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Der Wettbewerb um Investitionen der Halbleiterhersteller nimmt zu. Nun kündigten Südkorea und Samsung Electronics für die kommenden zehn Jahre gigantische Investitionen an.
14.05.2021
Von Frank Robaschik | Seoul
Vor dem Hintergrund internationaler Bemühungen etwa der USA und der Europäischen Union (EU) um Investitionen in die Halbleiterbranche und der Knappheit bei Halbleitern auf den Weltmärkten versucht Südkorea, Nägel mit Köpfen zu machen. Am 13. Mai 2021 kündigte das Land eine stärkere Förderung von Investitionen in der Halbleiterindustrie und bis 2030 Investitionen von insgesamt 432 Milliarden US-Dollar (US$) an.
Samsung Electronics und SK Hynix waren 2020 nach Intel der zweit- und der drittgrößte Halbleiterhersteller weltweit. Der Fokus liegt bislang auf Speicherchips, was sich jedoch ändern soll. So verkündete Samsung Electronics ebenfalls am 13. Mai 2021, dass es seine Investitionen in den Ausbau der Fertigung von Logikchips und der Auftragsfertigung bis 2030 auf 145 Milliarden US$ erhöhen wird. Das sind 32 Milliarden US$ mehr als vom Unternehmen bereits 2019 angekündigt.
Dabei setzt Samsung auf die Anwendung der EUV-Technologie bei DRAM-Speichern (Dynamic Random Access Memory) sowie auf die Kombination von Speicherchips mit anderen Funktionen, beispielsweise für künstliche Intelligenz und zukünftige Speicherchips wie solche, die Compute Express Link (CXL) unterstützen.
SK Hynix ist der zweite große Halbleiterhersteller Südkoreas, der für 9 Milliarden US$ das NAND-Speichergeschäft von Intel übernehmen will. Die Transaktion umfasst SSD, Komponenten und Wafer einschließlich eines Werks in Dalian in China. Das Unternehmen setzt neben noch effizienteren Speicherchips ebenfalls auf Kombinationen von Halbleiterfunktionen wie etwa arithmetischen Funktionen in Speicherchips, die dadurch die Rechengeschwindigkeit erhöhen und den Stromverbrauch senken. Außerdem diskutiert SK Hynix, ob es in die Auftragsfertigung auf Basis von 8-Zoll-Wafern einsteigt. Bisher ist DB Hitek der zweitgrößte Auftragsfertiger in Südkorea.
Der internationale Wettbewerb um die Halbleiterherstellung dürfte die Regierung dazu bewogen haben, die Förderung der Industrie nochmals zu erhöhen. So hatte US-Präsident Biden im April 2021 Samsung Electronics zu einem Treffen eingeladen, bei dem Lieferengpässe bei Halbleitern thematisiert wurden. Die Vereinigten Staaten hoffen auf weitere Investitionen des Unternehmens, das neben Standorten in Südkorea bereits eine Fertigung in Austin (Texas) und Werke in Xi'an und Suzhou in China betreibt. SK Hynix hat außer Fabriken in Südkorea auch Standorte in Wuxi sowie Chongqing in China. Die Volksrepublik investiert ebenfalls massiv in die Halbleiterindustrie. Auch die EU und Deutschland unterstützen Ansiedlungen in der Mikroelektronik.
Vor diesem Hintergrund kündigte Südkorea am 13. Mai 2021 des Weiteren an, die steuerliche Anrechnung von Ausgaben für Forschung und Entwicklung in strategischen Bereichen der Halbleiterindustrie vom 2. Halbjahr 2021 bis zum Jahr 2024 auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Bisher war die Anrechnung bis maximal 40 Prozent möglich gewesen. Ausrüstungsinvestitionen in diesen Bereichen sollen bis zu 20 Prozent anrechenbar werden (bisher 15 Prozent). Am 29. März 2021 wurde nach zwei Jahren der Prüfung der Bau eines Halbleiterclusters in Yongin um SK Hynix mit geplanten Investitionen von mehr als 100 Milliarden US$ ab 2023 endgültig genehmigt.
Bereich | Großunternehmen | Mittelständler | Kleine Firmen |
---|---|---|---|
Allgemein | 2 | 8 | 25 |
Neue Wachstums- und Kerntechnologien2 | 20-30 | 20-30 | 30-40 |
Strategische Kerntechnologien (geplant für Juli 2021 bis 2024) | 30-40 | 30-40 | 40-50 |
Bereich | Großunternehmen | Mittelständler | Kleine Firmen | Zusätzliche Investitionen1 |
---|---|---|---|---|
Allgemein | 1 | 3 | 10 | 3 |
Neue Wachstums- und Kerntechnologien2 | 3 | 5 | 12 | 3 |
Strategische Kerntechnologien (geplant für Juli 2021 bis 2024) | 6 | 8 | 16 | 4 |
Die Stärke der südkoreanischen Halbleiterhersteller liegt bei Speicherchips. In diesem Bereich sind sie Weltmarktführer. Im Land verwendete Halbleiter für die Kfz-Industrie werden hingegen fast komplett importiert. Daher kündigte Südkorea im März 2021 an, bereits laufende Forschungen und Entwicklungen in diesem Bereich beispielsweise um Prozessoren für Kfz-Anwendungen und Edge Computing Chips zu erweitern. Das Budget von 2020 bis 2022 beträgt circa 173 Millionen US$; im Jahr 2020 wurde es unter anderem für Batteriemanagementchips für Elektroautos verwendet. Bei Leistungshalbleitern sollen bis 2025 Entwicklungen vor allem auf Basis von Siliziumkarbid, Galliumnitrid und Galliumoxid vorangetrieben und eine Infrastruktur zur Auftragsfertigung basierend auf einem 8-Zoll-Prozess aufgebaut werden.
Zahlreiche deutsche Firmen liefern südkoreanischen Produzenten von Halbleitern zu. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Merck, BASF, Carl Zeiss und Trumpf. Deutsche Technologie hat die moderne EUV-Technik erst ermöglicht (Details siehe Bericht "Deutsche Präzisionswerkzeuge für die Halbleiterindustrie in Ostasien" auf Seite 26 bis 29). Die wichtigste Messe im Halbleiterbereich in Südkorea ist die Semicon Korea.