable Graufilter, die bei Filmemachern sehr beliebt sind, verkaufen sich derweil bestens“, sagt der Fachmann.

Zugleich hat die Nachfrage nach Objektiven in den vergangenen Jahren etwas nachgelassen. Die jährlichen Umsätze mit Objektiven liegen aber immer noch etwa beim 9-fachen des Kamerawertes. Mitverantwortlich dafür ist in Schweden – ähnlich wie in den Nachbarländern – das überproportional große Interesse an starken Teleobjektiven für die Tierfotografie, aber auch an lichtstarken Weitwinkeln für die Landschaftsfotografie. Die dunklen Winter laden zur Astrofotografie ein.

Tier- und Naturfans sind auch wichtige Abnehmer für Ferngläser. Sie kaufen eher gehobene Modelle der angesehensten Marken und sind meistens gut informiert. Mit Attributen, wie Vergrößerung oder Wetterfestigkeit, lässt sich kaum jemand ködern – sie sind Basisvoraussetzung. Entscheidend sind eher Faktoren, wie Lichttransmission, Qualität der Vergütung oder Farbwiedergabe. Vor diesem Hintergrund kaufen die Kunden vorrangig in Geschäften, die auf Ferngläser spezialisiert sind. Auch Fachgeschäfte für Jagdbedarf und -zubehör verzeichnen eine hohe Nachfrage. Schließlich erneuern laut dem Verband Svenska Jägareförbundet jährlich etwa 300.000 Schweden ihre jeweils für ein Jahr gültige Jagdlizenz. Entsprechend groß ist auch das Interesse an Entfernungsmessern und Zielfernrohren. Rund 90 Prozent der Kunden sind männlich.

"Die großen Fotohersteller unterhalten in Skandinavien eigene Vertretungen, von denen wir direkt beziehen", berichtet Wiksten. "Produkte von Drittanbietern und kleinere Accessoires wie Filter, Stative, Taschen kaufen die meisten Einzelhändler bei Vertriebsgesellschaften, wie zum Beispiel Focus Nordic. Oder über Ebay, weil es teilweise schneller und kostengünstiger geht".

Entscheidend für den Verkauf ist nach Einschätzung von Wiksten die kurzfristige Verfügbarkeit. "Wir können nicht alles auf Lager haben – mit einer Ausnahme haben alle schwedischen Fachhändler nur ein stationäres Geschäft und bereits Millionen Kronen ins "große" Fotoequipment investiert."

Es ist aber auch nicht sinnvoll, beim Vertrieb ausschließlich auf den Großhändler zu setzen. "Wir – die Fachhändler – müssen über neue Produkte, ihre Vorteile und Sonderfunktionen informiert werden, um fachgerecht beraten zu können. Wir versuchen uns über die einschlägigen Portale selbst zu informieren, aber mehr ist in diesem Fall besser. Unsere Kunden erwarten nach wie vor Service und fachliche Beratung – egal ob Amateure oder Profis. Und sie sind bereit, in Qualität zu investieren."