Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Lohnkosten
Sloweniens Löhne gehören zwar zu den höchsten in Mittelosteuropa. Doch das Land punktet mit einer vergleichsweise hohen Arbeitsproduktivität.
19.06.2023
Von Waldemar Lichter, Snjezana Buhin Peharec | Ljubljana
Löhne und Gehälter
Die Bruttomonatslöhne lagen 2022 in Slowenien im Schnitt bei 2.024 Euro. Unter den Transformationsländern belegt das Land damit einen Spitzenplatz. Angesichts des verschärften Arbeitskräftemangels nahmen die Verdienste im privaten Sektor 2022 gegenüber dem Vorjahr nominal um 6,2 Prozent zu. Im öffentlichen Sektor gingen sie dagegen wegen der Abschaffung von COVID-Krisenzulagen nominal um 2,5 Prozent zurück. Für 2023 rechnet das slowenische Wirtschaftsforschungsinstitut IMAD mit einer kräftigen Zunahme von im Durchschnitt nominal 8,3 Prozent. Der starke Lohndruck ist auf den zum Jahresanfang 2023 stark angehobenen Mindestlohn und auf Gehaltsanpassungen zum Ausgleich der hohen Inflation zurückzuführen.
Der Mindestlohn wurde Anfang 2023 für Vollzeitbeschäftigte um 12 Prozent auf 1.203,36 Euro brutto monatlich erhöht. Laut IMAD beziehen gut 11 Prozent der Beschäftigten das Mindestgehalt. Dieses war zwischen 2010 und 2023 um 85,9 Prozent gestiegen.
Der Einkommensteuerspitzensatz, der 2013 als Krisenmaßnahme eingeführt wurde, bewirkt in Slowenien eine Verteuerung des Faktors Arbeit. Die seit Juni 2022 amtierende Regierung des Premierministers Robert Golob hat die Einkommensteuerreform von Anfang 2022 teilweise wieder zurückgenommen. Der Spitzensteuersatz liegt nun wieder bei 50 statt bei 45 Prozent. In den Vorjahren waren mehrere Maßnahmen zur steuerlichen Entlastung beschlossen worden. Diese kamen vor allem hochqualifizierten Fachkräften, in erster Linie Ingenieuren und Spezialisten für Informationstechnologie, zugute.
Generell steht den im Vergleich zu anderen Transformationsländern hohen slowenischen Löhnen auch eine vergleichsweise höhere Produktivität gegenüber. Laut Eurostat hat die Arbeitsproduktivität pro Beschäftigtem in Slowenien 2022 rund 86 Prozent des EU-Durchschnitts erreicht. In Polen waren es zum Vergleich knapp 85 Prozent, in Ungarn 75 Prozent und in der Slowakei 73 Prozent.
Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 1) | |
|---|---|---|---|---|---|---|
nominal (in Euro) | 1.682 | 1.754 | 1.856 | 1.970 | 2.024 | 2.300 |
reale Veränderung (in %) 2) | 1,7 | 2,7 | 5,9 | 4,1 | -5,5 | 6,7 |
In Slowenien gibt es ausgeprägte regionale Unterschiede hinsichtlich Wirtschaftskraft und Einkommen. Nur in der zentralen Region Osrednjeslovenska mit der Hauptstadt Ljubljana sowie in der südlichen Region Jugovzhodna Slovenija mit dem Industriestandort Novo mesto lagen die Löhne 2022 über dem Landesdurchschnitt. Unmittelbar darunter befanden sich die Gehälter in der nordwestlich gelegenen Region Gorenjska sowie in der Küstenregion Obalno-kraška. Relativ hoch war die Vergütung auch in der zentral gelegenen Region Posavska und in der westlichen Region Goriška. Niedrige Löhne werden vor allem im Osten des Landes gezahlt.
Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Region
2022 (in Euro) | Veränderung 2022/2021 (in Prozent)* | |
|---|---|---|
Landesdurchschnitt | 2.024 | 2,8 |
Hochlohnregion (Osrednjeslovenska/Hauptstadt Ljubljana) | 2.235 | 2,9 |
Niedriglohnregion (Primorsko-notranjska) | 1.782 | 2,8 |
Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen
2022 (in Euro) | Veränderung 2022/2021 (in Prozent)* | |
|---|---|---|
Insgesamt | 2.024 | 2,8 |
Bauwirtschaft | 1.593 | 7,0 |
Bergbau | 2.512 | 4,1 |
Verarbeitendes Gewerbe, darunter | 2.000 | 6,3 |
Nahrungsmittelindustrie | 1.696 | 7,1 |
Textilindustrie (ohne Bekleidung) | 1.783 | 0,9 |
Holzindustrie | 1.724 | 7,5 |
Papierindustrie | 1.990 | 6,1 |
Chemische Industrie | 2.248 | 5,4 |
Gummi- und Kunststoffindustrie | 1.939 | 6,0 |
Maschinenbau | 2.179 | 4,9 |
Metallverarbeitung | 1.863 | 6,3 |
Computer, Elektronik, Optik | 2.165 | 9,0 |
Elektrotechnik | 1.883 | 4,8 |
Fahrzeugbau | 1.860 | 5,9 |
Handel, Reparaturen | 1.878 | 6,3 |
Hotel und Gastronomie | 1.449 | 8,9 |
Transport | 1.787 | 8,7 |
Information und Kommunikation | 2.742 | 5,6 |
Finanzwesen, Banken, Versicherungen | 2.967 | 6,3 |
Immobilienbranche | 1.831 | 5,4 |
Kollektivverträge werden in Slowenien zum Teil auf Landesebene, zum Teil auf Branchen- oder auch Unternehmensebene abgeschlossen. Die Deckungsrate durch Kollektivverträge beträgt nach OECD-Angaben rund 79 Prozent. Gehälter ausländischer Unternehmen liegen bei hochqualifizierten Arbeitnehmern oder Führungskräften zum Teil deutlich über denjenigen inländischer Firmen. Einer Erhebung der slowenischen Zentralbank zufolge zahlten Unternehmen mit ausländischen Eigentümern ihren Beschäftigten 2021 Bruttolöhne, die im Schnitt um 10,6 Prozent über dem Landesdurchschnitt lagen.
Durchschnittliche Bruttojahreslöhne nach ausgewählten Positionen
2023 (in Euro)* | |
|---|---|
Geschäftsführerin eines großen Unternehmens | 215.482 |
Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens | 121.208 |
Vertriebsleiterin | 111.499 |
Ingenieurin Fertigung | 30.798 |
Systemprogrammiererin | 60.656 |
Assistentin der Geschäftsführung | 31.633 |
Buchhalterin | 27.144 |
Fahrerin | 16.182 |
Bruttolöhne (Produktion)
2021 (in Euro) 1) | Veränderung 2021/2020 (in Prozent) 2) | |
|---|---|---|
Angelernte Arbeiterin (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist; ISCO-93 Hilfsarbeiterin) 3) | 1.440 | 9,3 |
Mitarbeiterin, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführt, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist (ISCO-81 Maschinenbedienerin) | 1.753 | 7,6 |
Ausgebildete Mitarbeiterin mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten kann (ISCO-3122 Produktionsleiterin bei der Herstellung von Waren) | 2.271 | 4,9 |
Mitarbeiterin mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiterin die Arbeit von Produktionsbereichen verantwortet (ISCO-2141 Wirtschafts- und Produktionsingenieurinnen) | 2.550 | 7,9 |
Weitere Lohnbestandteile
Neben dem Bruttogehalt stehen dem Arbeitnehmer gesetzlich festgelegte Lohnzulagen zu. Hierzu gehört insbesondere die tägliche Verpflegungspauschale. Laut Arbeitsgesetz muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer während der Arbeitszeit einen Zuschuss zur täglichen Verpflegung gewähren. Gemäß der Verordnung zur Regelung von Lohnzulagen können pro Mahlzeit bis zu 7,96 Euro steuerfrei ausgezahlt werden.
Hinzu kommt die Erstattung der Fahrtkosten zum und vom Arbeitsplatz, in der Regel in Höhe von bis zu 0,21 Euro pro zurückgelegtem Kilometer beziehungsweise 140 Euro im Monat. Auch die Kosten, die dem Arbeitnehmer bei der Ausübung bestimmter Aufgaben auf Dienstreisen entstehen, werden übernommen. Hinzu kommen durch Kollektivvertrag festgelegte Zusatzentlohnungen zum Beispiel für Nachtarbeit, Überstunden oder Arbeit an Sonn- und Feiertagen.
Das 13. Monatsgehalt ist in Slowenien das Urlaubs- und nicht das Weihnachtsgeld. Es muss als Untergrenze dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen, macht jedoch in der Regel einen Monatsverdienst aus. Seit 2019 ist die Auszahlung dieser Zuwendung bis zu 100 Prozent des durchschnittlichen Bruttomonatsgehalts von Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträgen befreit.
Darüber hinaus können Arbeitgeber Beschäftigten am Jahresende ein 14. (Teil-) Monatsgehalt, Geschenke oder Prämien zukommen lassen. Ende 2022 erhielten der amtlichen Statistik zufolge 23,4 Prozent der Beschäftigten diese Zusatzleistung. Sie betrug im Schnitt 929 Euro brutto.
Nach einer Erhebung der Internetplattform Paylab hängt das Einkommen in Führungspositionen weniger vom Geschäftserfolg ab als in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas. So macht der variable Gehaltsanteil für die geschäftsführende Ebene im Schnitt 24 Prozent des Jahreseinkommens aus, bei der mittleren und untersten Führungsebene 17 Prozent. Allerdings sind auch Schwankungen von bis zu 50 Prozent möglich.
Sozialversicherungsbeiträge
Mit 16,1 Prozent vom Bruttogehalt ist der Sozialbeitrag der Arbeitgeber niedriger als jener der Arbeitnehmer (22,1 Prozent). Auch zur Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung leisten die Beschäftigten mit 15,5 Prozent vom Bruttogehalt einen höheren Beitrag als die Arbeitgeber (8,85 Prozent). Der Arbeitgeber trägt dagegen die Kosten der Arbeitsunfallversicherung (0,53 Prozent) allein.
Sozialbeiträge 2023 (in Prozent der Bemessungsgrundlage)
Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung (Arbeitgeberanteil) | 8,85 |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 6,56 |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,06 |
Elternschutzversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,10 |
Arbeiterunfallversicherung (nur vom Arbeitgeber zu entrichten) | 0,53 |
