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Branchenbericht Serbien Energiewende

Serbien auf dem Weg zu mehr grüner Energie

Die serbische Regierung verabschiedet einen neuen Klimaplan, eine neue Energiestrategie und neue Gesetze. Damit bekommt das Land einen Rahmen für die Energiewende.

Von Martin Gaber | Belgrad

Bislang basiert Serbiens Energiemix mit einem Anteil von knapp 70 Prozent vor allem auf Kohle. Der Balkanstaat gehört außerdem zu den energieintensivsten Ländern Europas. Doch nun scheint die Regierung in Belgrad das Thema ernst zu nehmen. Im Zuge der Annäherung an die EU und ihren Green Deal soll in Serbien mit internationaler Unterstützung die Energiewende gelingen und das Land bis 2050 dekarbonisiert werden.

Serbien schafft neue Rahmenbedingungen

Dafür hat das serbische Parlament im Frühjahr 2021 den gesetzlichen Rahmen geschaffen. „Mit vier neuen Gesetzen, darunter ein modernes Gesetz für den Einsatz erneuerbarer Energien, hat Serbien einen neuen Rahmen bekommen, aktiv am Prozess der globalen Energiewende mitzuwirken,“ sagt Jovanka Atanacković, Staatssekretärin im Ministerium für Energie und Bergbau. Auch laut der zuständigen Ministerin Dr. Zorana Mihajlović, steuert Serbien damit in eine neue Energiepolitik.

Marktprämie wird wichtigster Anreiz

Das neue Gesetz soll Investitionen fördern und den Anteil erneuerbarer Energiequellen erhöhen. Dafür wird ein neues Anreizsystem eingeführt. Die bisher bekannte Einspeisevergütung gibt es auch weiterhin, aber nur noch für kleine Projekte unter 500 Kilowatt installierter Leistung oder unter 3 Megawatt bei Windanlagen. Durch die Marktprämie sollen Investitionen kostengünstiger und kalkulierbarer werden. Dabei wird laut dem Nachrichtenportal Balkan Green Energy News dem Stromerzeuger zusätzlich zum Marktpreis eine Prämie in Eurocent pro Kilowattstunde ausgezahlt. Die Höhe wird per Auktion ermittelt. Das neue Anreizsystem ist auf 15 Jahre ausgelegt und steht sogenannten bevorzugten Energieerzeugern (Privileged Power Producer) zur Verfügung.

Entscheidend für die Ausschüttung der Marktprämie ist ein negatives Bieterverfahren. Der gesetzliche Rahmen hierfür steht. Ende 2021 könnte das Ministerium den Startschuss geben. Für die ersten Ausschreibungen für Windparks wurde eine Quote von 400 Megawatt festgesetzt.

Verbraucher können Strom selber produzieren

Mit dem neuen Gesetz können Verbraucher nun auch zu Energieproduzenten, sogenannten Prosumern (zusammengesetzt aus Producer und Consumer), werden. Sie können nun Solarpanels auf ihrem Dach installieren. Der Strom kann dann sowohl für den Eigenbedarf genutzt, gespeichert als auch ins Netz eingespeist werden. Eingespeister Strom wird mit der nächsten Rechnung verrechnet oder vergütet.

Staat hält sich Hintertür offen

Mit dem neuen Gesetz kann der Staat nun auch öffentliche Ausschreibungen für strategische Partnerschaften auf den Weg bringen. Diese sollen für Investitionen in erneuerbare Energiequellen möglich sein. Damit behält sich der Staat eine Hintertür offen. Sollte es der Regierung nicht gelingen mit nationalen oder internationalen Zielen Schritt zu halten, könnte dies mit strategischen Projekten vorangetrieben werden. Diese Ausschreibungen sind von den regulären öffentlichen Ausschreibungen ausgenommen, so die Anwaltskanzlei CMS.

Neue Strategien setzen Leitplanken

Neben dem gesetzlichen wird auch der strategische Rahmen für die kommenden Jahrzehnte neu gesetzt. Derzeit wird der Integrierte Nationale Plan für Energie und Klima für den Zeitraum 2021 bis 2030 ausgearbeitet. Dieser soll auch eine Vision bis 2050 beinhalten. Ziel ist es, die Energiepolitik an die Anforderungen der Energiegemeinschaft und des EU-Rechts anzupassen und damit die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Zudem wird es eine Strategie für die Energieentwicklung in Serbien für den Zeitraum bis 2040 geben sowie ebenfalls eine Vision bis 2050.

“[…] Bis 2040 wird der Anteil der erneuerbaren Energien bei mindestens 40 Prozent liegen. Durch die Umsetzung aller geplanten Projekte werden wir die jährlichen CO2-Emissionen um rund 23 Millionen Tonnen reduzieren – von 53 Millionen Tonnen in 2019."

Dr. Zorana Mihajlović, Ministerin für Energie und Bergbau

Bislang blieb Serbien hinter seinen Zielen zurück: Rund 20 Prozent stammt aus erneuerbaren Energiequellen. Serbien hatte sich im Nationalen Aktionsplan bis 2020 eigentlich ein Ziel von 27 Prozent gesetzt.

Tatsächlich scheint Serbien das Thema nun ernster zu nehmen. Der geplante Ausbau des Kohlekraftwerks Kolubara wurde gestoppt, die Gesetze verabschiedet und die Regierung will Potenziale im Bereich Wasser, Wind und Solar nutzen. Zudem werden die Verteilernetze erneuert. Unterstützung leisten vor allem die deutsche Entwicklungsbank KfW und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD).

Boom an erneuerbaren Energien steht bevor

Seit 2014 wurden Windparks mit einer installierten Gesamtkapazität von insgesamt 400 Megawatt errichtet. Zwei weitere Windparks stehen kurz vor Baubeginn und würden die Kapazität auf 600 Megawatt erhöhen. Insgesamt sind Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Gigawatt in Planung. Diese werden vor allem von internationalen Investoren vorangebracht. Das derzeit größte geplante Projekt ist der 600-Megawatt-Windpark Maestrale Ring in der Nähe von Subotica. Investor ist die italienisch-serbische Fintel Energija. Fintel hat bereits drei Windprojekte im Land realisiert.

In den nächsten fünf bis zehn Jahren steht Serbien laut Balkan Green Energy News ein Solarboom bevor. Trotz guter Voraussetzungen liegt die installierte Kapazität derzeit bei nur 20 Megawatt. Mit dem neuen Gesetz werden bessere Rahmenbedingungen für Investitionen erwartet. Dadurch dürften nicht nur Solarparks entstehen, sondern auch Unternehmen und private Haushalte profitieren.

Zudem plant die serbische Regierung eine direkte Förderung energieeffizienter Maßnahmen in Privathaushalten. Unterstützung kommt von KfW und EBRD. Nach Schätzungen sind rund 70 Prozent aller Privathaushalte (Wohnungen) nicht ausreichend isoliert. Daneben sind auch Vorhaben für öffentliche Gebäude sowie für das Übertragungsnetz in Planung oder in der Umsetzung.

Entscheidende Impulse wird in den nächsten Jahren die Grüne Agenda für den Westbalkan setzen. Diese basiert auf mehreren Säulen: Klima, Energie und Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität, nachhaltige Ernährung und ländliche Entwicklung sowie der Kampf gegen die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden. Die Europäische Union stellt dafür ein umfassendes Portfolio an Kredit- und Förderinstrumenten bereit.

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Kontaktadressen

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Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade and Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

AHK Serbien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

KfW Entwicklungsbank

Projekte unter anderem im Bereich erneuerbare Energien

Energiegemeinschaft

Organisation zur Erweiterung des EU-Energiemarktes unter anderem auf Südosteuropa

Balkan Green Energy News

Nachrichtenportal

Energetski Portal

Energieportal, unter anderem mit aktuellen Projekten

Renexpo

Fachmesse

Ecofair

Fachmesse

Energetika

Fachmesse

Exportinitiative Energie

Exportunterstützung für Anbieter klimafreundlicher Technologien

Serbische Entwicklungsagentur (RAS)

Ansprechpartner für nationale Fördermittel

Ministerium für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft

relevantes Ministerium

Ministerium für Umweltschutz

relevantes Ministerium

Ministerium für Bergbau und Energie

relevantes Ministerium

Serbische Energieagentur AERS

zuständig unter anderem für Energiepreise

Serbische Wirtschaftskammer

nationale Wirtschaftskammer

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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