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Branchen | Spanien | Bau

Arbeiten am Städtebauprojekt Madrid Nuevo Norte beginnen 2024

Die ersten Aufträge für eines der größten Bauprojekte Europas wurden vergeben. Innovative Ideen auch aus dem Ausland sind ausdrücklich gefragt. 

Von Oliver Idem | Madrid

Die Vorbereitungen für Spaniens größtes Städtebauprojekt schreiten voran. Die ersten Arbeiten sollen 2024 beginnen. Über eine Bauzeit von etwa 20 Jahren werden Gesamtinvestitionen von rund 25 Milliarden Euro erwartet.

Erwartete Investitionen im Rahmen von Madrid Nuevo Norte (in Millionen Euro)

Art der Investitionen

Betrag

Gesamt

25.197

privater Immobiliensektor

14.128

privater Bausektor

4.023

private Grundstückskäufe

3.765

Infrastruktur privat

1.468

Infrastruktur öffentlich

1.325

Ausrüstung für öffentliche Bauvorhaben

488
Quelle: Prognoseinstitut Lawrence R. Klein der Universidad Autónoma de Madrid, 2021


Die ersten Erdbewegungen werden im geplanten Wohngebiet Las Tablas erfolgen. Der Bereich Las Tablas Oeste umfasst 742 von 10.500 insgesamt geplanten Wohnungen und zählt damit zu den kleineren Einheiten.

Ab 2025 folgen Arbeiten im Gebiet Fuencarral - Tres Olivos und für das vorgesehene Geschäftsviertel. Gegenüber den anfänglichen Planungen geht der Trend dort zum Bau von Wolkenkratzern. Zunächst war von drei bis fünf Bürotürmen die Rede, mittlerweile sind acht geplant. Eines der Gebäude soll mit 70 Stockwerken und 300 Meter Höhe das größte Bürohochhaus Europas werden.

Aufgrund der Komplexität und Größe des Projekts greifen die Planer auf digitale Unterstützung zurück. Sie nutzen Building Information Modeling (BIM), um an einem digitalen Zwilling des Projektgebiets zu arbeiten. So können der Datenaustausch und die Abstimmung verbessert werden, wenn bis zu 50 Teams an verschiedenen Stellen des Projekts beteiligt sind.

Die digitalen Simulationen sollen auch dazu dienen, übergreifende Versorgungsfragen zu klären und zu steuern. Hierbei stehen die Energieversorgung, das Wassermanagement und die Verkehrsplanung besonders im Blickpunkt.

Grundstücksverkäufe stehen bevor

Die geplanten 10.500 Wohnungen im Rahmen von Madrid Nuevo Norte wecken das Interesse von Immobilienentwicklern. Aedas und Pryconsa gehörten laut der Wirtschaftszeitung Expansión zu den ersten Akteuren. Im April 2023 wuchs die Zahl der Interessenten an der Errichtung der Wohngebäude. Ein Grund hierfür war die Rechtssicherheit nach der Ablehnung von Einsprüchen gegen das Bauprojekt.

Außerdem wird das staatliche Bahninfrastrukturunternehmen Adif Grundstücke an die Betreibergesellschaft Crea Madrid Nuevo Norte verkaufen. Letztere kann dann als Eigentümerin aktiv werden und den Raum nutzen. Innerhalb von 20 Jahren sollen für die Bahngrundstücke knapp 1,25 Milliarden Euro fließen. Adif kann mit Verkaufserlösen eigene Investitionen vorantreiben.

Erste Aufträge für Bahnhofsgestaltung und Park vergeben

Für die Umgestaltung des Bahnhofs Chamartín hatten neun Architekturbüros Designvorschläge eingereicht. Die federführende Adif Alta Velocidad wählte den Vorschlag Ecosistema abierto (offenes Ökosystem) aus. Dieser stammt von den Architekturbüros b720, Esteyco und UNStudio.

Der Baubeginn für die Umgestaltung des Bahnhofsgebiets ist für 2028 vorgesehen. Insgesamt soll rund eine Milliarde Euro investiert werden, unter anderem um Gleise zu verlegen und die Kapazität von Chamartín zu verdoppeln.

Für den Parque Central, einen multifunktionalen Park, fiel ebenfalls bereits eine Entscheidung: Das Design von Porras Guadiana (Spanien) und West 8 (Niederlande) wurde ausgewählt, um die 14,5 Hektar Fläche zu gestalten. Das Konzept umfasst einen ressourcenschonend bewässerten Park, zu dem auch Sportanlagen und Gastronomie gehören werden. Für den Parque Central lagen insgesamt 40 Vorschläge auf dem Tisch.

Innovationslabor sammelt Ideen aus dem In- und Ausland

Konzepte aus verschiedenen Ländern und Blickwinkeln werden auch weiterhin in das Projekt Madrid Nuevo Norte einfließen können. Die Projektverantwortlichen folgen dem Grundgedanken, dass während der 20-jährigen Umsetzungsphase noch neue Ideen entstehen werden und deshalb nicht alle Einzelheiten vorab festgelegt werden sollten. Darum zählt zu den Initiativen von Madrid Nuevo Norte auch ein Innovationslabor. Dieses bündelt einen Pool von Unternehmen, die passende Lösungen für das Vorhaben anbieten können. 

Da Madrid Nuevo Norte ein gemeinsames Vorhaben von öffentlichen und privaten Akteuren ist, schreiben auch beide Seiten Aufträge aus. Diese werden auf getrennten Internetseiten veröffentlicht.

Wo die Ausschreibungen für Madrid Nuevo Norte zu finden sind

Öffentliche Ausschreibungen der Regional- und Stadtregierung von Madrid sowohl des Staatsunternehmens Adif erscheinen im spanischen Staatsanzeiger Boletín Oficial del Estado (BOE) beziehungsweise im Boletín de la Comunidad de Madrid (BOCM).


Private Ausschreibungen werden im Internetportal Crea Madrid Nuevo Norte veröffentlicht.

Urteil und Schiedsspruch räumen Hürden aus dem Weg

Mit den Entscheidungen über zwei Konfliktpunkte des Bauvorhabens konnten in den vergangenen Monaten rechtliche Unsicherheiten ausgeräumt werden. Im Februar 2023 wies das oberste regionale Gericht Tribunal Superior de Justicia de Madrid neun letzte Einsprüche gegen das Vorhaben ab. Nachbarschaftsvereine, Umweltgruppen und Privatpersonen hatten verschiedene bau- und bodenrechtliche Aspekte der Pläne beanstandet.

Theoretisch besteht zwar noch die Möglichkeit, Rechtsmittel beim übergeordneten Tribunal Supremo einzulegen. Wegen der ungewissen Erfolgsaussichten und des Kostenaufwands rechnete die Tageszeitung El Mundo im Februar 2023 aber nicht damit, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch rechtliche Einschränkungen für Madrid Nuevo Norte folgen werden.

Zudem fiel im Dezember 2022 eine wichtige Entscheidung über den Spielraum der Betreibergesellschaft. Die Bank BBVA darf einen Teil ihrer Anteile an Dritte verkaufen, ohne dass die Minderheitsaktionäre ein Vorkaufsrecht besitzen. Dieser Schiedsspruch der Handelskammer Madrid ist relevant, da BBVA 75 Prozent des Kapitals von Crea Madrid Nuevo Norte hält. Das Immobilienunternehmen Merlin Properties besitzt knapp 14,5 Prozent der Anteile und weitere 10 Prozent gehören dem Bauunternehmen Grupo San José.

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