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Deutsche Wettbewerbsposition | Spanien

Deutsche Unternehmen sind eine feste Größe im Spaniengeschäft

Spaniens Importe sind in den vergangenen 20 Jahren stark gewachsen. Die Einfuhren aus Deutschland legten allerdings teils schwächer zu als die Gesamtimporte. 

Von Oliver Idem | Madrid

Spanien verfügt mit knapp 47 Millionen Einwohnern über den viertgrößten Binnenmarkt in der Europäischen Union (EU) und über eine besonders exportstarke Nahrungsmittel-, Kfz- und Chemieindustrie. Doch auch kleinere Industriezweige sind von wirtschaftlicher Bedeutung, wie etwa der innovative Maschinen- und Anlagenbau. 

Deutsche Unternehmen prägen zum Teil seit Jahrzehnten die spanische Wirtschaft mit. Besonders hohe Wertschöpfung generierten sie 2019 bei Transportmitteln, elektrischen und elektronischen Ausrüstungen sowie chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Zu den größten deutschen Akteuren zählen die Volkswagentochter SEAT, Robert Bosch, Mercedes-Benz und ThyssenKrupp. Im Handels- und Dienstleistungssektor sind Lidl, MediaMarkt Saturn und DHL stark vertreten.

Die Folgen der Weltfinanzkrise schlugen bis 2013/14 auf die spanische Wirtschaft durch. Die folgende Erholung wurde 2020 von der Coronapandemie jäh unterbrochen. Mittlerweile weisen die Prognosen für wichtige volkswirtschaftliche Indikatoren wieder aufwärts. Dazu tragen auch die 69,5 Milliarden Euro Zuschüsse der Europäischen Union für den spanischen Aufbau- und Resilienzplan bei.

Spanien auf einen Blick

Spanien importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 330 Milliarden US$, davon stammten 11,8 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 12 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Spanien exportierte 2020 Waren im Wert von 312 Milliarden US$. 10,8 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 12 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut dem Statistikamt INE waren 2019 in Spanien 10.663 ausländische Unternehmen registriert. Sie erwirtschafteten insgesamt 556 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigten knapp 1,8 Millionen Menschen. Auf deutsche Unternehmen entfielen 14,7 Prozent des Gesamtumsatzes. Gemessen an der Anzahl der Unternehmen betrug der deutsche Anteil 13 Prozent. Die Zentralen der deutschen Unternehmen waren hauptsächlich in den Autonomen Gemeinschaften Katalonien und Madrid ansässig.

Quelle: Destatis; AHK Spanien; spanisches Statistikamt INE


Deutschland liegt mit an der Spitze der Bezugsländer

Deutschland konnte sich in den vergangenen 20 Jahren als eines der Top-Lieferländer Spaniens behaupten. Doch -  relativ betrachtet - hat Deutschland ebenso wie Frankreich und Italien Marktanteile eingebüßt. Der Grund: Die drei europäischen Staaten konnten nur unterdurchschnittlich am starken Gesamtwachstum der spanischen Einfuhren partizipieren. Ganz anders hat sich die Lage in China entwickelt: Dem Land gelang es in einem so deutlichen Ausmaß, die Ausfuhren nach Spanien zu steigern, dass auch der Marktanteil über die Zeit kräftig stieg.

Die Warenhandelsströme bilden jedoch nicht die ganze Bandbreite der wirtschaftlichen Verflechtungen ab. Kfz-Teile überschreiten teils mehrfach Grenzen, bis sie im Endprodukt entweder in einem Land bleiben oder exportiert werden. Aus den spanischen Werken deutscher Hersteller werden beispielsweise in großem Umfang Kraftfahrzeuge in verschiedene Absatzmärkte geliefert. Zudem kann der Aufbau von Produktionsstätten, etwa von deutschen Kfz-Zulieferunternehmen, dazu führen, dass mehr vor Ort produziert wird und weniger Importe aus Deutschland erforderlich sind.

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Chemische und technische Erzeugnisse sind anhaltend gefragt

Deutschland behauptet sich als Lieferland in den Warengruppen besonders gut, bei denen in beiden Ländern große Wirtschaftszweige existieren. Die entsprechenden Lieferungen verleihen dem Außenhandel anhaltende Dynamik. Das gilt zum Beispiel für Kfz und Kfz-Teile oder die chemische und pharmazeutische Industrie.

Besonders wettbewerbsfähig sind deutsche Maschinen. Obwohl Spanien selbst über eine weit entwickelte Maschinenbaubranche verfügt und auch die Importkonkurrenz hart ist, behaupten sich die Lieferungen aus Deutschland überproportional gut. Wertmäßig legten die Maschinenlieferungen aus Deutschland von 2000 bis 2020 um 70 Prozent zu. Damit florierten sie noch stärker als die gesamten spanischen Maschinenimporte, die um 67 Prozent anstiegen. 

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Chemische Erzeugnisse 2)

1

Deutschland

17,9

16,2

15,4

2

Frankreich

17,0

12,0

10,5

3

USA

5,9

9,7

9,1

Maschinen 3)

1

Deutschland

23,5

23,9

24,0

2

Italien

19,0

13,1

11,8

3

China

1,5

7,3

11,8

Kfz und Kfz-Teile 4)

1

Deutschland

26,2

25,6

22,3

2

Frankreich

35,2

27,9

21,9

3

Italien

7,5

6,1

5,6

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Spanien; 2) SITC-Gruppe 5; 3) SITC-Gruppen 71 bis 74; 4) SITC-Gruppe 78Quelle: UN Comtrade

Spanien will Beschaffungsmarkt für grünen Wasserstoff werden

Spanien ist bereits eine wichtige europäische Größe in der Nutzung von Fotovoltaik und Windenergie. Unter anderem durch die staatlichen Ausbaupläne wird sich diese Dynamik fortsetzen. Alleine die Ausschreibungen der Regierung für die Jahre 2020 bis 2025 umfassen einen weiteren Zubau von 19,4 Gigawatt Kapazitäten. Reichhaltige Ressourcen und der absehbar steigende Bedarf an "grünem" Wasserstoff in nördlichen EU-Partnerländern bieten Spanien die Chance, sich als Beschaffungsmarkt für kostengünstig erzeugten Wasserstoff auf nachhaltiger Basis zu positionieren.

Komplizierter ist die Situation hinsichtlich der Lithiumvorkommen in Spanien. Das Land verfügt in der strukturschwachen Region um Cáceres in der Autonomen Gemeinschaft Extremadura über große Lithiumressourcen. Laut Medienberichten könnten dort 15.000 Tonnen pro Jahr über die nächsten 30 Jahre abgebaut werden. Vor dem Hintergrund des Lithiumbedarfs für die Batterien von Elektrofahrzeugen böte sich hier eine Perspektive, zumal auch in Spanien zunehmend elektrisch angetriebene Fahrzeuge hergestellt werden.

Der Widerstand gegen einen möglichen Abbau ist jedoch aus verschiedenen Gründen vor Ort stark. Einerseits würde der Abbau nah an touristisch besonders reizvollen Orten stattfinden, andererseits existieren vielfältige Einwände hinsichtlich des Ökosystems und Wasserhaushalts der Region. Lokale Repräsentanten befürchten auch, dass kaum Arbeitsplätze und Einnahmen für die einheimische Bevölkerung entstehen würden und ein möglicher Aufschwung an ihnen vorbeigehen könnte.

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