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Investitionsklima | Slowenien

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Slowenien ist als guter Produktions- und Vertriebsstandort anerkannt. Geschätzt werden die günstige Lage, ausgebaute Infrastruktur und gute Verbindungen zu Märkten in der Region.  

Von Waldemar Lichter, Snjezana Buhin Peharec | Ljubljana

Slowenien hat eine längere Phase kräftigen Wirtschaftswachstums hinter sich. In den Jahren 2015 bis 2019 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um durchschnittlich 3,9 Prozent pro Jahr zu. Die Coronapandemie hatte den Aufwärtstrend zunächst beendet. Deren Folge war 2020 ein massiver Rückgang der Wirtschaftsleistung (-4,2 Prozent). Bereits 2021 setzte jedoch wieder eine kräftige Konjunkturerholung mit einem Plus von 8,1 Prozent ein.

Die Aussichten für die kommenden Jahre gelten als gut. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ging für 2022 in seiner April-Prognose von einem realen Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent aus. Der im Februar 2022 ausgebrochene Ukrainekrieg hat zwar den Optimismus und die Wachstumserwartungen gedämpft. Doch die mittelfristigen Aussichten gelten als günstig.

Dazu tragen auch die Ausfuhren bei. Die slowenische Wirtschaft ist stark exportorientiert. Einen großen Beitrag zur Exportstärke leisten dabei ausländische Unternehmen, die sich im Land entweder ansiedeln oder mit slowenischen Firmen kooperieren. Sie tragen zur Modernisierung der lokalen Industrie bei und sorgen für den nötigen Technologietransfer.

Slowenien gehört seit vielen Jahren zu den attraktivsten Zielen für ausländische Investitionen in Mittelosteuropa. Geschätzt wird das Land wegen der zentralen geografische Lage, der allgemeinen Sicherheit, der qualifizierten und motivierten Arbeitskräfte, aber auch wegen der Verfügbarkeit und Qualität lokaler Zulieferer, so die Ergebnisse einer Umfrage unter österreichischen Unternehmen. Beklagt werden auf der anderen Seite aber langwierige bürokratische Verfahren und administrative Hürden.

SWOT-Analyse zu Vor- und Nachteilen des Standorts Slowenien

Mietpreisentwicklung in Slowenien (in Euro pro Quadratmeter/Monat) *)

Indikator

1. Halbjahr 2020

2. Halbjahr 2020

1. Halbjahr 2021

Miete jeweils für Büroraum in der Hauptstadt

  Klasse A/ Spitzenmiete

12 bis 14 / 14 bis 17

12 bis 14 / 14 bis 17

12 bis 14 / 14 bis 17

  Klasse B

6 bis 12

6 bis 12

6 bis 12

*) durchschnittliche VertragsmietenQuelle: Colliers International

Die GTAI stellt Ihnen auch Daten zu Lohn- und Lohnnebenkosten zur Verfügung. 

Industrie und Finanzsektor von Investoren bevorzugt

Slowenien ist es gelungen, nach der Staatsgründung Anfang der 1990er Jahre und während der dann folgenden wirtschaftlichen Transformation beträchtliche ausländische Investitionen anzulocken. Nach Angaben des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hatte sich deren Bestand 2012 auf 9,2 Milliarden Euro belaufen. Drei Jahre später waren es 11,6 Milliarden und 2019 rund 16 Milliarden Euro.

Im Zeitraum 2015 bis 2019 flossen (mit Ausnahme von 2017) mehr als 1 Milliarde Euro pro Jahr an ausländischen Direktinvestitionen ins Land. Selbst während der Coronakrise 2020 und 2021 ebbte der Zufluss nach Slowenien – anders als in anderen Ländern der Region – kaum ab.

Das mit Abstand wichtigste Herkunftsland ausländischer Direktinvestitionen in Slowenien ist Österreich (Anteil 2020: 26,2 Prozent), gefolgt von Luxemburg (13,3) sowie Deutschland (7,7), Italien (7,5) und den Niederlanden (7,1). In jüngster Zeit sind auch Aktivitäten von Investoren aus China festzustellen (Beispiel: Übernahme des Haushaltsgeräteherstellers Gorenje durch Hisense).

Der attraktivste Sektor für ausländische Investitionen ist das verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil 2020 von 34,3 Prozent, gefolgt vom Finanzsektor mit 23 Prozent und dem Handelssektor mit 17,5 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe flossen die meisten ausländischen Investitionen in die Pharmaindustrie (Beispiel: Lek/Novartis), die Kautschuk- und Kunststoffsparte (Goodyear Dunlop Sava Tires), die Nahrungsmittelindustrie (Atlantic Group/Droga Kolinska, Perutnina Ptuj/MHP-Holding) sowie die elektrotechnische (BSH Hišni Aparati/Bosch; Gorenje/Hisense) und die Fahrzeugindustrie (Revoz/Renault).

Interessanter Standort für Automobilzulieferer

In jüngster Zeit engagierten sich ausländische Unternehmen in der Automobilzulieferbranche. Dazu gehört der Bau eines Lackierwerkes bei Maribor und geplante weitergehende Investitionen des österreichisch-kanadischen Konzerns Magna in Slowenien. In der Zulieferersparte sind einige Unternehmen aus Deutschland (Hella Saturnus, Mahle und andere) sowie aus anderen Ländern der Europäischen Union (EU) tätig oder es werden Kooperationen mit slowenischen Firmen (Beispiele: Hidria mit Audi und Porsche; Impol mit BMW) aufgebaut.

Die Regierung will ausländischen Investoren auch in Zukunft den Weg ins Land ebnen. Gewünscht werden dabei Investitionen mit einer höheren Wertschöpfung sowie einer hohen technologischen und innovativen Komponente. Sie sollten zur gleichmäßigen regionalen Entwicklung und zur stärkeren Nachhaltigkeit der Wirtschaft beitragen.

Im Zuge der Coronapandemie hat die Regierung Ende Mai 2020 ein Screening und eine Anzeigepflicht für ausländische Investitionen eingeführt, die sich unter anderem auf Übernahmen slowenischer Unternehmen, Greenfieldvorhaben und den Immobiliensektor beziehen. Diese gelten bis Juni 2023.

Starker Wettbewerb in der Region

Slowenien als Investitionsstandort kann in der Region zwar immer noch mit guten Bedingungen und großer Stabilität gegen Konkurrenten punkten. Doch der Wettbewerb wird immer stärker, andere Länder machen Fortschritte und bieten sich als alternative und zum Teil billigere Standorte an. Dazu zählen zum Beispiel die neuen Mitglieder der EU wie Rumänien oder Bulgarien, aber auch EU-Beitrittskandidaten wie Serbien.

Ausländische Direktinvestitionen in Slowenien (in Millionen Euro)

Indikator

2018

2019

2020

Kumulierter Bestand (Jahresende)

15.254

16.179

16.567

Nettotransfers (an ausländischen Direktinvestitionen)

1.297

925

388

Quelle: Slowenische Zentralbank (jeweiliger Jahresbericht zu Direktinvestitionen)

Deutsche Direktinvestitionen in Slowenien (in Millionen Euro) *)

Indikator

2017

2018

2019

Kumulierter Bestand (Jahresende)

1.929

2.048

1.988

Nettotransfers (Zunahme: +)

36

154

117

*) unmittelbare und mittelbare DirektinvestitionenQuelle: Deutsche Bundesbank

Größte deutsche Investoren in Slowenien (Stand: 2020)

Unternehmen

Branche

Umsatz in Mio. Euro

BSH Hisni aparati, Nazarje (BSH Hausgeräte)

Elektrische Haushaltsgeräte

377,4

Hella Saturnus Slovenija, Ljubljana (Hella)

Fahrzeugbeleuchtung

264,8

Mahle Electric Drives Slovenija, Sempeter pri Gorici (Mahle)

Elektromotoren, elektrische und mechatronische Antriebssysteme

240,1

Carthago, Odranci (Carthago Reisemobilbau)

Wohnmobile

217,2

odelo Slovenija, Prebold (odelo)

Heckleuchten

179,2

Quelle: Handelsregister AJPES, Firmeninternetseiten

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