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Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Konjunktur

Sloweniens Wirtschaft hat sich von Coronakrise erholt

Die Wirtschaft hat die Coronakrise überwunden. Die Aussichten für 2022 sind positiv. Doch der Ukrainekrieg birgt Risiken.

Von Waldemar Lichter | Ljubljana

Die slowenische Wirtschaft hat 2021 einen kräftigen Schub nach oben erhalten. Nach dem coronabedingten Rückschlag 2020 von minus 4,6 Prozent nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 um real 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Das Wachstum verstärkte sich sogar im Schlussquartal 2021 auf 10,4 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode. Verantwortlich dafür war insbesondere der private Konsum, der überdurchschnittlich stark zulegte.

Starke Inlandsnachfrage lässt Importe steigen

Zum starken Wachstum im Gesamtjahr 2021 trug im hohen Maße die Inlandsnachfrage bei. Der Verbrauch privater Haushalte stieg dabei stärker als die Investitionen. Doch auch diese wiesen im Laufe 2021 eine durchgehend starke Dynamik auf. Seit Frühjahr 2021 fiel das reale Quartalswachstum der Bruttoanlageinvestitionen zweistellig aus.

Impulse gingen aber auch von der Auslandsnachfrage aus. Die Ausfuhren konnten aufgrund der sich erholenden Konjunktur vor allem in der Europäischen Union (EU) um 13,2 Prozent zulegen. Stärker als die Exporte stiegen aber die Importe (17,4 Prozent), was auf die anziehende Inlandsnachfrage zurückzuführen war.

Entwicklung des slowenischen Bruttoinlandsprodukts und seiner Komponenten 2021 *)

1. Quartal

2. Quartal

3. Quartal

4. Quartal

Gesamtjahr

Privater Verbrauch

-1,1

17,9

7,2

22,9

11,6

Bruttoanlageinvestitionen

8,0

20,4

10,5

11,0

12,3

Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen

1,6

30,5

11,6

12,1

13,2

Einfuhren von Waren und Dienstleistungen

1,2

36,1

19,1

16,8

17,4

Bruttoinlandsprodukt

1,5

16,1

5,0

10,4

8,1

*) reale Veränderung gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode in ProzentQuelle: Statistikamt Sloweniens 2022

Entwicklung der Bruttowertschöpfung Sloweniens nach Sektoren 2021 *)

1. Quartal

2. Quartal

3. Quartal

4. Quartal

Gesamtjahr

Agrarsektor

-12,6

-3,2

-4,9

-4,7

-6,2

Verarbeitendes Gewerbe

4,0

27,8

6,5

4,5

10,2

Bauwirtschaft

0,1

8,7

2,5

0,4

2,8

Handel, Logistik, Gastgewerbe

-1,8

20,1

8,7

20,3

11,6

Informations- und Kommunikationssektor

5,1

11,0

6,4

10,9

8,4

Finanzsektor

10,2

-1,2

2,9

45,6

12,2

Vermietung und Verpachtung

0,1

1,8

3,1

2,9

2,0

Bruttowertschöpfung

0,7

14,8

5,1

9,4

7,4

*) reale Veränderung in Prozent, jeweils gegenüber dem VorjahreszeitraumQuelle: Statistikamt Sloweniens 2022

Ukrainekrieg wird auch slowenische Konjunktur dämpfen

Die Prognosen für die nächsten Jahre waren eigentlich ausgesprochen positiv. Die Europäische Kommission ging in ihrer Prognose vom Februar 2022 für Slowenien von einem realen BIP-Wachstum 2022 von 4,2 Prozent und für 2023 von 3,5 Prozent aus. Der Krieg in der Ukraine wird jedoch für die slowenische Wirtschaft einen Rückschlag bringen. Experten der Raiffeisen Research haben ihre Wachstumserwartungen für 2022 bereits von 4,5 auf 3,7 Prozent gesenkt.

Die gedämpften Erwartungen liegen zum einen an den negativen Folgen des Ukrainekrieges für die Konjunkturentwicklung in der EU und damit auch in Slowenien. Zum anderen werden die notwendigen Sanktionen gegen Russland auch slowenische Unternehmen treffen.

Russland hat zwar einen nur geringen Anteil von rund 2,6 Prozent (2020) an den gesamten slowenischen Exporten. Der größte Teil der slowenischen Industrie ist auf Absatzmärkte in der EU orientiert. Doch für einen Industriezweig ist das Russlandgeschäft von besonderer Bedeutung – die Pharmaindustrie. Rund 37 Prozent der Ausfuhren  entfielen 2020 auf medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse. Besonders hart könnte es dabei den Generikahersteller Krka treffen, der einen bedeutenden Teil seiner Produktion nach Russland exportiert und gleichzeitig dort auch eine Fabrik unterhält.

Negativ betroffen von wechselseitigen Sanktionen könnten auch die elektrotechnische Industrie und der Maschinenbau sein, meinen Experten. Für den Haushaltsgerätehersteller Gorenje, einem der größten Industrieunternehmen im Land, ist Osteuropa ein bedeutender Absatzmarkt.

Sloweniens Exporte nach Russland (wichtigste Warengruppen, in Millionen Euro)

Produktgruppe (SITC)

2015

2019

2020

Nahrungsmittel und lebende Tiere (0)

19,8

34,0

29,8

Chemische Erzeugnisse (5)

419,4

504,1

470,9

   medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (54)

297,6

372,9

317,6

Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (7)

255,7

198,1

215,0

   elektrische Maschinen, Apparate und Geräte (77)

81,6

97,5

96,4

Insgesamt

860,9

887,1

864,6

Quelle: Eurostat 2022

Sloweniens Importe aus Russland (wichtigste Warengruppen, in Millionen Euro)

Produktgruppe (SITC)

2015

2019

2020

Erdöl und Erdölerzeugnisse (33)

63,1

486,7

288,6

Gas (34)

115,6

54.4

47.2

Chemische Erzeugnisse (5)

8,5

25,7

29,0

Düngemittel (56)

0,5

10,3

16,3

Eisen und Stahl (67)

4,7

2,4

12,8

NE-Metalle (68)

38,9

7,9

1,9

Insgesamt

256,5

614,9

422,8

Quelle: Eurostat 2022

Energiesicherheit wird Thema

Auf der anderen Seite deckt Slowenien einen großen Teil seines Erdgasverbrauchs (etwa 55 Prozent) durch Importe aus Russland. Der Ukrainekonflikt wird die Bestrebungen Sloweniens anfeuern, seine Energiesicherheit durch eine Diversifizierung der Bezugsquellen zu stärken. Dazu gehören zum einen die Überlegungen, das bestehende Kernkraftwerk Krško um einen weiteren Block auszubauen. Zum anderen gibt es Bestrebungen, einen eigenen Terminal für Flüssigerdgas (LNG) an der Adria zu errichten.

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