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Im Juli 2021 hat die Regierung die Anreize für Kraftwerksbetreiber, Strom aus Windenergie zu erzeugen oder von anderen Produzenten zu beziehen, erhöht.
14.10.2021
Von Frank Robaschik | Seoul
Der Ausbau der Windenergie in Südkorea kommt trotz umfangreicher Pläne bisher nur sehr langsam voran. Im 1. Halbjahr 2021 lagen die gesamten Neuinstallationen nach vorläufigen Angaben der Korea Energy Agency bei lediglich 25 Megawatt. Große Projekte verzögern sich seit vielen Jahren immer wieder.
Die Regierung von Präsident Moon, die die Nutzung der Windkraft und insbesondere die Offshore-Windenergie ausbauen möchte, versucht, die Attraktivität dieser erneuerbaren Energiequelle mit einer weiteren Maßnahme zu fördern: Seit dem 28. Juli 2021 rechnet Südkorea aus Windenergie erzeugten Strom stärker im Rahmen des für größere Kraftwerksbetreiber vorgeschriebenen Renewable Portfolio Standard (RPS) an. Der RPS schreibt Stromerzeugern mit Kapazitäten ab 500 Megawatt vor, einen bestimmten Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen (Details zum RPS-System siehe Beitrag "Erneuerbare profitieren von Pflichtanteilen in der Stromerzeugung").
In der Onshore-Windenergie erhöht sich der Anrechnungsfaktor im Rahmen des RPS von 1 auf 1,2. Neu eingeführt wurde ein Anrechnungsfaktor für die küstennahe Offshore-Windkraft, das heißt Bereiche im Wattenmeer oder innerhalb von Deichen (Faktor 2). Der Anrechnungsfaktor für die reguläre Offshore-Windkraft wurde von 2 auf 2,5 erhöht.
Hinzu kommen sowohl in der küstennahen als auch in der regulären Offshore-Windkraft weitere Zuschläge je nach Entfernung des Anschlusses vom Ufer sowie je nach Tiefe. Die maximalen Zuschläge liegen sowohl bei der Entfernung als auch bei der Tiefe jeweils beim Faktor 1,2. Somit kann der Anrechnungsfaktor bei besonders schwierigen Vorhaben höchstens 4,9 erreichen. Bisher lag der maximal mögliche Faktor für die Offshore-Windenergie bei 3,5.
Energieart | Faktor bis 27.07.21 | Faktor seit 28.07.21 |
---|---|---|
Onshore-Windkraft | 1,0 | 1,2 |
Küstennahe Offshore-Windkraft | nicht vorhanden | 2,0 |
Offshore-Windenergie mit Anschluss bis 5 km | 2,0 | 2,5 |
Offshore-Windenergie mit Anschluss von mehr als 5 km bis 10 km | bis zu 2,5 | bis zu 2,9 |
Offshore-Windenergie mit Anschluss von mehr als 10 km bis 15 km | bis zu 3,0 | bis zu 3,3 |
Offshore-Windenergie mit Anschluss von mehr als 15 km | bis zu 3,5 | bis zu 3,7 |
Zusätzlich in der Offshore-Windkraft für Tiefen über 20 Meter bis unter 25 Meter | nicht vorhanden | bis zu 0,4 |
Zusätzlich in der Offshore-Windkraft für Tiefen über 25 Meter bis unter 30 Meter | nicht vorhanden | bis zu 0,8 |
Zusätzlich in der Offshore-Windkraft für Tiefen über 30 Meter | nicht vorhanden | bis zu 1,2 |
Insgesamt ergeben sich damit in allen Bereichen höhere Anrechnungsfaktoren als bisher. Dies erhöht die Anreize zur Nutzung der Offshore-Windkraft im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien, die im Rahmen des RPS gefördert werden. Impulse können auch von der angestrebten Klimaneutralität bis 2050 der südkoreanischen Regierung kommen.
Gleichzeitig sind die Preise für Zertifikate für erneuerbare Energien (Renewable Energy Certificates; REC) auf dem Spotmarkt der Strombörse Korea Power Exchange (KPX) in den vergangenen Jahren gefallen. Das heißt, dass die Gesamteinnahmen aus REC für Windvorhaben geringer als früher ausfallen können. Dennoch bleibt die Besserstellung der Windenergie gegenüber anderen Energiequellen durch die Änderung der Anrechnungsfaktoren. Für Projektentwickler, die REC-Zertifikate nicht primär über den Sportmarkt handeln wollen, sind auch längerfristige Verträge möglich. Die Koordination erfolgt über die Korea Energy Agency.
Darüber hinaus soll laut Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) bei Offshore-Windvorhaben, die die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen haben, der Anrechnungsfaktor im Voraus abgeschätzt werden. Dadurch wird die Finanzierung von Projekten erleichtert. Wenn das Vorhaben unverändert bleibt, soll der vorab geschätzte Faktor gewährt werden. Dies war bisher nicht unbedingt der Fall, was die Finanzierung von Projekten schwierig machte.
In der Windenergie gibt es eine Reihe nichttarifärer Handelshemmnisse. Wichtige Herausforderungen listet die Europäische Handelskammer in Südkorea in ihrem jährlichen Weißbuch auf. Beim Marktzugang unterstützt auch die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer, bei der sich das Sekretariat der Deutsch-Koreanischen Energiepartnerschaft befindet.
Indikator | Formel seit 28.07.21 |
---|---|
Anschluss von mehr als 5 km bis 10 km | (2,9*E-2)/E-2,5 |
Anschluss von mehr als 10 km bis 15 km | (3,3*E-6)/E-2,5 |
Anschluss von mehr als 15 km | (3,7*E-12)/E-2,5 |
Tiefe von mehr als 20 bis 25 m | (2,9*T-45,5)/T-2,5 |
Tiefe von mehr als 25 bis 30 m | (3,3*T-55,5)/T-2,5 |
Tiefe von mehr als 30 m | (3,7*T-67,5)/T-2,5 |
Indikator | Faktor bis 27.07.21 | Faktor seit 28.07.21 |
---|---|---|
Anschluss bis 5 km, Tiefe bis 20 m | 2,0 | 2,5 |
Anschluss 10 km, Tiefe bis 20 m | 2,25 | 2,7 |
Anschluss 15 km, Tiefe bis 20 m | 2,5 | 2,9 |
Anschluss 20 km, Tiefe bis 20 m | 2,75 | 3,1 |
Anschluss 25 km, Tiefe bis 20 m | 2,9 | 3,22 |
Anschluss 50 km, Tiefe bis 20 m | 3,2 | 3,46 |
Anschluss bis 5 km, Tiefe 25 m | 2,0 | 2,7 |
Anschluss bis 5 km, Tiefe 30 m | 2,0 | 2,9 |
Anschluss bis 5 km, Tiefe 35 m | 2,0 | 3,1 |
Anschluss 15 km, Tiefe 30 m | 2,5 | 3,3 |
Anschluss 20 km, Tiefe 30 m | 2,75 | 3,5 |
Anschluss 50 km, Tiefe 55 m | 3,2 | 4,36 |
Anschluss 60 km, Tiefe 75 m | 3,25 | 4,5 |