Mehr zu:
SpanienSolarenergie / Energie, übergreifend
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchenbericht Spanien Solarenergie
In Spanien setzen sich Ökostromvorhaben zu Marktpreisen durch. Die Attraktivität der Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien nimmt zu.
23.04.2020
Von Oliver Idem | Madrid
Bislang liegt die Solarenergie in Spanien trotz ihres hohen natürlichen Potenzials bei den Erneuerbaren auf dem dritten Platz hinter der Windkraft und der Wasserkraft. Der durchschnittliche Strompreis hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Vor dem Hintergrund der Coronakrise fielen die Preise für Terminkontrakte ab 2021 jedoch bis auf 39 Euro pro Megawatt zurück. Die Installationskosten für Solaranlagen gehen seit Jahren deutlich zurück und rechtliche Hürden fielen weg.
Nach Einschätzung der AHK Spanien bestehen Marktchancen für deutsche Unternehmen bei PV-Lösungen, Insel- und Hybridsystemen sowie Stromspeicherlösungen. Auch Solarpumpen, Mess- und Steuerungstechnik und Managementsysteme zum PV-Eigenverbrauch und Prosumer-Konzepte sowie IKT und Software für den Solarsektor bieten Chancen. Gleiches gilt für Lösungen zur Sektorkopplung von Strom, Wärme und Mobilität, Power-to-Heat-Technologie und Wärmepumpen. Insbesondere bei Eigenverbrauchsanlagen können deutsche Anbieter ihre langjährige Erfahrung bedingt durch die große Anzahl installierter Einheiten in die Waagschale werfen.
Große Freiflächenanlagen werden vor allem auf Initiative von finanzkräftigen Energieversorgern und anderen Unternehmen umgesetzt. Die Möglichkeiten sind noch bei weitem nicht ausgeschöpft, sodass auch in den kommenden Jahren mit weiteren großen Parks zu rechnen ist.
Bei Aufdach-Anlagen besteht in Spanien ebenfalls noch ein hoher Nachholbedarf. So lag ihre Zahl 2019 erst bei circa 1.000 Stück. In Deutschland waren währenddessen bereits etwa eine Million Anlagen installiert.
Inwieweit bei einem Projekt PV-Speichersysteme sinnvoll sind, muss abhängig vom Einzelfall betrachtet werden.
Der Abschluss von Stromabnahmeverträgen (power purchasing agreements, PPAs) wurde seit 2017 verstärkt angekündigt. Die Laufzeiten liegen üblicherweise bei 12 bis 15 Jahren. Details zu den Verträgen werden nicht veröffentlicht. Einer Schätzung der Kanzlei Rödl & Partner zufolge dürfte sich die Spanne zwischen 35 und 45 Euro pro Megawattstunde bewegen. Erzeuger und Vertragspartner federn gegenseitig das Risiko ab, dass der Strommarktpreis über beziehungsweise unter dem vereinbarten PPA-Preis liegt.
Einen Überblick über aktuelle Fördermaßnahmen bietet das Instituto para la Diversificación y el Ahorro de la Energía (IDAE). Auf der Ebene des Zentralstaats läuft von 2014 bis 2020 das Programm FEDER-POPE zur Dekarbonisierung. Die meisten der 17 Autonomen Regionen Spaniens haben eigene Fördermaßnahmen aufgelegt, deren Regeln und Adressaten sich unterscheiden.
Fotovoltaik zur Eigenversorgung wird zunehmend interessanter. Laut der Wirtschaftszeitung Expansión verdoppelte sich die Installation von Anlagen zum Eigenverbrauch 2018 gegenüber dem Vorjahr auf 260 Megawatt. Günstige Bedingungen zur Eigenversorgung bestehen bei den 20 bis 30 Bewässerungsgemeinschaften, die gemeinsam auf etwa 80 Megawatt Potenzial kommen. Zunehmend werden auch Projekte durch Einzelhandels- und Logistikunternehmen, Industriebetriebe und touristische Einrichtungen umgesetzt. Abzuwarten bleibt, wie sich diese Investitionen nach der Coronakrise entwickeln.
Das Dekret 15/2018 beseitigte mehrere Hürden für solaren Selbstverbrauch. Es schrieb das Recht auf einen gebührenfreien Eigenverbrauch von Energie ebenso fest wie die Option für mehrere Verbraucher, solche Installationen gemeinsam zu nutzen. Für kleinere Anlagen gelten seitdem vereinfachte Regeln, die den Verwaltungsaufwand wesentlich reduzieren. Weitere Neuerungen brachte das Dekret 244/2019. Die seit Januar 2020 amtierende Regierung präsentiert sich in ihrem Koalitionsvertrag als Unterstützerin erneuerbarer Energien.
Die letzten großen Ausschreibungen für erneuerbare Energien fanden 2017 statt. Neue Auktionen werden nicht im Koalitionsvertrag von Ende 2019 angekündigt. Die Regierung will aber die Bedingungen für Ausschreibungen ändern. Diese Pläne beziehen sich auf die Vergütungen für neue Anlagen. Grundlegendes Kriterium werden die Erzeugungskosten je nach Energieträger sein. Lokalen Institutionen, Bürgern und Genossenschaften soll eine Teilnahme an Ausschreibungen ermöglicht werden.
Die bislang letzte Ausschreibung am 26. Juli 2017 musste ausgeweitet werden, da die Nachfrage seitens der Bieter so hoch war. Dass keine staatliche Förderung gewährt wurde, tat dem Interesse keinen Abbruch. Anstatt der geplanten 3.000 Megawatt wurden 5.037 Megawatt erneuerbare Energiekapazitäten versteigert. Davon entfielen 3.909 Megawatt auf PV-Anlagen und 1.128 Megawatt auf Windkraftprojekte. Gewinner waren die 40 Unternehmen, die die höchsten Abschläge auf einen Standardinvestitionswert boten. Dieser lag bei Fotovoltaik bei 361.440 Euro pro Megawatt und bei Windenergieanlagen bei 155.040 Euro pro Megawatt. Die höchsten Kontingente ersteigerte Cobra Concesiones, ein Tochterunternehmen des Baukonzerns ACS, mit 1.550 Megawatt. X-Elio Energy sicherte sich 455 Megawatt und Enel Green Power España insgesamt 338 Megawatt. Auf Desarrollos Fotovoltaicos Meridionales entfielen 316 Megawatt. Jeweils 250 Megawatt Kapazität konnten Gas Natural Fenosa Renovables und Planta FFV3 auf sich vereinigen.
Diese ausschließlich auf dem Festland entstehenden Projekte mussten bis Ende 2019 umgesetzt werden. Dabei führte der hohe Zubau innerhalb kurzer Zeit zu einem Antragsstau bei anderen Projekten. Im April 2020 berichtete die Wirtschaftszeitung Expansión zudem von 111.500 Megawatt genehmigten, aber noch nicht angeschlossenen Kapazitäten. Diese werden offenbar zum Teil auf einem diffusen Zweitmarkt gehandelt.
Großflächige PV-Anlagen wie von ACS oder Iberdrola vereinigen momentan die höchsten Einzelinvestitionen auf sich.
Projektbezeichnung (Technologie), Standort | Leistung (MW) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
---|---|---|---|---|
Bau von Solaranlagen mit 3.200 Megawatt Gesamtkapazität in den Provinzen Burgos, Málaga und Valencia | 3.200 | Bau-Gruppe ACS, Durchführung durch Cobra und Zero-E | Ankündigung Februar 2020 | keine Angabe |
schrittweiser Bau von PV-Anlagen zum Beispiel in Cáceres (590 MW), Ceclavín (328), Arenales (150), Andévalo (50), Campo Arañuelo (50) und Cuenca (50) | 2.000 | Iberdrola | Installationen bis 2022 | keine Angabe |
Installation von Solarmodulen | 600 | Eco Energy World (Vereinigtes Königreich) | Fertigstellung 2021 | keine Angabe |
Investitionsprogramm 1.500 MW, davon 900 MW PV (je zur Hälfte in Spanien und dem Ausland) | 450 | Audax Energía, Partner Idesa, ConCom, Nclave | Fertigstellung 2021 | 900 (Gesamtprogramm Solar und Wind) |
Ausrüstung von neun Flughäfen (darunter Madrid-Barajas und Barcelona-El Prat) mit Solarmodulen zur Selbstversorgung | 350 | Aena (staatlicher Flughafenbetreiber) | Abschluss 2026 | 250 |