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Branchen | Südafrika | Abfallwirtschaft
Der Abfallsektor in Südafrika ist ein Mischsystem. Treibende Kraft sind die Industrievereinigungen (PRO). Diese setzen Regierungsvorgaben für die betreffenden Bereiche um.
01.07.2021
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Südafrikas Abfallwirtschaft ist im afrikanischen Vergleich gut aufgestellt und weist eine vergleichsweise hohe Entsorgungsquote auf. Das Entsorgungs-Modell bleibt dennoch in einem linearen Muster behaftet, das sich in dem Schema Anschaffen-Produzieren-Nutzen-Entsorgen (take-make-use-dispose) widerspiegelt. Es überwiegt die Deponierung.
Ministerium für Umwelt (Department of Environment, Forestry and Fisheries | Das Ministerium ist die oberste Autorität und Planungsinstanz für den Müllsektor und vergibt Lizenzen für Sondermüll und überwacht die Umsetzung der Entsorgung gewerblicher Abfälle. Das Ministerium ist für Provinzen sowie Städte und Gemeinden beratend tätig. |
Umweltministerien auf provinzieller Ebene | Zu ihren Aufgaben gehören die Formulierung und Umsetzung von Gesetzen und Standards auf provinzieller Ebene, kommunale Unterstützung und Überwachung kommunaler und Tätigkeiten des Privatsektors. |
Städte und Kommunen | Kommunen fällt die Sammlung, Entfernung, Lagerung und Entsorgung von Abfällen zu, die von den Haushalten erzeugt werden. |
Industrie und Gewerbe | Nach Regierungsvorgaben: Verantwortlich für die Entsorgung der selbst verursachten Abfälle. |
Private Entsorgungsunternehmen | Übernehmen Verpflichtungen der Industrie und der Kommunen. |
PRO (Producer Responsibility Organisation) - Industrievereinigungen für die Entsorgung. | Fördern im Auftrag der beteiligten Unternehmen die Abfallsammlung und die Wiederverwertung auf verschiedenen Etappen der Wertschöpfungskette. Neben den PRO gibt es die MSO (Material Specific Organisations), die von einer freiwilligen Finanzierung getragen werden. |
Informeller Sektor | Der informelle Abfallsektor spielt eine tragende Rolle für die Branche und kommt für rund 80 bis 90 Prozent der recycelbaren Verpackungen auf. Die informellen Abfallsammler (waste picker) sind marginalisiert und beliefern den formellen Sektor. Im informellen Abfallsektor sind circa 80.000 Menschen beschäftigt. |
Im Jahr 2016 haben rund 59 Prozent der Haushalte ihren Hausmüll von ihrer Gemeinde oder einem Dienstleister sammeln lassen. Zwei Prozent der Haushalte hat ihren Müll in einem gemeinsamen Müllcontainer oder an einer zentralen Sammelstelle entsorgt. 34 Prozent der Haushalte musste den Müll selbst auf einer Deponie (kommunal oder privat) verbringen; bei fünf Prozent ist die Entsorgung unklar. Angesichts auftretender wilder Deponien dürften das Zahlenwerk ein teilweise geschöntes Bild widerspiegeln. Städte und Gemeinden sind jährlich dazu gezwungen, für die Entfernung illegaler Müllhalden hohe Summen in ihrem Jahresbudget aufzuwenden.
Abfallverursacher | Städte und Kommunen | Privatsektor |
Haushalte | Sind verfassungsmäßig verpflichtet, die Haushaltsabfälle einzusammeln. | Städte und Kommunen dürfen private Unternehmen mit der Sammlung des Mülls und der Abfallbehandlung beauftragen. |
Industrie und Gewerbe | Keine Verpflichtung der Städte und Kommunen gegeben. Diese können jedoch als Auftragnehmer auftreten. | Abfallverursacher sind für die Entsorgung ihrer Abfälle verpflichtet und können hierfür andere Unternehmen beauftragen. |
Abfallverursacher | Die Städte und Gemeinden | Privatsektor |
Haushalte / Industrie und Gewerbe | Sind dazu verpflichtet, für eine Abfallinfrastruktur und -entsorgung Sorge zu tragen. Die Beauftragung privater Unternehmen ist möglich. | Private Entsorgungsunternehmen können ihre eigene Infrastruktur und Abfallbehandlung (bspw. Recycling- und Verbrennungsanlagen) auf Basis einer Konzession betreiben. |
Hauptsitz in Dubai. Hat 2015 die Anteilsmehrheiten der südafrikanischen Wasteman übernommen. Bereiche: Krankenhausabfälle, Automobil, Öl- und Gas, Bau, Bergbau und Nahrungsmittelindustrie. | |
Zum französischen Konzern Seche Environment Group. Industrie, Bergbau, Rohstoffe, Energie, pharmazeutische Industrie, und Einzelhandelsketten. | |
Sondermüll, Müllsammlung, Recycling und Abfallentsorgung vor Ort. | |
Ehemals Veolia Environmental Services. Spezialisierung auf Industriekunden (vor allem Getränke- und Pharmaindustrie). | |
Bereiche Krankenhausabfälle, Getränkeindustrie, Shoppingzentren, Universitäten und Industrieunternehmen. | |
Recycling von Kunststoffen, Glass, Papier, Stahl und Aluminium für Industriegewerbe und Städte. | |
Produzent von Kunststoffen und Kartons. Ist auch im Recycling tätig. Hauptkunden sind Obst- und Gemüseanbauer, Großhandel und Verpackungsindustrie. | |
Führendes Unternehmen beim Recycling von Kunststoffen. |
Name | Wiederverwertete Abfallarten |
Papier und Papierverpackungen. | |
Metallverpackung aus Aluminium und Stahl | |
Polystyrene | |
PET-Kunststoffe | |
PPP-Kunststoffe | |
Lampen und Ausrüstung hierfür | |
Recyltes Papier zur Papierherstellung | |
Elektronische Abfälle | |
Verschiedene Kunststoffe | |
Vinyl | |
Glass |
Recyclingraten für einzelne Produktgruppen können - wie etwa bei den Kunststoffen - hoch ausfallen. Grund für die hohen Recyclingraten sind - trotz überwiegend niedriger Kosten für Deponien und der Abfallverbrennung - die günstigen Arbeitskosten im informellen Abfallsektor. Insgesamt bleiben jedoch die Quoten zur Vermeidung von Deponieabfällen niedrig. Laut südafrikanischer Stellen sind 2017 in Südafrika 55 Millionen Tonnen herkömmlicher Abfälle angefallen. Rund 11 Prozent sind nicht über den Deponieweg entsorgt worden.
Abfallart | Anfallende Abfälle in Tonnen | Recycling-Quoten in Prozent |
Kommunale Abfälle 1) | 4.821.430 | 0 |
Abfälle aus Industrie und Gewerbe 2) | 481.179 | 0 |
Flugasche 3) | 4.346.080 | 3,1 |
Kesselasche 3) | 6.489.080 | 3.1 |
Industrieschlacke | 4.859.025 | 0 |
Organische Abfälle | 19.251.600 | 49,2 |
Bauschutt und –abfälle | 4.482.992 | 52,0 |
Papier | 2.139.706 | 58,0 |
Kunststoffe | 1.099.254 | 43,7 |
Glas | 2.791.003 | 71,2 |
Metalle | 3.533.059 | 80,0 |
Reifen | 162.167 | 23,6 |
Weitere | 729.615 | 9,0 |
Insgesamt | 55.186.188 | 34,5 |
Anzahl | |
Deponien | 1 057 |
Lagerstätten | 370 |
Behandlungszentren | 293 |
Industrielle Kläranlagen | 251 |
Recycling- und Verwertungszentren | 224 |
Abfallverbringungszentren | 109 |
Verbrennungsanlagen | 20 |
Kompostierzentren | 19 |