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Special | Südkorea | Wasserstoff

Regierung plant noch mehr Schwung bei Wasserstoff

Südkorea will sich als wichtiger Anbieter von Produkten für die Wasserstoffwirtschaft etablieren. Die Regierung gibt höhere Ziele aus und verspricht zusätzliche Förderung.

Von Frank Robaschik | Seoul

Die Ausgangsposition ist nicht schlecht: Im August 2021 waren in Südkorea 16.206 Wasserstoffautos zugelassen. Nach Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) lag das Land damit weltweit an der Spitze. Bei der installierten Kapazität von Brennstoffzellenkraftwerken belegte das Land mit 688 Megawatt global ebenfalls Rang eins. Bei der Anzahl von Wasserstofftankstellen lag es demnach mit 112 nach Japan auf Rang zwei, der Zubau erfolgte jedoch schneller. Die Nutzung von Brennstoffzellen in Gebäuden steht in Südkorea hingegen bisher nicht im Rampenlicht.

Doppelt so hohe Nachfrage nach Wasserstoff erwartet

Die gute Positionierung will die südkoreanische Regierung nutzen. Die kürzlich bekannt gegebene Wasserstoffvision vom 7. Oktober 2021 setzt neue Ziele für die Wasserstoffwirtschaft. Unter anderem visiert sie bei der Nachfrage nach Wasserstoff im Land nunmehr 3,9 Millionen Tonnen im Jahr 2030 an. Das ist doppelt so viel wie noch in einer Roadmap von Anfang 2019.

Fokus auf blauem Wasserstoff

Gemäß den neuen Plänen soll allerdings auch im Jahr 2050 noch blauer Wasserstoff, bei dem Kohlendioxid eingefangen und gespeichert wird, bei der Produktion im Inland wichtiger sein als grüner Wasserstoff. Bei der grünen Alternative wird das Gas unter der Verwendung von erneuerbaren Energiequellen hergestellt. Hinzukommen sollen Importe, die bereits 2030 etwa das Dreifache der Inlandsproduktion betragen. Der Anspruch liegt dabei, wie häufig in Südkorea, auf der Nutzung eigener Technologien. Der Anteil der Eigenversorgung soll 2030 bei mindestens einem Viertel und 2050 bei der Hälfte des importierten Wasserstoffs liegen.

Ziele der Wasserstoffvision für 2030 und 2050 in Produktion und Versorgung (Oktober 2021)

Indikator

2020

2030

2050

Verbrauch

220.000 Tonnen

3,9 Millionen Tonnen

27 Millionen Tonnen

Tankstellen

70

660

Mehr als 2.000

Art des genutzten Wasserstoffs

Grau

Mindestens 50 Prozent grün und blau

100 Prozent grün und blau

Produktion in Südkorea

k.A.

1 Million Tonnen, davon 750.000 Tonnen blau und 250.000 Tonnen grün

5 Millionen Tonnen, davon 2 Millionen Tonnen blau und 3 Millionen Tonnen grün

Anteil des mit südkoreanischer Technologie und Kapital im Ausland hergestellten Wasserstoffs an den Wasserstoffimporten

Eigenerschließung von Erdöl und Erdgas aus dem Ausland von 13,2 Prozent

Eigenversorgung von mindestens 25 Prozent

Eigenversorgung von mindestens 50 Prozent

Rohrleitungen

In Chemieparks wie Ulsan und Yeosu

Rohrleitungsnetz zur Stromerzeugung

Pipelinenetz verbindet alle wichtigen Produktionsstandorte

Quelle: MOTIE

Weitere Anwendungsfelder für Wasserstoff geplant

Südkorea hat bereits viele Wasserstoff-Pkw von Hyundai Motor auf die Straßen gebracht, die bisher mit grauem Wasserstoff verkehren. Künftig will das Land die Haltbarkeit und Reichweite der Fahrzeuge steigern und die Nutzung von Wasserstoff auf andere Verkehrsmittel ausweiten. Die Stromerzeugung als Anwendungsfeld soll vor allem durch einen Pflichtanteil für Strom aus Wasserstoff deutlich zunehmen.

In der Industrie soll Wasserstoff im Rahmen der Bemühungen um Klimaneutralität unter anderem in der Stahlbranche, Petrochemie und in der Zementproduktion zum Einsatz kommen. Dafür will Südkorea eine ganze Reihe an Technologien entwickeln. Unter anderem beabsichtigt der größte einzelne industrielle Emittent von Treibhausgasen in Südkorea, der Stahlhersteller POSCO, die Technologie der Herstellung von wasserstoffreduziertem Stahl zu entwickeln und mittelfristig einzusetzen.

Ziele der Wasserstoffvision für 2030 und 2050 in der Nutzung von Wasserstoff (Oktober 2021)

Bereich

2020

2030

2050

Wasserstofffahrzeuge

10.000 Pkw, 75 Busse, 20 Taxis

Haltbarkeit und Reichweite erreichen das Niveau von Verbrennungsmotoren

Vielfältige Wasserstoffmobilität: Busse, Lkw, Schiffe, Züge, Flugtaxis, etc.

Stromerzeugung aus Wasserstoff (Anteil an gesamter Stromerzeugung)

1 Prozent, auf Grundlage grauen Wasserstoffs

7 Prozent

Mehr als 20 Prozent, vorwiegend aus grünem Wasserstoff

Brennstoffe in der Industrie

Schwerpunkt auf fossilen Brennstoffen

Tests zur Umstellung auf Wasserstoff sind abgeschlossen

Umstellung auf Wasserstoff (wasserstoffreduzierter Stahl, grüne chemische Produkte, etc.)

Quelle: MOTIE

Firmen verkünden Milliardeninvestitionen in Wasserstoffwirtschaft

Bei ihrer Vision von der Wasserstoffwirtschaft beteiligt Südkorea seine großen Unternehmensgruppen (Chaebol). So hat MOTIE im März 2021 eine Absichtserklärung mit den großen privaten Unternehmensgruppen verkündet, wonach diese bis 2030 insgesamt 36,4 Milliarden US-Dollar (US$) investieren werden. Dazu zählen Investitionen von SK in Höhe von 15,7 Milliarden US$, von Hyundai Motor mit 9,4 Milliarden US$, POSCO mit 8,5 Milliarden US$, Hanwha mit 1,3 Milliarden US$ sowie Hyosung mit 1 Milliarde US$.

Bereits 2019 hatte das Staatsunternehmen Korea Gas Corporation (KOGAS) Investitionen in die Wasserstoffwirtschaft von rund 4 Milliarden US$ bis zum Jahr 2030 angekündigt. Auch die Stromversorger der staatlichen KEPCO-Gruppe werden direkt oder indirekt in die Stromerzeugung aus Wasserstoff und in die Technologieentwicklung investieren. MOTIE kündigte im August 2021 darüber hinaus öffentliche und private Investitionen von circa 1,1 Milliarden US$ von 2023 bis 2027 in Wasserstoffcluster um Saemangeum in der Provinz Nord-Jeolla, in der Provinz Gangwon, in Incheon, in der Provinz Nord-Gyeongsang sowie in Ulsan an.

Regierung will Firmen noch stärker auf Weltmarkt unterstützen

Die Regierung des nur noch bis 2022 amtierenden Präsidenten Moon verspricht den Firmen in ihrer Vision vom Oktober 2021 zusätzliche steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für neue Wachstumssegmente und die Entwicklung von Kerntechnologien. Darüber hinaus sagt sie den Unternehmen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft weitere Kredite und Garantien durch staatliche Banken für Geschäfte auf den Auslandsmärkten sowie mehr Unterstützung seitens der Regierung bei der Entwicklung von Technologien zu.

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