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Branchen | Senegal | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Viel Dynamik in Senegals Agrarsektor

Die Coronapandemie hat das Wirtschaftswachstum nicht wirklich aufhalten können. In der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie ziehen die Aktivitäten deutlich an. 

Von Wolfgang Karg | Berlin

2020 wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Senegal um immerhin 0,8 Prozent und rutschte nicht in die Rezession ab. Für 2021 wird bereits wieder ein deutliches Wachstum um die fünf Prozent erwartet und liegt damit fast so hoch wie vor der Pandemie. Das Land durchlebte im Sommer die dritte Infektionswelle. Die Impfkampagne geht zumindest in den Ballungszentren voran. Politisch ist das Land unter der Regierung von Präsident Macky Sall weiter stabil geblieben. Im März 2021 kam es zu vereinzelten gewaltsamen Unruhen nach der vorübergehenden Festnahme eines Oppositionsführers. Es wird aber nicht mit einer Destabilisierung des Landes gerechnet, trotz sozialer und politischer Spannungen.

Wirtschaftliche Aussichten weiterhin positiv

Die Wirtschaft des Landes diversifiziert sich zunehmend, auch wenn noch zu wenige Industriebetriebe existieren. Das Umfeld für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entwickelt sich aber seit Jahren sehr positiv. Zugelegt hat auch die Rohstoff-Förderung von Gold, Phosphat, Industriekalk, Eisenerz und Seltenen Erden. Die Pläne zur Förderung von Öl und Gas vor der Küste wurden durch den Preisverfall 2019/2020 zwar zurückgeworfen, werden aber weiter vorangetrieben. Ab 2023 sollen die Einnahmen mithilfe der Offshore-Förderung helfen, den Staatshaushalt durch die pandemiebedingten Mehrausgaben weiter zu stabilisieren.

Der Senegal ist Teil der Reformpartnerschaft Compact with Africa der G20-Staaten. In den letzten Jahren wurden bereits deutliche Fortschritte erzielt. Die Regierung hat unter dem Titel Sénégal Émergent ein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm aufgelegt, das bereits Früchte trägt. Korruption und eine teilweise intransparente Verwaltung stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung für ausländische Unternehmen dar.

Landwirtschaft hat deutliche Fortschritte erzielt

Im Land existiert eine Basis an KMU in der Nahrungsmittelproduktion. Daneben sind internationale Agrarkonzerne aktiv. Die Getreideernte konnte trotz Pandemie 2020/2021 gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel von 2,7 auf 3,4 Millionen Tonnen gesteigert werden. Der Ertrag bei Reis stieg um 25 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen, der von Hirse um 18 Prozent auf 950.000 Tonnen und der von Mais um 19 Prozent auf 630.000 Tonnen. Eine bessere Versorgung der Landwirte mit Saatgut und Dünger wird für die Ertragssteigerung verantwortlich gemacht. Bei den für den Export wichtigen Cash Crops Baumwolle und Erdnüsse wird ein Wiederanstieg der Ernte und des Exports erwartet. Insgesamt sollten die Investitionen in Maschinen und Anlagen für die Landwirtschaft in den nächsten Jahren deutlich anziehen.

Neben Hortikulturen und Reis haben vor allem Fischerei und Viehzucht deutliche Zuwächse verzeichnet. Die Fortschritte bieten deutschen Zulieferern immer mehr Absatzmöglichkeiten, auch wenn der Wettbewerb unter den Anbietern stark zugenommen hat. Aber der Senegal dürfte stark von der Umsetzung der panafrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) profitieren. Auch für den Export landwirtschaftlicher Produkte nach Europa wird das Land aufgrund seiner Fruchtfolge zunehmend attraktiv. Eine Reihe deutscher Nahrungsmittelhersteller plant den Auf- oder Ausbau ihres Sourcing aus dem Senegal.

Anbau von ausgewählten Rohstoffen im Senegal

Anbausorte

Jahresproduktion 2020/21 (in Tonnen)

Bemerkung

Erdnüsse

1.600.000

steigend; überwiegend in der Tiefebene um die Stadt Kaolack herum; einst weltgrößter Produzent; starke Nachfrage aus China

Rohrzucker

193.000 (2019)

Compagnie Sucrière Sénégalaise (CSS) will Produktion ausbauen; bis 2023 sollen 200.000 Tonnen erreicht sein

Hortikulturen

1.624.000

starkes Wachstum in den letzten Jahren; vor allem Anbau von Kohl, Okra, Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln, Strauchtomaten, Mangos und Bananen

Getreide

3.400.000

deutlicher Anstieg vor allem bei Reis, Mais und Hirse

Quelle: Food and Agriculture Organization (FAO); United States Department of Agriculture (USDA); Direction de la Prévision et des Études Économiques (DPEE); Statistisches Bundesamt

Maschinenmarkt mit hohen Zuwächsen

Die deutschen Ausfuhren in den Senegal sind im Krisenjahr 2020 trotz aller Widrigkeiten deutlich angestiegen. Insgesamt exportierten deutsche Unternehmen Waren für mehr als 127 Millionen Euro in den Senegal. Davon entfielen nach VDMA-Zahlen (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) mehr als 3,6 Millionen Euro auf Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 war dies fast eine Vervierfachung. Daher sind die Aussichten für dieses Marktsegment im Senegal mittel- und langfristig weiterhin positiv.

Dakar ist neben Lagos, Accra und Abidjan eines der großen Zentren der Konsumgüterindustrie in Westafrika. Bei den Produkten handelt es sich vor allem um einfache Nahrungsmittel wie Milcherzeugnisse, Getränke, Backwaren oder Bouillonwürfel. Aber auch hier ist von einer starken Entwicklung in den nächsten Jahren auszugehen. Die Bedeutung von im Land produzierten Produkten und einheimischen Marken nimmt deutlich zu.

Der mit deutscher Unterstützung entstehende Aufbau eines Hubs für eine Impfstoffproduktion in Dakar dürfte dem Verpackungssektor zugutekommen. Dakar könnte dann eine Schlüsselfunktion bei der Produktion von Impfstoffen und sonstigen Medikamenten für ganz Westafrika einnehmen. Diese Pläne könnten für Ausrüster einer Reihe von Branchen in Deutschland interessante Geschäftsmöglichkeiten bieten, darunter auch für Hersteller von Verpackungsmaschinen.

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