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Wirtschaftsumfeld | Subsahara-Afrika | FDI

China und Indien investierten am meisten zwischen Sahara und Kap

In Subsahara-Afrika ohne Südafrika waren China und Indien im letzten Jahrzehnt die wichtigsten Investoren. In Süd- und Nordafrika hingegen dominieren die Europäer.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Beim Zufluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) nach Afrika zeigte sich in der vergangenen Dekade eine deutliche Zweiteilung: In den relativ wirtschaftsstarken Ländern Nordafrikas und in der Republik Südafrika kamen die Mittel überwiegend aus den westlichen Industriestaaten. In den fast 50 anderen Staaten Subsaharas hingegen lagen China und Indien bei der Summe der Zuflüsse der Jahre 2010 bis 2019 an der Spitze. Dies ergibt eine Auswertung von Daten der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Dabei handelt es sich um "Spiegeldaten", also Angaben der FDI-Herkunftsstaaten.

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In Nord- und Südafrika lag China bei den Zuflüssen im letzten Jahrzehnt als Direktinvestor insgesamt nur an achter Stelle, Indien gar erst an achtzehnter. An der Spitze befanden sich in diesen relativ wirtschaftsstarken Ländern Italien und andere europäische Staaten, gefolgt von den USA und Japan. Auch Deutschland ist dort recht gut vertreten. In den großen Rest des Kontinents hingegen flossen ausweislich der UNCTAD-Zahlen im letzten Jahrzehnt nur sehr wenige deutsche Investitionen. Dort lag Deutschland in der Summe noch hinter Ländern wie Thailand, Russland oder Malaysia.

Deutschland investiert in Südafrika - sonst aber kaum in Subsahara

Die FDI-Zuflüsse des letzten Jahrzehnts teilten sich nach den UNCTAD-Zahlen etwa hälftig auf: In die Republik Südafrika und die Mittelmeer-Anrainerstaaten einerseits und den großen Rest des Kontinents andererseits. Im Umkehrschluss betont dies die Tendenz, dass sich Investoren aus Deutschland kaum in die Subsahara-Staaten jenseits von Südafrika wagen. Und es spiegelt die regionale Struktur des deutschen Außenhandels wider: In die rund 50 Subsahara-Länder außer Südafrika ging von 2016 bis 2020 nur knapp ein Fünftel der ohnehin geringen deutschen Afrika-Exporte.

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Herkunftsland China stark bei FDI-Beständen

Beim Blick auf den FDI-Bestand in Afrika sticht die Dominanz Chinas in den vielen afrikanischen Ländern jenseits von Nordafrika und der Republik Südafrika heraus. Die Chinesen hatten dort 2019 zum Beispiel fast zehnmal so viele Investitionen stehen wie die USA  - und sechzigmal so viel wie Deutschland. In Nordafrika und der Republik Südafrika hingegen lagen europäische Staaten an der Spitze der Investorenliste.

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Herausgerechnet ist bei dieser Betrachtung allerdings Mauritius. Im, kleinen, zu Afrika zählenden Inselstaat im Indischen Ozean standen 2019 knapp 77 Milliarden US-Dollar (US$) Auslandsinvestitionen, so die von der UNCTAD wiedergegebenen Daten der Partnerländer. Dieser Wert war annähernd so hoch wie in Südafrika und entsprach 60 Prozent der FDI in ganz Afrika ohne Nordafrika und die Republik Südafrika. Umgekehrt taucht Mauritius in den UNCTAD-Tabellen nirgendwo als Investor in Afrika auf - außer in der Republik Südafrika, wo gut 9 Milliarden US$ des FDI-Bestands 2019 der Insel Investoren von der Insel zugeordnet sind.

Hintergrund ist offenkundig die Rolle von Mauritius als Standort für Unternehmenshüllen oder Briefkastenfirmen für Investoren aus anderen Ländern. Darauf verweist auch die Liste der wichtigsten "Herkunftsländer" beim FDI-Bestand in Mauritius 2019: Für das Vereinigte Königreich, Singapur, Südafrika und Indien standen jeweils rund 10 Milliarden bis 12 Milliarden US$, etwas abgestuft folgten die USA, Thailand und Frankreich.

Daten mit Vorsicht zu genießen

Die Daten der UNCTAD, die hier der besseren Vergleichbarkeit wegen wiedergegeben werden, können allerdings nur Tendenzen aufzeigen. Als "Spiegeldaten" der Partnerländer weichen sie häufig stark von den Zahlen ab, welche die afrikanischen Länder selbst veröffentlichen. So weist Marokko für die zehn Jahre bis 2019 FDI-Zuflüsse von insgesamt 33 Milliarden US-Dollar aus, die Partnerländer in der Summe lediglich 7 Milliarden.

Für den wichtigen Investor Niederlande wiederum veröffentlicht die UNCTAD für 2013 und 2014 gar keine Daten, ebenso nicht - wie auch für Deutschland und einige andere Staaten - für 2019. Außerdem tauchen bei den UNCTAD-Spiegeldaten keine Steueroasen wie die Isle of Man auf. Diese Gebiete wie auch Hongkong spielen bei den Angaben der Empfängerländer teils eine große Rolle. Schwer zu bewerten ist darüber hinaus das Gewicht von Investitionen, die über Holdings und anderen Unternehmenshüllen etwa in den Niederlanden abgewickelt werden, die tatsächlich aber aus anderen Ländern stammen.

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