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Skandinavien entlastet Verbraucher bei den Stromkosten

Der Strompreis hat sich binnen weniger Monate verzehnfacht. Schweden und Norwegen schütten hunderte Millionen Euro aus, um die Preiserhöhungen für die Bürger abzufedern.

Von Michał Woźniak | Stockholm

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Was die grüne Wende in der Energieerzeugung betrifft, gehören die Skandinavier zu den europäischen Musterschülern. Ihre ambitionierten Ziele in Bezug auf die anteilige Nutzung erneuerbarer Quellen haben sie laut Eurostat 2020 um 10 oder mehr Prozentpunkte übererfüllt.

Dank der Untersee-Stromverbindungen zum restlichen Europa und der Energiehandelsbörse Nordpool können sie mit ihren Überschüssen die Bilanz Europas verbessern. Aufgrund der Anbindung an den Energiemarkt des Kontinents steigen die Preise jedoch ebenso wie im Rest Europas. Und das, obwohl die skandinavischen Länder weitgehend von fossilen Rohstoffen unabhängig sind.

Während Unternehmen auf den gestiegenen Stromkosten sitzenbleiben, werden private Verbraucher entlastet. Dabei wählen die Staaten unterschiedliche Vorgehensweisen.

Norwegen verbindet verschiedene Maßnahmen

Bereits Anfang November 2021 hat sich die norwegische Regierung zu einer Senkung der Energiesteuer entschlossen. Einen Monat später wurden weitere knapp 500 Millionen Euro bewilligt, um die Rekordpreise für Elektrizität auszugleichen. Seitdem gilt: Überschreitet der monatliche Durchschnittspreis etwa 70 Euro pro Megawattstunde (MWh), werden die Mehrkosten teilweise zurückerstattet.

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Anfänglich kalkulierte die Regierung mit einer Zuzahlung von 55 Prozent. Seit dem 1. Januar 2022 gilt aber eine höhere Kompensation von 80 Prozent. Vorerst soll das Programm bis März 2022 laufen. Anspruch auf die Kompensation hat jeder Haushalt - bis zu einem monatlichen Stromverbrauch von 5 MWh. Die Hilfen sind in Norwegen im Winter besonders wichtig, da außerhalb der großen Ballungsräume nicht selten Stromheizungen zum Einsatz kommen.

Schweden unterstützt pauschal

In Schweden sind Stromheizungen weit weniger verbreitet. Beim Stromverbrauch pro Kopf liegt das Land trotzdem in der Spitzengruppe innerhalb der Europäischen Union. Den jährlichen Verbrauch von 13,3 MWh je Einwohner übertrafen 2018 nur Finnland und Luxemburg.

Auch in Stockholm einigte man sich deshalb auf ein Unterstützungsprogramm. "Die Regierung nimmt diese Situation sehr ernst und stellt [580 Millionen Euro] bereit, um Haushalte mit hohen Stromrechnungen zu entschädigen. Dies ist eine außergewöhnliche Maßnahme zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt", verkündete Mitte Januar 2022 Finanzminister Mikael Damberg.

Über die genaue Höhe der Zuschüsse wird noch diskutiert. Sicher ist bereits, dass sie, anders als in Norwegen, nicht als Prozent der realen Kosten berechnet werden. Stattdessen landen Haushalte in unterschiedlichen Körben, die nach dem monatlichen Stromverbrauch gestaffelt werden. Für jeden der Körbe wird dann für den Zeitraum Dezember 2021 bis Februar 2022 ein Festbetrag ausgezahlt. Aus einem ersten Rechenbeispiel geht hervor, dass je 1 MWh Monatsverbrauch monatlich bis zu knapp 100 Euro an Kompensation winken könnten. Laut der Regierung werden landesweit etwa 1,8 Millionen Haushalte von der Maßnahme profitieren.

Was die norwegische und schwedische Lösung verbindet ist, dass die Bürger keinen Finger krumm machen müssen, um an die Unterstützung zu kommen. Die Ausgleichszahlungen werden zwischen Energieversorgern und den zuständigen Verwaltungseinheiten be- und verrechnet. Die Stromversorger berücksichtigen den entsprechenden Betrag automatisch in der Stromrechnung.

Dänemark diskutiert noch

Auch Dänemark dürfte einen solchen barrierefreien Weg gehen, falls es sich für eine Stromhilfe entscheidet. Mitte Januar 2022 brachte einer der dänischen Oppositionsführer das Thema auf die Agenda. "Viele Menschen sehen sich jetzt mit dramatischen Preiserhöhungen für Heizung und Strom konfrontiert, die das Leben als Däne leider sehr viel teurer machen", schrieb Jakob Ellemann-Jensen, Vorsitzender der größten Oppositionspartei Venstre, an den Finanzminister. Er sieht vor allem Handlungsbedarf bei den Energiesteuern, die seiner Meinung nach zu hoch sind.

Anteile nichtfossiler Energiequellen an der Stromerzeugung (2019, in Prozent)

Wasserkraft

Wind

Solar

Biotreibstoffe

Abfall

Atomkraft

Gesamt

Schweden

39

12

0

7

3

39

100

Norwegen

94

4

0

0

0

0

98

Dänemark

0

55

3

17

9

0

84

EU27

12

13

4

5

2

26

62

Deutschland

4

21

8

7

3

12

55

Quelle: Eurostat 2022

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