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Trotz Fachkräftemangel und steigender Qualitätsansprüche ist die Dominanz einheimischer Unternehmen nicht einfach zu durchbrechen. Gründe dafür liegen im administrativen Bereich.
12.04.2021
Von Michał Woźniak | Stockholm
Die Dominanz einheimischer Unternehmen auf dem schwedischen Markt hat mehrere Gründe. Der relativ hohe Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern begünstigt die Beauftragung lokaler Firmen. Skandinavische Unternehmen haben auch mehr Erfahrung mit dem spezifischen Klima, was ihnen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus Kontinentaleuropa beschert. In der Baubranche hält sich zudem der langewährende Wirtschaftspatriotismus mit am stärksten.
Nicht unwichtig ist die im Vergleich zu Deutschland niedrigere Bauqualität, die sich beim Preis niederschlägt. Deutsche Unternehmen, die nach den ihnen bekannten Standards bauen wollen, haben bei der Kostenkalkulation somit gleich am Start einen Nachteil. Dieser wird durch die üblichen Rabattkriterien noch vergrößert: Zulieferer, Ausstatter und Unterauftragnehmer honorieren vor allem Kundentreue. Langjährige Geschäftsbeziehungen können somit beispielsweise den Preis für Baumaterial oder Projektarbeiten wesentlich senken.
Hinzu kommen administrative Hürden. Die schwedische Baubranche wird genau wie in Deutschland stark von Gewerkschaften geprägt. Diese legen nicht nur den Mindestlohn fest, der Kostenvorteile beim Personal egalisiert. Auf ihr Wirken ist auch die Registrierungspflicht für ausländische Bauarbeiter und -handwerker zurückzuführen. Jede Person, die auf schwedischen Baustellen tätig ist, muss über eine ID06-Karte verfügen. Diese muss über einen der ausgewiesenen Partner beantragt werden, von denen nur einer über ein Büro in Deutschland verfügt.
Zum 1. Januar 2021 trat zudem eine Rechtsnovelle in Kraft, die in Bezug auf die Steuerregeln für ausländische Arbeitsnehmer die sogenannte 183-Tage-Regel modifiziert. Im Baugewerbe könnte dies sehr schnell zur Entstehung einer Steuerpflicht in Schweden führen.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.
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