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Branchen | Spanien | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Spanien konnte sich bei den Neuzulassungen 2022 nicht vom europäischen Negativtrend abkoppeln. Die gefragtesten Pkw stammten von japanischen und koreanischen Marken. 

Von Oliver Idem | Madrid

Fahrzeugabsatz immer noch im Krisenmodus 

Auf dem spanischen Binnenmarkt entwickelte die Kfz-Nachfrage auch 2022 keine Dynamik. Ersten Zahlen zufolge lagen die Neuzulassungen rund 5 Prozent unter dem Wert von 2021 und waren auch schwächer als 2020. Damit reiht sich Spanien bei der Entwicklung der Verkäufe in den Negativtrend der meisten EU-Staaten ein.

Zu den ungünstigen Rahmenbedingungen des Jahres 2022 gehörten eine schlechte Verfügbarkeit mancher Modelle, die hohe Inflation, ein steigendes Zinsniveau und unsichere wirtschaftliche Gesamtaussichten.

Gebrauchtfahrzeuge erwiesen sich zudem als knapper und teurer durch weniger Nachschub aufgrund der mehrere Jahre lang geringeren Neuwagenverkäufe. Das Interesse an Gebrauchtfahrzeugen war hoch, beispielsweise aufgrund der Lieferschwierigkeiten bei Neufahrzeugen und seitens der Kundschaft mit schmalen Budgets. 

Kunden fragen weniger Diesel und mehr Elektroantriebe nach

Kfz mit alternativen Antrieben erreichten 2022 einen Anteil von rund einem Drittel der Neuzulassungen. In einem schrumpfenden Gesamtmarkt nahmen ihre Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um rund 10 Prozent zu.

Ein wesentlicher Trend der vergangenen Jahre sind sinkende Verkäufe von Dieselfahrzeugen. Ihr Anteil an den Neuzulassungen erreichte 2022 nur noch 28 Prozent. Der Dieselantrieb ist vor allem bei Nutzfahrzeugen relevant. Im Pkw-Segment entschieden sich lediglich 17 Prozent für eine derartige Motorvariante.

Hingegen nehmen die Zulassungen von Hybridwagen und batterieelektrischen Fahrzeugen zu. Nicht aufladbare Hybride erreichten 2022 einen Anteil von rund 25 Prozent an den Kfz-Neuzulassungen.

Plug-in-Hybride und batterieelektrische Kfz sind zahlenmäßig weniger bedeutsam. Dafür beeindruckten sie mit besonders hohen Wachstumsraten von 11 beziehungsweise 31 Prozent. Wasserstoff spielt bislang bei den Fahrzeugen noch keine nennenswerte Rolle: Im Jahr 2022 wurden lediglich elf davon zugelassen.

Die großen Kfz-Kundengruppen in Spanien bilden Privatleute, Unternehmen sowie Flottenbetreiber wie Autovermietungen. Von Jahr zu Jahr schwanken ihre Anteile an den Käufen erheblich. Zwischen 2016 und 2020 stand die Nachfrage von Privatkunden für ungefähr die Hälfte der Neuzulassungen.

Kaufbereitschaft für Elektrofahrzeuge hängt wesentlich vom Preis ab  

Die Aufgeschlossenheit für Elektrofahrzeuge in Spanien ist hoch, die Zahlungsbereitschaft jedoch nicht unbedingt. Zu dieser Erkenntnis kommt die Wirtschaftszeitung Expansión aufgrund einer Umfrage des Beratungsunternehmen Deloitte. Nur 35 Prozent der rund 1.000 Befragten wünschen sich als nächstes Fahrzeug eines mit Verbrennungsmotor. Mehr als die Hälfte können sich einen Elektrohybrid oder Plug-in-Hybrid als künftigen Wagen vorstellen. Ein reines Elektrofahrzeug ziehen 9 Prozent in Betracht.

Die häufigste Preisvorstellung liegt zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Diese Spanne bildet das Budget für 42 Prozent der Befragten. Weitere 22 Prozent würden zwischen 30.000 und 50.000 Euro investieren.

Neuzulassungen von Kfz in Spanien (in Einheiten, Veränderungen in Prozent)

Kategorie

2020 

2021

2022 *) 

Veränderung 2022/2021

Pkw

851.211

859.477

813.396

-5,4

Lieferwagen, Pick-ups

90.301

78.887

61.650

-21,9

Lkw bis 3,5 t

67.816

72.935

57.856

-20,7

Lkw über 3,5 t

19.245

20.801

23.454

12,7

Mikrobusse

366

426

520

22,1

Autobusse

1.805

1.533

1.937

26,4

* vorläufigQuelle: Branchenverband Anfac-Ideauto

Japanische und koreanische Marken 2022 im Kommen

In einem schrumpfenden Gesamtmarkt des Jahres 2022 verschoben sich die Gewichtungen der meistverkauften Marken. Mit Toyota, Kia und Hyundai belegten drei asiatische Fabrikate die ersten Plätze. Zur Spitzenposition von Toyota dürfte beigetragen haben, dass vier der fünf meistverkauften Hybridmodelle in Spanien zu dieser Marke gehören. 

Bei SEAT und Peugeot fielen die Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahr besonders deutlich. SEAT war 2022 stark von fehlenden Fahrzeugteilen betroffen und musste beispielsweise in der größten Fabrik des Landes in Martorell (Barcelona) phasenweise auf Kurzarbeit umstellen. Das schränkte die Produktion des Herstellers ein.

Ob sich die Vorlieben der spanischen Autokunden dauerhaft in Richtung asiatischer Marken verschieben, bleibt abzuwarten. Aufgrund der schwierigen Teileversorgung insbesondere im 1. Halbjahr 2022 konnte nicht wie gewohnt produziert werden. Damit waren manche Modelle nicht verfügbar und manche Kaufinteressierte wichen auf andere Fahrzeuge aus. Deshalb stellen die Bedingungen des Jahres 2022 eine Sondersituation dar.

Pkw-Verkäufe nach Marken in Spanien (Auswahl, Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent) 1)

Hersteller

2021

2022

Veränderung 2022/21 2)

Marktanteil 2022

Insgesamt

859.477

813.396

-5,3

100

 Toyota

62.329

73.505

17,9

9,0

 Kia

57.235

63.345

10,7

7,8

 Hyundai

57.508

59.503

3,4

7,3

 Volkswagen

61.724

58.874

-4,6

7,2

 Peugeot

67.266

54.737

-18,6

6,7

 SEAT

70.523

49.200

-30,2

6,0

 Renault

51.700

45.515

-12,0

5,6

 Citroën

47.072

43.160

-8,3

5,3

 Dacia

36.771

37.682

2,5

4,6

 Mercedes-Benz

33.676

36.479

8,3

4,5

 BMW

35.193

30.682

-12,8

3,8

1 geordnet nach dem Ranking des Gesamtjahres 2022; 2 Veränderung im Vergleich zum VorjahrQuelle: Branchenverband Anfac-Ideauto

Der Trend zum Direktverkauf von Kfz durch die Hersteller sorgt für Unruhe im Fahrzeughandel. Die Gruppe Stellantis hat einem Bericht von Cinco Días zufolge 39 Prozent ihrer Händler die Verträge gekündigt. Bis 2027 will Stellantis über ein Agenturmodell den direkten Verkauf zum einzigen Modell machen. Auch andere Konzerne prüfen ähnliche Modelle, so die Zeitung. Renault will hingegen maximal 10 Prozent der Fahrzeuge auf andere Weise als im klassischen Fahrzeughandel verkaufen.

Im Fahrzeughandel war das vergangene Jahrzehnt durch Zusammenschlüsse geprägt. Die Tendenz ging zu weniger Anbietern, die eine größere Markenvielfalt anbieten. Im Durchschnitt verfügt ein Vertragshändler heute über zwei bis drei Verkaufsräume. 

Fahrzeuge werden im Mittel 19 Jahre lang gefahren

In Spanien waren neuesten Angaben zufolge 2021 knapp 35,2 Millionen Fahrzeuge und damit 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr zugelassen. Darunter befanden sich 24,9 Millionen Pkw und 5,1 Millionen Lkw sowie 64.500 Busse. Die Definition der spanischen Generaldirektion für Verkehr DGT ist weit gefasst und schließt auch Anhänger, Auflieger, Motorräder und rund eine halbe Million sonstige Fahrzeuge ein. Der gesamte Fahrzeugbestand im Land hat sich von 1993 bis 2021 verdoppelt.

Das Durchschnittsalter der spanischen Fahrzeuge war 2021 mit 13,5 Jahren eines der höchsten in Europa. Auch Autonome Gemeinschaften (autonome Regionen) mit überdurchschnittlichen Einkommen bilden in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Verschrottet werden Fahrzeuge erst, wenn sie im Mittel 19 Jahre alt sind, wie der Verband ANFAC mitteilte. 

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