Investitionsklima | Slowenien
Praxischeck
Investoren schätzen Slowenien als attraktiven Standort. Vorhaben werden durch administrative Hürden gebremst.
13.05.2022
Von Waldemar Lichter | Ljubljana
Slowenien setzt weiterhin auf den Zuzug neuer ausländischer Investoren, die sich dort mit Produktionswerken ansiedeln und möglichst auch im Bereich Forschung und Entwicklung engagieren. Doch beim Umwerben der Investoren tritt das Land häufig gegen Wettbewerber an, die günstigere Bedingungen aufweisen. Das gilt beispielsweise für die Lohn- und Lohnnebenkosten.
„Slowenien ist kein Standort für Billiglohnproduktion, dazu sind die Arbeitskosten im Land im Vergleich zu den Nachbarstaaten zu hoch“, sagt Dagmar von Bohnstein, Leiterin der Deutsch-Slowenischen Auslandshandelskammer (AHK Slowenien) in Ljubljana. Das Land empfehle sich vielmehr für eine Produktion mit höherer Wertschöpfung, Hightech-Jobs seien hier besser aufgehoben, ist die Slowenien-Expertin sicher. Eine Reihe entsprechender deutscher Unternehmen seien bereits im Land erfolgreich tätig. Nicht wenige haben in Slowenien einen Hub und betreuen von hier aus die ganze Adria-Region bis nach Bulgarien und Rumänien.
Slowenien ist als Produktionsstandort interessant
Die Unterbrechung in den weltweiten Lieferketten durch die Corona-Pandemie und der kriegerische Angriff Russlands auf die Ukraine rückt Slowenien als Beschaffungsland wieder in den Fokus. Auch als potenzieller Produktionsstandort ist das Land interessant. Schließlich sind kurz- und mittelfristig eine Vielzahl von Investitionen in die Infrastruktur geplant. Hiervon können deutsche Firmen mit ihrem Know-how und ihrer Erfahrung profitieren.
Gemessen an der Förderung und an der deklarierten Unterstützung durch die Regierung bietet Slowenien insgesamt attraktive Bedingungen für (ausländische) Investitionen. Einer jährlich durchgeführten Umfrage unter Auslandshandelskammern (AHK) in Mittelosteuropa zufolge ist das Land 2021 auf dem vierten Platz als attraktiver Investitionsstandort – nach Estland, Tschechien und Polen. Weit vorn liegt das Land bei der Bewertung von Qualität und Verfügbarkeit lokaler Zulieferer, Qualifikation, Leistungsbereitschaft und Produktivität der Arbeitnehmer, sowie der Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen und der Rechtssicherheit.
Mangel an Fachkräften
Bemängelt werden dagegen seit Jahren die Steuerbelastung, übermäßige Bürokratie und administrative Hürden. Zu schaffen macht potenziellen Investoren der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften – ein Problem, das die gesamte Region betrifft. Zudem werden in Slowenien im Vergleich zu seinen Wettbewerbern in Mittel- und Südosteuropa die Arbeitskosten immer höher.
Berücksichtigen müssen Investoren auch, dass sie mehr vielleicht als in anderen Ländern der Region um gesellschaftliche Akzeptanz für ihre Vorhaben kämpfen müssen. Das gilt insbesondere für größere Industrieansiedlungen. Langwierige Verfahren und Klagen von Nichtregierungsorganisationen führen zu erheblichen Verzögerungen bei der Realisierung von Projekten.
Kriterien | Slowenien | Deutschland |
---|---|---|
Gesamtrang | 35 | 7 |
1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) | 33 | 18 |
2 Infrastruktur | 33 | 8 |
3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien | 40 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 1 | 1 |
5 Gesundheit | 36 | 31 |
6 Bildung und Ausbildung | 26 | 5 |
7 Produktmärkte | 30 | 9 |
8 Arbeitsmarkt | 41 | 14 |
9 Finanzsystem | 61 | 25 |
10 Marktgröße | 82 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 26 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 28 | 1 |