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Branchenbericht Südafrika IKT, übergreifend
Johannesburg (GTAI) - Das in Südafrika im Aufbau befindliche 5G-Netz dürfte ein Erfolg werden. Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte aber den Einsatz von Huawei-Technologien erschweren.
13.11.2019
Mitte September 2019 hat das südafrikanische Telekommunikationsunternehmen Rain in Teilen von Johannesburg und Tswane das erste kommerzielle 5G-Netz eingeführt. Tswane umfasst die Hauptstadt Pretoria und angrenzende Gemeinden. Das Unternehmen teilte mit, dass die Einführung des neuen Standards für mobiles Internet und Mobiltelefonie (5G) zu den ersten weltweit zähle und die Digitalisierung der Industrie in Südafrika unterstützen würde. Im Laufe des Jahres 2020 will Rain 5G in Kapstadt und weiteren größeren Städten aufbauen. Das Unternehmen beschränkt sich auf die Datenübertragung.
Gegenwärtig wird 5G zu einem Sondertarif von 1.000 Rand im Monat (rund 60 Euro) angeboten. Rain verspricht eine 100-mal schnellere Datenübertragung als dies mit dem 4G-Netz oder Glasfaserübertragungen möglich ist.
Wettbewerber werden mit der Einführung von 5G erst nachziehen können, wenn die südafrikanische Regierung weitere Übertragungsfrequenzen freigibt. Denn im Grunde genommen sind die eigentlich für 5G vorgesehenen Frequenzen noch gar nicht ausgeschrieben. Die Umsetzung könnte - so Experten - noch bis zu zwei Jahren dauern. 20 Prozent der vorgesehenen Bandbreiten sind als WOAN (Wholesale Open Access Network) geplant, ein Verfahren, bei dem Anbieter lediglich die benötigte Bandbreite anbieten. Der Rest soll zur Nutzung versteigert werden.
Rain hat sich hingegen das notwendige 5G-Spektrum im Jahr 2015 durch den Kauf der Firma Wireless Business Solutions gesichert. Die durch den Kauf erworbenen Frequenzen waren ursprünglich für den Betrieb der nationalen Lotterie vorgesehen. Hinter Rain stehen die einflussreichen südafrikanischen Geschäftsleute Patrice Motsepe, Paul Harris und Michael Jordaan.
Die Infrastruktur für das 5G-Projekt liefert Huawei. Der chinesische Technologiekonzern steht in der Kritik des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump und wird im Rahmen des Handelskrieges zwischen den USA und China mit Restriktionen und Sanktionen belegt. Im Zuge einer Eskalation des Handelskrieges könnte die Lieferfähigkeit von Huawei Schaden nehmen, wenn bestimmte Prozessor- oder Softwarekomponenten sanktioniert werden und Huawei diese nicht angemessen ersetzen kann.
Das würde nicht nur Rain in Schwierigkeiten bringen und dazu zwingen, das 5G-System neu zu konfigurieren. Auch die in Südafrika tätigen Mobilfunkanbieter Vodafone und MTN wären betroffen.
Präsident Cyril Ramaphosa hat sich im Juli 2019 auf dem Digital Economic Summit in Johannesburg ausdrücklich dafür stark gemacht, dass Südafrika an Huawei festhalten wird. "Die Auseinandersetzung zwischen China und den USA, in welcher der Technologiekonzern Huawei wegen seiner Erfolge als Opfer dienen soll, ist ein Beispiel für Protektionismus, der unseren eigenen Telekommunikationssektor betrifft, und hier insbesondere die Bemühungen zum Ausbau des 5G-Netzes." Der Präsident mit Bezug auf Huawei weiter: "Wir unterstützen ein Unternehmen, das unser Land und in der Tat die Welt zu besseren Technologien führen wird." Ähnliches war von Ramaphosa auf dem G20-Gipfel im Juni 2019 in Japan zu vernehmen.
Trotz Risiken setzt nicht nur Südafrika auf Huawei, sondern auch die afrikanischen Länder im Allgemeinen. So hat die Afrikanische Union Ende Mai 2019 offiziell die strategische Partnerschaft mit dem Konzern ausgebaut. Das ist nachvollziehbar, denn Huawei gilt gegenwärtig als das einzige Unternehmen, das die 5G-Infrastruktur als Paket und in großem Umfang liefern kann. Darüber hinaus ist der Technologiekonzern mit Abstand der wichtigste Lieferant für die Vorgängergeneration 4G in Afrika. Da ist Huawei als Auftragnehmer für 5G naheliegend, so Experten.
Die Kritik, der Konzern würde Daten ungeschützt nach China transferieren, dürfte dabei in Afrika eher als doppelte Moral des Westens aufgefasst werden. Datenskandale mit der Beteiligung von Geheimdiensten gibt es auch in den westlichen Industrieländern, und das ist auf dem afrikanischen Kontinent gut bekannt.
Während ab 2020 vor allem in Südafrika eine deutliche Beschleunigung des 5G-Ausbaus zu beobachten sein wird, liegt der Einsatz in anderen Ländern südlich der Sahara noch einige Jahre entfernt. Dies berichtet eine neue Studie der GSMA (internationale Industrievereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter).
Gegenwärtig, so eine Schlussfolgerung der Studie, stecke die Region im Hinblick auf den Mobilfunk noch im Übergang von einfachen Sprachdiensten hin zu datenbasierten Übertragungen. Ende 2019 würden die Verbindungen der 3. und 4. Generation die der 2. Generation überholen, so GSMA weiter. In den letzten fünf Jahren haben Mobilfunkbetreiber fast 40 Milliarden US-Dollar in Subsahara-Afrika investiert und hier vor allem in den Ausbau von 3G- und 4G-Netzen, stellt die Studie fest.
Trotz Vorreiterrolle wird der Ausbau des 5G-Netzes in Südafrika aber auch mit Hürden konfrontiert sein. Denn wie auch andere Länder des Kontinentes ist Südafrika verhältnismäßig dünn besiedelt. 5G benötigt eine hohe Antennendichte. Der ländliche Raum ist infolgedessen nur schwer abzudecken. Mehr noch wiegt jedoch das starke Einkommensgefälle in Südafrika. Die obersten Einkommensbezieher in den Metropolen und die großen Unternehmen kommen unmittelbar als Kunden in Frage. In dem von gravierender sozialer Ungleichheit geprägten Land dürfte aber schon in der in den letzten Jahren stark gebeutelten Mittelschicht das Geld für eine Teilnahme an 5G knapp sein.
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