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Branchen | Südafrika | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Schwacher Konsum bremst die Dynamik im Nahrungsmittelsektor

Südafrikas Lebensmittelindustrie wird sich wohl vorerst mit Investitionen eher zurückhalten. Verbrauchertrends und strengere Vorgaben in der Abfallwirtschaft setzen aber Impulse.    

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Im Jahr 2021 verzeichnete die südafrikanische Landwirtschaft erneut Rekordernten und hohe Exporte, etwa bei Mais, Ölsaatgut und Zitrusfrüchten. Häufig führen große Erntemengen zu fallenden Agrarpreisen. Von diesem Effekt war Südafrika nicht betroffen. Grund hierfür sind die hohen Weltmarktpreise bei einer Reihe von landwirtschaftlichen Produkten.

Dem südafrikanischen Agrarexperten Wandile Sihlobo zufolge profitiert das Kapland in doppelter Weise von dem Wetterphänomen La Nina. Zum einen sorgt La Nina für ergiebige Regenfälle im südlichen Afrika. Zum anderen steigen die Dürrerisiken in Südamerika. So kam es dort 2021 vor allem bei Mais zu erheblichen Ernteausfällen. Nicht zuletzt kommt die hohe Nachfrage aus Indien und China dem südafrikanischen Agrarsektor zugute, so Wandile.

Kaum Erweiterungsinvestitionen in der Lebensmittelindustrie

Die lokale Nahrungsmittelverarbeitung dürfte unter anderem davon profitieren, dass ein schwacher Rand die landwirtschaftlichen Importe verteuert und die Nachfrage nach heimischen Produkten unterstützt. Dennoch sind 2022 und 2023 Investitionen in zusätzliche Anlagen zur Herstellung von Massenware weniger zu erwarten.

Das ungünstige Konsumklima bremst. Die südafrikanischen Verbraucher bekommen die Folgen des Ukraineskrieges besonders zu spüren. Dabei war das gesamte verfügbare Einkommen der Südafrikaner bereits 2020 um 15,7 Prozent auf 209 Milliarden US-Dollar (US$) eingebrochen. Nicht zuletzt hat die Statistikbehörde StatSA bei großen Betrieben eine eher geringe Produktionsauslastung von 82,6 Prozent festgestellt.

Verbraucher ändern ihre Vorlieben

Anders als beim Ausbau bestehender Kapazitäten ist mit Investitionen für Produkte, die neue Konsummuster bedienen, eher zu rechnen. Vor allem gilt das mit Blick auf die rund 10 Millionen bis 12 Millionen Menschen, die zur urbanen Mittelschicht zählen. Hier haben Themen wie erhöhtes Gesundheitsbewusstsein und klimaschonender Konsum einen ähnlichen Stellenwert wie in den westlichen Industrieländern.

Dies begünstigt etwa den Verbrauch von Fisch- oder Milchprodukten zulasten des Fleischkonsums bis zum gänzlichen Verzicht auf tierische Proteine. In der Getränkeindustrie hält der Trend zu geringerem Zuckereinsatz an. Die Nachverfolgung und Zertifizierung von Nahrungsmitteln nach ökologischen und sozial nachhaltigen Gesichtspunkten wird wichtiger.

Investitionen durch Auflagen in der Abfallwirtschaft 

Aufgrund neuer Auflagen zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft ist mit erhöhten Investitionen in das Recycling und in umweltschonende Verpackungsmaterialien zu rechnen. Erfordernisse, wie die Optimierung von Stoffströmen, die Steigerung der Energieeffizienz und die autonome Stromproduktion auf Basis erneuerbarer Energien, sind gewachsen. Bei den Nahrungsmittelunternehmen steht insbesondere der Bau von Biogasanlagen im Fokus.

Hanfanbau bietet Chancen

Nicht nur als Markt für Produkte, die neuen globalen Konsummustern entsprechen, ist Südafrika interessant, sondern auch als gut entwickelter Standort für den Weltmarkt. So billigen manche Beobachter dem lokalen Hanfanbau ein großes Potenzial zu. Dabei geht es um die Lieferung und Weiterverarbeitung von Hanf zur pharmazeutischen und industriellen Verwertung sowie für den Erwachsenenkonsum. Im Jahr 2018 wurde in einem Gerichtsurteil der private Konsum von Cannabis legalisiert. Seitdem hat sich der legale Cannabismarkt in Südafrika gut entwickelt.

Erholung in der Verpackungsindustrie

Die Verpackungsindustrie hat sich in den letzten Jahren widerstandsfähig gezeigt. In einigen Märkten dürfte die Produktion 2022 den Stand vor dem Lockdown-Jahr 2020 erreichen. Größte Risiken für die importabhängige Branche sind 2022 deutlich höhere Frachtkosten, gestiegene Inputpreise und Lieferengpässe.

Südafrikas Verpackungsherstellern war es, ebenso wie der Nahrungsmittelindustrie, erlaubt, während der Phasen eines restriktiven Lockdowns 2021 weiter zu produzieren. Allerdings hat der Glassektor unter dem zeitweiligen Verkaufsverbot für alkoholische Getränke stark gelitten. Durch Homeoffice ist außerdem der Verkauf einzelner Getränkedosen für die Mittagsmahlzeiten außer Haus zurückgegangen. Konsumenten sind auf Kunststoffflaschen mit größerem Volumen umgestiegen. Aufgrund von Hygieneauflagen und des erhöhten Sicherheitsbedürfnisses in der Bevölkerung haben weiche Einwegkunststoffe stark zugelegt.

Hohe Konzentration in der Nahrungsmittelverarbeitung

Es gibt in Südafrika rund 1.800 Unternehmen in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, die etwa 450.000 Menschen beschäftigen. Dennoch dominieren einige vertikal integrierte Unternehmen den Markt. So entfielen 2019 auf die zehn größten Unternehmen der Branche über 80 Prozent der Einnahmen. Die fünf bedeutendsten Nahrungsmittelkonzerne erwirtschafteten rund 50 Prozent der Gewinne.

Wichtigste Hersteller in ausgewählten Sparten der Nahrungsmittelindustrie:

  • Getreidevermahlung: Auf Premier FMCG, Tiger Brands, Pioneer Voedsel und Pride Milling Company entfallen rund 75 Prozent der verkauften Maismahlzeiten. Es gibt rund 300 kleinere Maisvermahler. Bei Weizen dominieren Pioneer, Premier und Tiger.
  • Molkereien: Führend ist das Unternehmen Clover mit einem Marktanteil von 26 Prozent, gefolgt von Parmalat (18 Prozent), Unilever (7 Prozent), Danone (6 Prozent) und Cape Oil & Margarine (6 Prozent).
  • Verarbeitetes Obst und Gemüse: Dominierend ist die Rhodes Food Group (Marktanteile: Marmelade und Obstkonserven je 49 Prozent; Gemüsekonserven 20 Prozent; haltbare Fruchtsäfte 24 Prozent). Weitere wichtige Player sind unter anderem: Tiger Brands, Libstar Operations, Pioneer Foods Groceries und in2food Group.
  • Zuckerherstellung und Süßwaren: Illovo und Tongaat Hulett kontrollieren rund die Hälfte des Zuckermarktes. Weitere wichtige Produzenten sind: UCL Company, Gledhow Sugar Company und Umfolozi Sugar Mill. Bei der Süßwarenherstellung sind Tiger Brands, Premier FMCG sowie die ausländischen Großkonzerne Nestlé und Mondelez stark vertreten.




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