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Somalia sucht nach Öl und Gas

In der autonomen Region Somaliland ist bis Mitte 2023 eine erste Explorationsbohrung geplant. Auch in Rest-Somalia tut sich etwas, dort stört aber die schlechtere Sicherheitslage.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Die auf der Insel Jersey registrierte Ölfirma Genel will zusammen mit Taiwans staatlichem Ölproduzenten CPC in Somaliland nach Öl und Gas suchen. Eine erste Explorationsbohrung soll im 1. Halbjahr 2023 erfolgen und etwa 40 Millionen US-Dollar (US$) kosten. Genel hofft auf Vorkommen von insgesamt 2 Milliarden Barrel Öl, das entspräche gut 20 Tagen der Welt-Rohölproduktion.

Taiwaner bohren mit

Die Bohrung ist an Land geplant, rund 150 Kilometer südöstlich der Hafenstadt Berbera im Fördergebiet SL10B13. Genel hatte für diesen “Block” ebenso wie für umliegende Gebiete eine Explorationslizenz erhalten. Zuvor wurde die Gegend bis 2018 aeromagnetisch und seismisch untersucht. Solche Untersuchungen sollen grundsätzlich feststellen, ob die Geologie überhaupt für Öl- oder Gasvorkommen spricht. Ende 2021 gewann Genel dank eines “Farmout-Agreement” CPC als Partner. Die Taiwaner beteiligen sich jetzt mit ihrer Tochter Opic Somaliland im Rahmen einer 49-prozentigen Minderheitsbeteiligung an der Explorationsbohrung.

Daneben besitzt die emiratische Firma RAK Gas Explorationslizenzen in Berbera und östlich davon. Auf den gut 24.000 Quadratkilometern wurde aber noch keine Erkundungsbohrung bestimmt. RAK machte dort 2018 FTG-Voruntersuchungen (Full Tensor Gradiometry). Allerdings hat RAK noch keinen Farmout-Partner gefunden, sagt Omer Yussuf, bis vor drei Monaten Direktor im somaliländischen Bergbau- und Industrieministerium und nun als unabhängiger Berater tätig. Die Interpretation der gewonnenen Daten dauere, und zudem habe Covid viele Prozesse verlangsamt.

"Das RAK-Gebiet ist geografisch eine bessere Option als das von Genel, da die Konzessionen sehr nahe an Berbera liegen", sagt Omer Yussuf – 40 statt 150 Kilometer bei einer künftigen Förderung. Entsprechend billiger wäre eine Pipeline zum dortigen Hafen, wo das Öl oder Gas zu verarbeiten und gegebenenfalls zu verschiffen wäre. Zudem liege das Bohrziel weniger tief (2.700 statt 3.500 Meter).

Der Experte schätzt die Kosten einer Explorationsbohrung im RAK-Gebiet grob auf 20 Millionen US$. Weitere Bohrungen wären, wie auch bei Genel, deutlich billiger, zumal nur für die erste Bohrung eine bislang völlig fehlende Infrastruktur aufgebaut werden müsse.

Außerdem führte in Somaliland auch die norwegische Firma DNO ASA Voruntersuchungen zu Öl- und Gasvorkommen durch, und zwar im direkt östlich an das Genel-Gebiet anschließenden Block SL 18. DNO hat laut Omer Yussuf jedoch seine Konzessionen in Somaliland aufgegeben und seine Tätigkeit dort eingestellt.

Potenzial auch offshore

Förderpotenzial hat auch das Meer vor Somaliland. Angesichts der geologischen Ähnlichkeit mit dem benachbarten Jemen mit seinen Erdölvorkommen wird dort vor allem Öl vermutet. Das norwegische Unternehmen TGS hatte 2008 2D-Seismik durchgeführt. Die Daten sollen positiv sein, Ex-Ministeriumsdirektor Omar Yussuf ist aber nicht bekannt, ob TGS sie an interessierte Partner verkaufen konnte.

Somaliland hat sich 1991 einseitig von Somalia losgelöst und wird international, außer von Taiwan, nicht als Staat anerkannt. Laut Beobachtern funktioniert dort die Verwaltung besser als in den anderen Landesteilen und die Sicherheitslage ist besser.

In Somalia inklusive Somaliland wird laut Energy Institute seit 1945 nach Öl gesucht, es habe aber erst sechs Explorationsbohrungen offshore gegeben. Das Land gilt als eine der letzten kaum nach Öl und Gas erforschten Regionen. Attraktiv wirken derzeit auch die hohen Preise sowie neue Explorations- und Fördertechniken.

Konzessionsvergabe jetzt auch in Mogadischu

Bewegung gibt es auch anderswo in Somalia, wo ebenfalls Vorkommen vermutet werden. Coastline Exploration erhielt vor einigen Tagen nach Presseberichten den Zuschlag zu einem PSA für sieben Blöcke. Die US-Firma hofft auf eine Tagesproduktion von 100.000 Barrel Öl in jedem Feld. "Wir wollen sobald wie möglich die erste Explorationsbohrung sehen", wird Somalias Präsident zitiert. Um die Vergabe an Coastline hatte es davor ein langes Hickhack zwischen den Behörden gegeben. Die Regierung der Bundesrepublik Somalia hatte bereits 2020 ein Branchengesetz verabschiedet.

Probleme schafft neben Konflikten unter den Behörden die schlechte Sicherheitslage. Der Kollaps der staatlichen Ordnung Somalias 1991 führte zum Rückzug aller internationalen Ölgesellschaften, die Konzessionen in dem Land besessen hatten. Vor der Küste immerhin konnte die Piraterie eingedämmt werden. Dies gilt als ein Grund, warum sich das Interesse in Zentral- und Südsomalia auf das Meer konzentriert.

Multis sollen nach Somalia zurückkehren

Der neue, seit August amtierende Ölminister will sich nach Presseberichten prioritär um die Rückkehr internationaler Ölkonzerne bemühen. Bereits 2020 hatte ein Joint Venture aus Exxon und Shell mit Somalias Regierung nach deren Angaben eine Vereinbarung über eine Exploration von Öl und Gas erzielt. Der Deal ermögliche die Umwandlung alter Konzessionen in PSAs. Die Multis zahlten in diesem Zusammenhang 1,7 Millionen US$ an die Behörden.

Auch in einem Streit mit Kenia gab es zuletzt Zeichen der Entspannung. Einen Disput mit dem Nachbarland um Meeresgebiete mit vermuteten Ölvorkommen hatte der Internationale Gerichtshof der UNO in Den Haag 2022 überwiegend zugunsten von Somalia entschieden. Kenia hatte gegen diese Entscheidung protestiert. Nach einem Regierungswechsel in beiden Ländern wurde Kenias Präsident Ruto nun in der somalischen Presse zitiert, bei den Differenzen handle es sich um "kleine Dinge".

Die Ergebnisse von zwei seismischen Voruntersuchungen vor Zentral- und Südsomalia ließen Beobachter auf ähnlich günstige geologische Bedingungen schließen wie in Tansania und Mosambik weiter südlich. Dort waren in den letzten Jahren große Gasvorkommen entdeckt wurden. TGS bezeichnet beide Untersuchungen als "hochwertig": Eine stammt aus dem Jahr 2016 von der Firma Spectrum, die später in TGS aufging. In die andere aus dem Jahr 2014 hatte die private Firma Soma Gas & Oil mindestens 37 Millionen US$ investiert.

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