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Das schweizerische Bundesamt für Energie (BFE) will den Ausbau von Fotovoltaik 2021 mit 435 Millionen Euro fördern. Wartelisten für Einmalvergütung sollen entfallen.
28.01.2021
Von Karl-Heinz Dahm | Bonn
Die Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Parallel dazu soll die "Energiestrategie 2050" umgesetzt werden. Die Strategie, ein vom schweizerischen Bundesrat entwickeltes Maßnahmenpaket, trat 2018 in Kraft und zielt darauf ab, dass bis 2050 kein Strom mehr aus Kernenergie oder fossilen Energien gewonnen werden soll. Damit einher gehen verschärfte Maßnahmen zur Senkung des Stromverbrauchs sowie von CO2-Emissionen. Gleichzeitig soll der Ausbau der erneuerbaren Energien fortschreiten.
Energieträger | Anteil (in %) |
---|---|
Erneuerbare Energien | 75 |
Wasserkraft | 66 |
Fotovoltaik, Wind, Biomasse, Kleinwasserkraft | 9 |
Kernenergie | 19 |
Abfälle und fossile Energieträger | 2 |
Nicht überprüfbare Herkunft* | 4 |
Wenn der Ausstieg aus fossilen Energien und aus der Atomkraft ohne Stromimporte gelingen soll, fällt dem Ausbau von Fotovoltaik eine besondere Rolle zu. In ihrer am 26. November 2020 veröffentlichten Auftragsstudie "Energieperspektiven 2050+" unterstreicht das BFE die Bedeutung von Solarenergie als eine der tragenden Säulen der Energieversorgung in der Schweiz, zusammen mit der Wasserkraft.
Das BFE entwickelt in der Studie ein Szenario, das von der Annahme ausgeht, dass der Fotovoltaik-Ausbau langfristig um bis zu 1,5 Gigawatt Leistung pro Jahr zunehmen wird. Aktuell sind es nur rund 0,3 Gigawatt jährlich. Die Gestehungskosten des Solarstroms werden dem Szenario zufolge bis 2050 weiter sinken, gleiches gilt für die Batteriekosten. Das BFE erwartet demzufolge, dass 2050 rund 70 Prozent der Fotovoltaik-Anlagen mit Batteriespeichern kombiniert sein werden. Die Kapazität der Stromerzeugung aus Fotovoltaik-Anlagen schätzt das Amt im Jahr 2050 auf 33,6 Terawattstunden (TWh). Heute erzielen Anlagen 2,2 TWh.
Der schweizerische Fachverband Swissolar taxierte 2020 den gesamten Strombedarf der Schweiz auf rund 60 TWh pro Jahr. Der Verband hob hervor, dass allein über Kollektoren auf Dächern und in Fassaden 67 TWh produziert werden könnten, wenn man diese Technologie in der Schweiz konsequent nutzen würde.
Der Zubau an Fotovoltaik-Anlagen verlief in der Schweiz in den letzten Jahren eher schleppend. Grund dafür waren unter anderem lange Wartefristen für den Bezug der Einmalvergütung und die späte Freigabe von Förderkontingenten durch Pronovo, der Zentralstelle für Förderprogramme.
Swissolar hatte wiederholt das langsame Ausbautempo angemahnt. Auch Energieministerin Simonetta Sommaruga wies auf der Energiekonferenz in Bern im Frühjahr 2020 auf das enorme Potenzial von Fotovoltaik hin und forderte die Unternehmen auf, darin mehr zu investieren.
Die Rahmenbedingungen wurden seither verbessert, zum Beispiel durch vereinfachte Bewilligungsverfahren und kürzere Wartefristen für die Auszahlung von Einmalvergütung. Swissolar-Geschäftsführer David Stickelberger äußerte in einer Pressemitteilung, dass die verkürzten Wartefristen dazu beigetragen hätten, dass der Solarmarkt 2020 deutlich gewachsen sei. Aus Sorge vor einem coronabedingten Nachfragerückgang hatte das Energieministerium zudem die Fördermittel 2020 um 43 Millionen Euro auf insgesamt 348 Millionen Euro aufgestockt.
Im Januar 2021 legte die Regierung noch einmal nach und erhöhte den Förderbetrag für Fotovoltaik-Anlagen ab April 2021 auf insgesamt 435 Millionen Euro. Von diesen zugesagten Fördermitteln entfallen 250 Millionen Euro auf die sogenannte kleine Einmalvergütung (KLEIV) und 185 Millionen Euro auf die große Einmalvergütung (GREIV).
KLEIV wird für Anlagen mit einer Leistung von weniger als 100 Kilowatt gezahlt, während GREIV große Anlagen über 100 Kilowatt fördert. KLEIV kann nach Angaben des Bundesamtes für Energie voraussichtlich für alle Anlagenbetreiber ausbezahlt werden, die ihren Antrag auf Förderung bis zum 30. September 2021 einreichen.
Nach Schätzung des Bundesamtes betrifft dies rund 25.000 Anlagen mit einer Leistung von etwa 330 Megawatt. "Somit kann die Warteliste komplett abgebaut werden. Ab Oktober 2021 verbleibt nur noch eine Bearbeitungszeit von rund 3 Monaten", so das BFE. Das Fördervolumen für GREIV betrug 2020 laut BFE rund 238 Millionen Euro. Rund 2.400 Anlagen mit einer Leistung von 713 Megawatt erhielten diese Förderungsbewilligung.
Fotovoltaik wird in der Schweiz auf Bundesebene durch Pronovo gefördert. Zusätzlich gibt es Förderprogramme einzelner Kantone, Gemeinden und Energieversorger. Unabhängig von ihrer Größe erhalten Betreiber von Fotovoltaik-Anlagen eine Einmalvergütung. Darunter ist ein einmaliger Investitionsbeitrag zu verstehen, der laut Fachverband Swissolar maximal 30 Prozent der Investitionskosten einer Anlage abdeckt. Dabei wird, so der Verband, ein Grundbeitrag und ein Leistungsbeitrag pro installiertem Kilowatt vergütet. Angaben über die Höhe der Vergütung finden sich Anhang 2.1 der Energieförderungsverordnung. Die nächste Anpassung erfolgt laut Swissolar am 1. April 2021.
Ein neuer Leitfaden des Bundesamtes für Verkehr und des Solarverbandes Swissolar, der am 20. Januar 2021 erschienen ist, weist auf das große Potenzial für Fotovoltaik auch im öffentlichen Verkehr hin. Die Transport- und Verkehrsbetriebe könnten auf ihren Gebäudedächern durch Installation von Fotovoltaik-Anlagen ein Viertel ihres Energieverbrauchs erzeugen und "einen wichtigen Beitrag zur Energiestrategie 2050 leisten", so die Autoren.
Informationen zu passenden Förderprogrammen für Energieprojekte in der Schweiz bietet das neue Portal Energiefranken. Dort können Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen das für sie passende Förderprogramm für Energie und Mobilität finden. Energiefranken steht in den Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch zur Verfügung.