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Branchen | Simbabwe | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Die Nahrungsmittelbranche erweitert die Produktpalette

Simbabwe will die lokale Milchwirtschaft fördern. Auch der Anbau von Sonnenblumen wird unterstützt, um den Import von Speiseöl zu senken. Der Getränkesektor wächst kräftig.

Von Marcus Knupp | Berlin

In der Anbausaison 2020/21 ist Simbabwes landwirtschaftliche Erzeugung dank reichlicher Niederschläge in fast allen Produktgruppen gegenüber dem Vorjahr erheblich gestiegen. So nahm das Erntevolumen bei Nahrungspflanzen (besonders Mais, Hirse, Süßkartoffeln, Bohnen, Erdnüsse) um 89 Prozent zu. Der Inlandsbedarf an Getreide konnte mehr als gedeckt werden.

Auch die Ernten von Cashcrops wie Baumwolle (+94 Prozent), Soja (+51 Prozent) und Tabak (+8 Prozent) erhöhten sich zum Teil deutlich. Weniger ausgeprägt beziehungsweise uneinheitlich waren die Ergebnisse im Gartenbau. Einen Anstieg gab es etwa bei Kaffee, Bananen und Blaubeeren, einen Rückgang bei Kartoffeln oder Macadamianüssen. Ähnlich gemischt ist das Bild in der tierischen Produktion, wo die Erholung von den vorhergehenden Dürrejahren länger dauern dürfte.

Regierung fördert die Milchwirtschaft

Die Milchproduktion konnte 2021 gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf 79,6 Millionen Liter gesteigert werden. Damit lag sie weiterhin deutlich unter dem auf 120 Millionen Liter pro Jahr taxierten Bedarf. Die Regierung in Harare sieht in der Milchwirtschaft einen zentralen Bereich. Zu dessen Förderung hat sie einen "Dairy Revitalisation Fund" eingerichtet. Die Gelder sollen unter anderem dabei helfen, die Molkereibetriebe zu modernisieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Unregelmäßige Niederschläge mit Dürrejahren stellen die auf eine regelmäßige Futterversorgung angewiesene Milchwirtschaft vor erhebliche Probleme. Denn gerade in trockenen Jahren mit spärlichem Bewuchs von Weiden sind auch die Getreideernten gering und entsprechend die Futtermittelpreise hoch. Das Molkereiunternehmen Dendairy hat 2021 Pressemeldungen zufolge 3,5 Millionen US-Dollar (US$) in den Anbau von Futterpflanzen auf über 1.000 Hektar Bewässerungsland investiert. Damit können Kleinlieferanten Phasen des Futtermangels überbrücken.

Hohe Exporthürden durch internationale Standards 

Eine große Herausforderung für die Ausfuhr von Nahrungsmitteln aus Simbabwe sind internationale Qualitätsstandards. Der ehemals größte Fleischproduzent des Landes, Cold Storage Company (CSC), hatte seinen wichtigsten Absatzmarkt Europa 2001 verloren, nachdem die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen war. Das Unternehmen Boustead Beef will die Anlagen in Bulawayo nun wieder in Betrieb nehmen. Diese umfassen neben dem Schlachthof und der Verarbeitung von Fleisch auch die Aufbereitung spezieller Fett- oder Blutprodukte für die Nahrungsmittel- und die Pharmaindustrie. Landesweit besitzt CSC vier Schlachthöfe. Der alternative Export in asiatische Länder war seinerzeit ebenfalls an Fragen der Nahrungsmittelsicherheit gescheitert.

Geflügel und Kaninchen im Trend

Die Produktion von Hähnchenfleisch ist im 1. Halbjahr 2021 Meldungen zufolge wieder auf das Niveau des Spitzenjahres 2018 gestiegen. Im Jahr 2020 war der Output um 2 Prozent auf 111.600 Tonnen zurückgegangen. Die graduelle Entspannung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Simbabwe führt zu wachsender Nachfrage nach Geflügel. 

Der Kaninchenzüchterverband Zimbabwe Commercial Rabbit Breeders Association (ZICORBA) rechnet für 2022 mit einer um mindestens 50 Prozent zunehmenden Nachfrage nach Kaninchenfleisch. Verbandsangaben zufolge sollen auch mögliche Exportmärkte eruiert werden. Anfang 2021 hat die Firma Raymeg den ersten auf Kaninchen spezialisierten Schlachtbetrieb in Simbabwe eröffnet. Ebenfalls in Harare baut Raymeg ein Vertriebszentrum. Ein zweiter Schlachthof ist für Bulawayo geplant.

Getreideverarbeitung investiert in Modernisierung

Das Unternehmen National Foods (Natfoods) erhält neue Anlagen für seinen Mühlenbetrieb in Bulawayo. Für die von einem schweizerischen Hersteller gelieferten Maschinen investiert Natfoods rund 5 Millionen US$. Die Anlagen sollen im November 2022 einsatzbereit sein und die Effizienz der Mühle ab 2023 deutlich erhöhen. Außerdem plant das Unternehmen ab dem 2. Quartal 2022 die Produktion von Frühstückscerealien in Harare. 

Mehr Rohstoffe für Zucker und Speiseöl

Um den Import von Speiseöl zu verringern, sollen mehr Sonnenblumen angebaut werden, vor allem in der südlichen Provinz Matabeleland. Im Rahmen des Presidential Input Scheme können Farmer dort entsprechendes Saatgut erhalten. Pro Jahr importiert Simbabwe etwa 55.000 bis 65.000 Tonnen Speiseöl.

Während die Produktion von Zuckerrohr 2021 weitgehend stabil blieb, konnte höhere Nachfrage nach Zucker im Inland einen Rückgang der Exporte ausgleichen. Um die Ausfuhren wieder anzukurbeln, will Simbabwe seine Zielmärkte diversifizieren. Akteure wie die simbabwische Tochter des südafrikanischen Agrarunternehmens Tongaat Hulett haben in den letzten Jahren zusätzliche Flächen mit Zuckerrohr bebaut. Aktuell ist die Expansion im Rahmen des "Project Kilimanjaro" aber offenbar wegen Finanzierungsschwierigkeiten zum Stillstand gekommen. Die volle Nutzung der Kapazität zur Herstellung von rund 600.000 Tonnen Rohzucker pro Jahr erhoffen sich Industrievertreter für die Saison 2024/25.

Softdrink-Produktion steigt

Nach Presseangaben ist Delta Corporation der größte Getränkehersteller Simbabwes. Der Marktführer verzeichnete bei kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2021 (1.4. bis 31.3.) gegenüber der Vorjahresperiode eine Produktionszunahme um 95 Prozent auf 584 Hektoliter. Einen erheblichen Anstieg gab es auch bei Lagerbier um 57 Prozent auf 872 Hektoliter und bei Hirsebier um 68 Prozent auf 1.834 Hektoliter.

Der Wettbewerber Varun Beverages Zimbabwe hat im Oktober 2021 eine Wasserabfüllanlage für 15 Millionen Flaschen pro Monat in Betrieb genommen. Nach dieser 12-Millionen-US$-Investition plant das indische Unternehmen, das seit 2018 im Land aktiv ist, die Ausweitung der Produktion von Softdrinks. Varun ist lokaler Abfüller des PepsiCo-Konzerns. Im Mai 2022 sollen zusätzliche Kapazitäten für 18 Millionen Flaschen kohlensäurehaltiger Erfrischungsgetränke pro Monat einsatzbereit sein.

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