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Special | Simbabwe | Rohstoffsicherung

Simbabwe: Lithiumboom an einem schwierigen Sourcing-Standort

Simbabwe verfügt über große Platinreserven und etabliert sich als wichtiger Lithiumexporteur. Reputationsrisiken für das Sourcing können Investoren selbst reduzieren.

Von Fausi Najjar | Berlin

Der Bergbausektor in Simbabwe erwirtschaftet rund 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die simbabwische Regierung will von der globalen Energiewende profitieren und erwartet hohe Wachstumsraten für den Abbau und den Export von Lithium und Platin. Im Land gibt es bedeutsame Vorkommen von fast 40 abbaubaren Mineralien. Dazu gehören Metalle der Platingruppe, Chrom, Gold, Kohle, Diamanten, Lithium, Mangan, Eisenerz, Kupfer, Nickel, Kobalt und seltene Erden.

Schwieriger Sourcingstandort

Wegen der chinesischen Dominanz und großer Schwächen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt der Binnenstaat für das Sourcing deutscher Unternehmen ein Standort mit großen Herausforderungen. Für den Aufbau von Lieferketten sind Arrangements mit den betreffenden Bergbauunternehmen für einen sozial und umwelttechnisch verträglichen Rohstoffabbau notwendig.

Wichtige Vorkommen bei Lithium und Platin

Simbabwe ist zwar der größte Lithiumproduzent in Afrika, fällt gegenüber den großen Abbauländern Chile, Australien und China aber weit zurück. Gemäß Schätzungen für 2022 hat Simbabwe nur 0,6 Prozent des weltweit geförderten Lithiums abgebaut. Auf Chile, Australien und China entfielen 91,5 Prozent. Bei den Reserven liegt Simbabwe mit einem Anteil von 1,2 Prozent weltweit auf Rang 7 und in Afrika auf Platz 1. Bedeutende Investitionen dürften zu einem hohen Wachstum bei der Lithiumproduktion führen. 

Mit rund 1,2 Millionen Tonnen an gesicherten Lagerstätten verfügt Simbabwe über die weltweit drittgrößten Reserven der Platingruppe (Ruthenium, Rhodium, Palladium, Osmium, Iridium, Platin). Der Anteil von 1,7 Prozent an den weltweiten Vorkommen fällt gegenüber dem erstplatzierten Südafrika mit 90 Prozent klein aus. Russland liegt mit 7,9 Prozent auf Rang 2. Im Jahr 2022 entfielen auf Simbabwe 7,9 Prozent des globalen Platinabbaus (nur Palladium). Damit lag das Land auf Platz 3 hinter Südafrika mit 74,3 Prozent und Russland mit 10,6 Prozent.

Vorkommen kritischer Rohstoffe in Simbabwe (Auswahl)

Rohstoff

Abbaubare Reserven (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Lithium

310.000

1,2

Platinmetalle 

1.200

1,7

Alle Angaben sind Schätzungen für 2022.Quelle: US Geological Survey, 2023

Förderung kritischer Rohstoffe in Simbabwe (Auswahl)

Rohstoff

Förderung (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Lithium

800

0,6

Platin

15.000

7,9

Palladium

12.000

5,7

Alle Angaben sind Schätzungen für 2022.Quelle: US Geological Survey, 2023

Chinesen investieren kräftig in Lithium

Am 6. Januar 2023 erließ der inzwischen abgesetzte simbabwische Bergbauminister Winston Chitando eine Verordnung, die die Ausfuhr von unverarbeiteten rohen Basiserzen verbietet. Sie ist als Base Minerals Export Control Order, 2023 bekannt. Infolge dieser und weiterer Verordnungen muss die Primärverarbeitung von Lithium im Land erfolgen. Der Export von Lithiumroherzen ist nur mit ministerieller Sondergenehmigung möglich.

Das Verbot führte zu einem Investitionsboom chinesischer Konzerne in die Veredlung von Lithiumerzen. Chinesische Unternehmen gaben 2023 mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$) für den Erwerb und die Entwicklung von Lithiumprojekten in Simbabwe aus. Lithium wird in großem Umfang für die Herstellung wiederaufladbarer Lithiumbatterien verwendet. 

Chinesische Investitionen in den Lithiumabbau

Arcadia Lithium

 

Zhejiang Huayou Cobalt erwarb 2022 das Projekt von der australischen Prospect Resources für 422 Mio. US$ und investierte 300 Mio. US$ in den Bau einer Aufbereitungsanlage.

Mutoko Lithium

China Natural Resources erwarb 2023 die Schürfrechte. Vorbesitzerin war das US-amerikanische Unternehmen Williams Minerals. Geplant ist der Aufbau einer Anlage zur Aufbereitung von Lithiumerzen.

Sabi Star Lithium

Im November 2021 erwarb die Chengxin Lithium Group eine 51-prozentige Beteiligung an der Sabi Star Lithium-Mine von Max Mind Investments. Im Mai 2023 ging eine Lithiumerzaufbereitung in Betrieb

Bikita Minerals

Im Januar 2022 erwarb Sinomine das Bikita-Projekt für 180 Mio. US$ und investierte weitere 300 Mio. US$ in die Aufkonzentration von Lithium.

Zulu Lithium 

2023 nahm das in London notierte Premier African Minerals die Produktion für Lithiumkonzentrat auf. Zuvor unterzeichnete das Unternehmen einen Abnahmevertrag mit dem chinesischen Unternehmen Canmax Technologies.

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, 2023

Platinprojekte in der Pipeline

Drei Platinprojekte sind derzeit in der Entwicklungsphase, darunter das Darwendale-Projekt in Mashonaland Central. Am Vorhaben war die russische Vi Holding zu 50 Prozent beteiligt, bevor sich der Konzern 2022 nach der Verhängung westlicher Sanktionen zurückzog. Kuvimba Mining House, ein Unternehmen, das zu 65 Prozent von der Regierung Simbabwes kontrolliert wird, hat nun die volle Kontrolle über das Projekt. 

Karo, das zweite Platinvorhaben, wird von der südafrikanischen Firma Tharisa Resources in der Provinz Midlands entwickelt und soll im 2. Halbjahr 2024 das erste Erz fördern. Mupani, das dritte Projekt, liegt im Abbaugebiet Zimplats.

Abbauwürdige Konzentrationen von Platinmetallen in Simbabwe liegen hauptsächlich im sogenannten Great Dyke. Die 550 Kilometer lange geologische Formation verläuft in nord-südlicher Richtung leicht östlich der Mitte des Landes. Die wichtigsten Verwendungsbereiche der Platinmetalle, vor allem von Palladium und Platin, sind Kfz-Katalysatoren. Die neue Brennstoffzellentechnologie wird potenziell große Mengen an Platin benötigen.

"Bei fehlenden staatlichen Vorschriften haben die Bergbauunternehmen die Möglichkeit, die notwendige Extrameile selbst zu gehen". Methembeni Moyo, Simbabwischer Rechtsanwalt 

Herausforderndes Geschäftsumfeld 

Die simbabwische Wirtschaft ist weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen eine begrenzte internationale Finanzierung, Zwangsumtausch von Devisen, eine marode Infrastruktur, eine unzuverlässige Stromversorgung, eine inkonsistente Politik und eine schwache Rechtsstaatlichkeit. 

Investitionen aus dem Ausland sind begrenzt, abgesehen von einigen Bergbauinvestitionen, bei denen sich neuerdings vor allem chinesische Unternehmen hervorgetan haben. Diese Firmen sind in der Lage, durch ihre Verbindungen zur Regierungspartei diverse Lizenzen und einen Zugang zu harter Währung für notwendige Importe zu erhalten.

Die simbabwischen Gesetze zum Umweltmanagement liegen im Bergbau deutlich unter den internationalen Standards. Die Ziele sowie Vorschriften und Standards bleiben häufig unklar. Illegale Rohstoffgeschäfte, schlechte Arbeitsbedingungen, eine hohe Umweltbelastung und Korruption kennzeichnen den Sektor. Die Regierung will hier Abhilfe schaffen. Wann die geplanten neuen Gesetze eingeführt werden und wie diese dann umgesetzt werden, ist jedoch unklar. 

Internationale ESG-Standards als Lösung?

Da der globale Druck allmählich wächst, müssen Bergbauunternehmen in Simbabwe Sicherheits- und Gesundheits- und Umweltstandards zunehmend selbst etablieren, wenn sie westliche Kunden nicht verlieren wollen. Tatsächlich gilt der Platinsektor im Land bei Sozial- und Umweltstandards weitgehend als gut aufgestellt. Die großen Bergbaukonzerne wie Sibany, Anglo American oder Impala arbeiten im bereits erwähnten Tharisa-Projekt nach der Vorgabe international anerkannten ESG-Standards (Environmental, Social and Corporate Governance)

"Bergbauunternehmen können in Zusammenarbeit mit simbabwischen Behörden ihre eigenen Umwelt- und Sozialpläne erstellen. Diese sollten im Rahmen einer nachhaltigen Investitionsstrategie internationalen Normen und Standards entsprechen und die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft wecken", sagt Rechtsanwalt Methembeni Moyo von der auf Bergbau-, Bau-, Energie- und Umweltrecht spezialisierten Kanzlei NSDV im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI).

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