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Branchen | Somalia | Wassergewinnung

Somalia muss Wasserversorgung ausbauen

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau schreibt ein Wasserprojekt aus, ansonsten aber sind Investitionen in der Branche rar. Trinkwasser ist teuer und kommt oft per Tanklaster.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Die deutsche KfW Entwicklungsbank schreibt aktuell Arbeiten zur Wasserversorgung und sanitären Grundversorgung in Hargeisa aus, der Hauptstadt des unabhängig agierenden Teilstaats Somaliland. Angebotsabgabe zur Präqualifikation ist der 20. April 2022. Der Gewinner soll den Bau in zehn Monaten abschließen. Vorangegangen war ein Insolvenzantrag des zuvor verpflichteten deutschen Auftragnehmers, der an dem Projekt bereits drei Jahre gearbeitet und seine Aufgabe mit knapp 17 Millionen Euro beziffert hatte. Die Gesamtkosten des Vorhabens hatte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 2019 mit 33 Millionen Euro veranschlagt. Es umfasst auch den Bau von Regenwasserreservoirs und Regenrückhaltebecken sowie andere Maßnahmen zum Boden- und Erosionsschutz.

Geberprojekt auch in anderen Städten

Ausgebaut wird bereits die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Hafenstadt Kismayo im Süden Somalias und in der Stadt Baidoa. Das Projekt kostet 25 Millionen US-Dollar (US$) und wird zu 90 Prozent von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) finanziert. Es soll Ende 2023 abgeschlossen sein, nachdem bis September 2021 gut 9 Millionen US$ geflossen waren. Die AfDB hatte im vergangenen Oktober ihre ursprüngliche Finanzierung nahezu verdoppelt. Nutznießer sollen hauptsächlich Binnenflüchtlinge sein, deren Wasserversorgung besonders schlecht ist und die 60 Prozent der Bevölkerung in den beiden Städte stellen.

Abhilfe für Somalias prekäre Wasserversorgung könnte die Erschließung von tiefliegenden Reservoirs schaffen. Finanziert vonseiten der norwegischen Regierung, versucht die norwegische Firma Ruden AS Wasser in Tiefen von 0,5 bis 2 Kilometer zu finden. Sie stützt sich dabei auf Daten der Öl- und Gasindustrie aus 80 Explorations-Bohrlöchern und verweist auf eine günstige Geologie sowie auf Regen im äthiopischen Hochland als Quelle. Ob Investitionen zur Erschließung eines möglichen Reservoirs geplant oder im Gange sind, beantwortete Ruden AS auf Anfrage nicht.

Ansonsten sind in der Branche keine nennenswerten Investitionspläne in Somalia bekannt. Der indische Abwassertechnik-Anbieter Chokhavatia stattete laut Firmenwebseite die zwei Coca-Cola-Abfüller des Landes mit Kläranlagen aus: United Coca Cola in Mogadischu und Somaliland Beverage Industry (SBI) in Hargeisa. Die Anlage für SBI war demnach die erste Industriekläranlage in Somaliland. Sie kostete ohne Bauarbeiten 400.000 US$, ebenso wie die Anlage für den Coke-Abfüller.

Berliner Firma installiert Wasserkioske

In Somalia gibt es kaum Leitungsnetze. "Kleine, dezentrale Lösungen sind dort die beste und momentan auch die einzige Möglichkeit der Trinkwasserversorgung", sagt Hamed Beheshti von Boreal Light. Die Berliner Firma hat einige ihrer "Wasserkioske" auch in Somaliland aufgestellt: Container, die mit Strom aus integrierten Solarpaneelen in einem typischen Projekt 10 Kubikmeter Wasser reinigen und entsalzen können. Unabhängige Beobachter halten solche Kleinlösungen für das Mittel der Wahl in Somalia, selbst für eine Millionenstadt wie Mogadischu. Auch das KfW-Projekt umfasst Wasserkioske. Beheshti berichtet allerdings von sehr hohen Kosten und einem schwierigen Umfeld.

Die Wasserversorgung in Somalia ist nach den Zerstörungen des Bürgerkriegs völlig unzureichend. Dies ist nicht nur aktuell der Fall, da eine verschärfte Trockenheit die Gefahr einer Hungersnot erhöht. Laut Unicef haben lediglich 52 Prozent der Bevölkerung Zugang zu "grundlegender Wasserversorgung", auf dem Land sogar nur 28 Prozent. Zu 80 Prozent basiert die Versorgung auf Grundwasser, das 100 bis 300 Meter tief liegt, oft von schlechter Qualität und salzig ist und über Bohrlöcher gewonnen wird. Kaum Alternativen gibt es im sehr trockenen Norden und Zentrum Somalias. Im etwas feuchteren Süden kann ein Teil des Trinkwassers aus den beiden Flüssen Shabelle and Juba gewonnen werden. Zugang zu sanitären Einrichtungen haben laut Unicef landesweit nur 38 Prozent der Bevölkerung.

Die Trinkwasserversorgung in den Städten übernehmen in Abwesenheit öffentlicher Akteure private Unternehmen. In Mogadischu gilt Banadir Water als größter dieser oft als "PPP" bezeichneten Akteure (Public Private Partnership). Die Firmen sind klein. Ijaabo Water, der nächstgrößere Anbieter in der Hauptstadt, reinigt nach eigenen Angaben gerade einmal 56 Kubikmeter Wasser täglich und versorgt 3.500 Haushalte. Den Strom für die Reinigung gewinnen die Firmen aus Dieselgeneratoren und zunehmend auch aus Fotovoltaikanlagen. So soll Kismayos Versorger Caafir Solarmodule mit 0,35 Megawatt Leistung installiert haben.

Tarife sind oft sehr hoch

Geliefert wird das Wasser vielfach per Tanklaster. Ein Kubikmeter kostet 4,5 US$ (in der Hauptstadtregion Banadir) bis 32,5 US$ in Bari, heißt es in einer aktuellen Studie der schwedischen Universität Lund (Hamburg: rund 4 Euro, inklusive Schmutzwasserentsorgung). Den Tarif in Kismayo will die AfDB durch ihr laufendes Projekt von 6,5 US$ auf 1,5 US$ drücken. Ijaabo und viele andere Versorger produzieren auch Trinkwasser in Behältnissen. In jeder größeren Stadt agieren dem Vernehmen nach ein knappes Dutzend solcher Abfüller.

Größere Investitionen in der Branche werden ausschließlich von Gebern oder anderen ausländischen Akteuren finanziert. Durchführer sind oft Institutionen der UNO oder Nichtregierungsorganisationen. Am aktivsten sind nach der Lund-Studie die Unicef und die International Organization for Migration. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) verbessert in einem laufenden Projekt das Management von Wasserressourcen im Einzugsgebiet des Shabelle. Dazu wertet sie Abschnitte des Flussufers auf.

Allerdings halten sich auch internationale Geber und Durchführer in Somalias Wassersektor zurück, sagt ein Vertreter von einer der größten Organisationen. Zu den Gründen gehörten die vertrackte politische Lage und die schlechte Sicherheit im Land. Es habe aber auch niemand ein umfassendes Konzept, wie dem Thema in dem wasserarmen Land beizukommen sei.

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