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Branchen | Spanien | Tourismus

Der Tourismus knüpft an die Boomjahre an

Spanien steht vor einer Sommersaison, die so gut werden dürfte, wie vor der Coronakrise. Für das Gesamtjahr 2022 werden 152 Milliarden Euro Einnahmen erwartet.

Von Oliver Idem | Madrid

Der Sommer 2022 könnte für die Tourismusbranche so stark werden wie im bisherigen Rekordjahr 2019. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die positive Entwicklung auch durch ein außerordentlich lebendiges Ostergeschäft weiter verstärkt.

Der Fachverband Exceltur ging im Juli davon aus, dass der Tourismus im Gesamtjahr 2022 rund 152 Milliarden Euro zur spanischen Wirtschaftsleistung beitragen wird. In einer Zeit der weltwirtschaftlichen Risiken und nach unten korrigierten Prognosen für die spanische Volkswirtschaft sorgt der Tourismus für einen kraftvollen Impuls bei den Einnahmen und für den Arbeitsmarkt.

Urlauber kommen überwiegend aus Europa

Der Aufschwung wird vor allem durch europäische Gäste getragen. Hingegen reisen aus den USA und Südostasien weniger Urlauber an. Die Gründe liegen teils in ungünstigen Reiseverbindungen und teils in anhaltenden Pandemieeffekten. 

Allerdings existieren auch für europäische Reisende einige potenzielle Hindernisse. In diesem Sommer wirken sich der Personalmangel an etlichen europäischen Flughäfen, Streiks beim Boden- und Kabinenpersonal einiger Fluggesellschaften und Warteschlangen bei Passkontrollen für britische Gäste als Negativfaktoren aus. 

Dennoch berichtet die Wirtschaftszeitung Cinco Días von 20 Millionen Flugreservierungen für Spanienreisen aus dem Ausland für den Sommer. Nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre scheint die Reiselust neu erwacht zu sein. 

Die Tageszeitung El País beobachtet 2022 neue Trends beim Reisen. Die Aufenthaltsdauer und die Ausgaben pro Kopf steigen. Zudem stehen personalisierte und kurzfristig gebuchte Reisen hoch im Kurs. Reisende buchen Flüge und Unterkünfte vermehrt selbst. 

Ländliche Urlaubsziele sind zudem wesentlich gefragter als früher. Freizeitaktivitäten tagsüber haben gegenüber nächtlichen Club- oder Diskobesuchen an Boden gewonnen.

Neben Urlaubern kommen auch Menschen ins Land, die ihr Homeoffice nach Spanien verlegen, um von dort aus ihrer Arbeit nachzugehen. Insbesondere nordeuropäische Gäste quartieren sich für ein bis zwei Monate ein, um ihre Arbeit auf Distanz von spanischen Orten aus zu verrichten.

Dass ein Urlaub 2022 in vielen Bereichen höhere Kosten bedeutet als in den Vorjahren, schreckt Reisende offenbar nicht ab. Dies gilt für Gäste aus dem In- und Ausland. Selbst die im Juni auf 10,2 Prozent gestiegene Inflationsrate in Spanien bremst die Reisefreude nicht. Die Anzahl der innerspanischen Reisen dürfte im Juli und August das Niveau von 2019 überschreiten.

Druck auf Margen der Hotels trotz höherer Übernachtungspreise

Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung Expansión erwarten Spaniens große Hotelketten wie Barceló, Meliá, NH und RIU einen Rekordsommer und das Erreichen des Vorkrisenniveaus noch im laufenden Jahr. Ihnen kommen der Nachfrageboom und durchgesetzte Preiserhöhungen zugute. Dennoch leiden die Margen darunter, dass sich die Kostensteigerungen bei Energie und Lieferanten weitaus stärker auswirken, als die gestiegenen Arbeitskosten.

Bei den Investitionen im Hotelsektor zeigt sich zwar eine deutliche Besserung gegenüber 2021. Die Aussichten trüben sich jedoch tendenziell ein. Die Investitionen in Hotels nahmen im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent zu. Der Immobiliendienstleister Colliers zählte 68 Transaktionen im Gesamtwert von rund 1,5 Milliarden Euro. Die Wirtschaftszeitung Expansión beobachtete jedoch bereits ein Abkühlen der neuen Investitionen im Vergleich zu bereits laufenden Geschäften. Hier mischen sich die Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der spanischen Wirtschaft nach dem Sommer und die Auswirkungen steigender Zinsen zu einer ungünstigen Ausgangslage.

Umsätze von Hotels und Mietwagenunternehmen legen 2022 besonders kräftig zu

Nach Beobachtung des Fachverbandes Exceltur besteht bei Hotels und auch Mietwagenunternehmen eine besonders hohe Umsatzdynamik. Anbieter von Mietwagen hatten während der intensiven Reise- und Bewegungsbeschränkungen in Spanien ihre Flotten deutlich weniger erneuert als üblich. In der Folge trifft insbesondere in beliebten Urlaubsgebieten eine hohe Nachfrage auf ein gesunkenes Angebot. Damit sind Preissprünge verbunden. In der Osterzeit waren in manchen Tourismushochburgen kaum noch Mietwagen verfügbar.

Hinsichtlich der Umsatzentwicklung verzeichnen auch Golfplätze bislang ein erfolgreiches Jahr. Freizeitparks holen beim Umsatz ebenfalls auf.

Besonders günstig ist die Lage laut Exceltur für Unternehmen, die während der Krise in die Differenzierung ihres Angebots investiert, sich unter das Dach einer Marke begeben und ihr Geschäft digitalisiert haben. Diese zählen sowohl beim Umsatz als auch bei den Margen zu den besonders erfolgreichen Branchenunternehmen.

Obwohl auch die Beschäftigung in Hotellerie und Gastronomie stark angezogen hat, sind Stellen manchmal nicht leicht zu besetzen. Der kurzfristige Bedarf an saisonalen Arbeitskräften kann nach zwei Jahren Pandemie zum Problem werden. Ein praktisches Hindernis sind die gerade in der Hauptsaison besonders hohen Unterkunftskosten in beliebten Destinationen. 

Dennoch trägt der Tourismussektor mit knapp 1,7 Millionen Beschäftigten zum Höchststand von mehr als 20,3 Millionen sozialversicherungspflichtigen Arbeitskräften im Juni 2022 bei.

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