In keinem anderen Land wurden 2019 mehr Brennstoffzellenautos verkauft - südkoreanische Firmen treiben daher den Einsatz von Wasserstoff in Fahrzeugen und im Energiebereich voran.
KOGAS baut Wasserstoffinfrastruktur auf
Die Korea Gas Corporation (KOGAS) will von 2019 bis 2030 etwa 4 Milliarden US-Dollar (US$) in 25 Produktionsstätten für Wasserstoff und in Verteilungsnetze dafür investieren. Das Unternehmen will Wasserstoffpipelines mit einer Gesamtlänge von mehr als 700 Kilometern und 110 Wasserstofftankstellen bauen.
Ausgewählte Ziele von KOGAS beim Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur *)
Segment | 2019 bis 2022 | 2023 bis 2030 |
---|
Wasserstoffproduktionsstätten | 9 | 16 |
Wasserstoffverteilungspipelines (in km) | 100 | 640 |
Wasserstofftankstellen | 100 | 10 |
Lkw für den Wasserstofftransport | 140 | 360 |
*) Neubau, NeuanschaffungQuelle: Korea Gas Corporation 2020
Im März 2019 gründeten KOGAS, Hyundai Motor und elf weitere Firmen das Hydrogen Energy Network. Bis 2022 soll dieses 100 Wasserstofftankstellen bauen und betreiben. Beteiligt sind Air Liquide Korea, Woodside, EcoBio Holdings, Kolon Industries, Hyosung Heavy Industries, Nel Korea, Bumhan Industries, JNK Heaters, SPG Chemical, Deokyang und Valmax Technology Corporation. Der norwegische Anbieter Nel Asa erhielt 2019 Aufträge für zwölf Wasserstofftankstellen im Wert von 16 Millionen Euro aus Südkorea.
Das Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) treibt ebenfalls den Bau von Produktionsstätten voran. Von landesweit 18 bis zum Jahr 2022 sollen die ersten drei bis September 2020 in Seoul, Changwon und Samcheok entstehen. Jede soll pro Tag 1.000 bis 1.300 Kilogramm Wasserstoff herstellen, genügend für 30 bis 40 Busse. Im Budget sind pro Standort bis zu 4,2 Millionen US$ vorgesehen. Doosan plant in Changwon ein Demonstrationsprojekt zur Verflüssigung von bis zu einer halben Tonne Wasserstoff pro Tag und dessen Speicherung.
Ausgewählte Produzenten von Wasserstoff, oft als Nebenprodukt in der Chemieproduktion, sind Deokyang, Lotte BP Chemicals und KPIC. Hyundai Steel verfügt seit 2016 in seinem integrierten Stahlwerk in Dangjin über Kapazitäten zur Herstellung von 3.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Hyosung will bis 2022 gemeinsam mit Linde ein Werk zur Herstellung von 13.000 Tonnen flüssigem Wasserstoff pro Jahr in Ulsan errichten.
Hyundai Motor Group investiert stark in Brennstoffzellen
Gemäß der FCEV Vision 2030 der Hyundai Motor Group wollen Hyundai, Kia und ihre Zulieferer von 2019 bis 2030 etwa 6,5 Milliarden US$ in Wasserstoffprojekte investieren. Die jährliche Fertigungskapazität von Brennstoffzellen soll 700.000 Einheiten bis zum Jahr 2030 erreichen, davon 500.000 für die eigenen Personenkraftwagen und Nutzfahrzeuge, der Rest für andere Hersteller von Autos, Drohnen, Schiffen, Lokomotiven oder Gabelstaplern.
Dafür baut Hyundai Mobis ein zweites Brennstoffzellenwerk. Die Kapazität soll dadurch von 3.000 Einheiten im Jahr 2018 auf 40.000 bis 2022 steigen. Diese sollen auch in der Stromerzeugung und in Gebäuden zum Einsatz kommen.
Im Jahr 2018 stellte Hyundai Motor den Nexo als Nachfolger des seit 2013 produzierten Brennstoffzellenautos Tucson (in Europa ix35) vor. Die Verkaufszahlen des Nexo lagen in Südkorea 2018 bei 727 und 2019 bei 4.194 Einheiten. Für 2020 strebt Hyundai 10.100 an. Die Exporte von Wasserstoffautos betrugen 2019 laut MOTIE 788 Einheiten.
Bis 2025 will Hyundai über ein Joint Venture mit H2 Energy 1.600 schwere Brennstoffzellenelektronutzfahrzeuge in die Schweiz liefern. Im Oktober 2019 stellte Hyundai einen Bus für die Polizei vor. Die südkoreanische Regierung will 802 dieser Busse bis 2028 kaufen.
Im September 2019 vereinbarten Hyundai und Cummins, gemeinsam Antriebe zu entwickeln und zu vermarkten. Dafür sollen Brennstoffzellensysteme von Hyundai und elektrische Antriebs-, Batterie- und Steuerungstechnologien von Cummins kombiniert werden. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf dem nordamerikanischen Markt für Nutzfahrzeuge.
Im Oktober 2019 verkündete Hyundai Motor eine Zusammenarbeit mit Impact Coatings bei Beschichtungen für Metallbipolarplatten für Brennstoffzellen, mit H2Pro in der Wasserstoffproduktion und mit GRZ Technologies in der Lagerung und Speicherung von Wasserstoff. Hyundai Steel will seine Kapazitäten zur Produktion von Wasserstoffmetallseparatoren bis 2020 soweit erhöhen, dass sie für 16.000 Fahrzeuge ausreichen.
Investitionsplan der Hyundai Motor Group bei Wasserstoff *)
Ziel | 2020 | 2022 | 2025 | 2030 |
---|
Produktion von Brennstoffzellenautos (in Einheiten) | 11.000 | 40.000 | 130.000 | 500.000 |
Investitionssumme (in Mio. US$) | 257 | 1.286 | 2.485 | 6.514 |
*) kumulierte WerteQuelle: Hyundai Motor Group 2018
Nutzung für Drohnen und Schiffe angestrebt
Auch Schiffe und Luftfahrzeuge sollen mit Brennstoffzellen betrieben werden. Hyundai Motor will mit der Provinz Gangwon bei der Entwicklung von mit Brennstoffzellen betriebenen Fischerbooten zusammenarbeiten. Im Oktober 2019 vereinbarte Bloom Energy eine Kooperation mit Samsung Heavy Industries für Brennstoffzellen-Cargo-Schiffe. Samsung will damit der weltweit erste Anbieter von mit Erdgasbrennstoffzellen betriebenen großen Cargo-Schiffen werden. Doosan Mobility Innovation stellte im Oktober 2019 eine mit Brennstoffzellen betriebene Drohne vor. Die südkoreanischen Firmen Hylium Industries und Metavista entwickeln Wasserstofftanks für den Einsatz in Drohnen.
Brennstoffzellen im Energiesektor
Die Kapazität der Brennstoffzellenkraftwerke wuchs 2018 und 2019 jeweils um 100 Megawatt und erreichte im April 2020 circa 493 Megawatt. Im Rahmen des Renewable Portfolio Standards wird mit Brennstoffzellen erzeugter Strom mit dem Faktor zwei und damit deutlich stärker als Solarenergie angerechnet.
Stromerzeugung aus Brennstoffzellen
Indikator | 2017 | 2018 | 2019 |
---|
Kapazität (in MW) | 250 | 348 | 468 *) |
Stromerzeugung (in GWh) | 1.469 | 1.764 | k.A. |
*) Schätzung von Germany Trade & Invest unter Annahme einer gleichgebliebenen privaten Nutzung Quelle: Korea Energy Agency 2020; Korea Power Exchange 2020
Korea Fuel Cell baute 2015 ein Werk für Brennstoffzellen in Pohang mit einer Kapazität von 50 Megawatt pro Jahr. Brennstoffzellen der Firma sind im Einsatz in mehr als 20 Kraftwerken in Südkorea. Das Unternehmen nutzte dabei jahrelang Technologie von FuelCell Energy.
Doosan Heavy Industries kaufte 2014 den Brennstoffzellenhersteller ClearEdge Power. Im Jahr 2017 baute das Unternehmen neben der Produktionsstätte in Connecticut ein Werk in Iksan mit einer Kapazität von 63 Megawatt pro Jahr. Doosan vereinbarte im Juli 2019 eine Zusammenarbeit bei Festoxidbrennstoffzellen (Solid Oxide Fuel Cell, SOFC) mit dem britischen Unternehmen Ceres, an dem auch Bosch beteiligt ist. Im Oktober 2019 entstand Doosan Fuel Cell als separates Unternehmen.
Im Januar 2020 gründete SK E&C ein Joint Venture mit Bloom Energy. In Gumi soll eine SOFC-Produktionsstätte mit einer Kapazität von 50 Megawatt pro Jahr entstehen. Mittelfristig sollen 400 Megawatt pro Jahr erreicht werden. SK hält 49 Prozent der Anteile.
LG und Rolls Royce schlossen Ende 2018 ihr Joint Venture in den USA im Bereich Festoxidbrennstoffzellen.
Ausgewählte Wasserstoffprojekte in Südkorea (ohne Kraftwerke)
Projektbezeichnung | Projektspezifika | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen (in Millionen US$) |
---|
FCEV Vision 2030 | Brennstoffzellen und Brennstoffzellenfahrzeuge | Hyundai Motor, Hyundai Mobis, Hyundai Steel | Umsetzung | 6.500 bis zum Jahr 2030 |
Produktion und Verteilung von Wasserstoff | 25 Produktionsstätten, 700 km Wasserstoffpipelines und 110 Wasserstofftankstellen | Korea Gas Corporation | Umsetzung | 4.000 bis zum Jahr 2030 |
Werk zur Produktion von Wasserstoff | Kapazität von 13.000 t Wasserstoff pro Jahr | Hyosung und Linde | Absichtserklärung im April 2020, Fertigstellung bis 2022 | 250 |
Werk für SOFC-Brennstoffzellen | 50 MW pro Jahr | SK E&C, Bloom Energy | Umsetzung | k.A. |
Wasserstoffteststädte Ansan, Ulsan, Wanju/Jeonju | Pilotprojekte als Test- und Showcase | Ministry of Trade, Industry and Energy und Städte | Umsetzung | 34 bis zum Jahr 2022 |
Quelle: Meldungen der Firmen 2020; Ministry of Trade, Industry and Energy 2020
Ausgewählte Wasserstoff-Brennstoffzellenkraftwerksprojekte
Projektbezeichnung | Projektspezifika (in MW) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen (in Mio. US$) |
---|
Kraftwerk in Gyeongju | 200 | Gangdong Energy, Korea Hydro & Nuclear Power, Korea Western Power, Nemo Energy | Absichtserklärung im Mai 2019, Fertigstellung bis 2023 | 1.200 |
Kraftwerk in Seosan | 50 | Doosan, Hanwha Energy, SK Securities | Fertigstellung im Juni 2020 | 220 |
Kraftwerk Gangdong Fuel Cell | 40 | SK E&S | In Betrieb seit 2019 | 170 |
Phosphorsäurebrennstoffzellenkraftwerk in Yangsan | 20 | SK E&C, Korea Expressway Corporation, Korea Midland Power und Kyungdong City Gas | Fertigstellung 2020 | 100 |
Quelle: Firmenmeldungen 2020; südkoreanische Presse 2020
Von Frank Robaschik
|
Seoul