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Special | Südkorea | Wasserstoff

Südkorea will Wertschöpfungskette für Wasserstoff entwickeln

Die Regierung und Firmen des Landes setzen bei Wasserstoff nicht nur auf Leuchtturmprojekte. Sie entwickeln weitere Produkte und Technologien in der ganzen Breite der Branche.

Von Frank Robaschik | Seoul

Südkoreas Ambitionen in der Wasserstoffwirtschaft gehen über die bestehenden Stärken bei der Anwendung in der Mobilität und der Stromerzeugung hinaus. Das Land will in der gesamten Wertschöpfungskette zur Weltspitze gehören. Daher investiert es in die Entwicklung vielversprechender Anwendungen. Die großen Unternehmensgruppen kaufen im Ausland entsprechende Firmen zu.

Investitionen in Milliardenhöhe bei Brennstoffzellen

Der größte südkoreanische Produzent von Brennstoffzellen für die Automobilindustrie ist der zur Hyundai Motor Group gehörende Hersteller Hyundai Mobis. Der Produzent liefert die Brennstoffzellen für den Hyundai Nexo und will bis 2023 mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$) in zwei weitere Werke zur Erweiterung seiner Fertigung stecken. Bei Brennstoffzellen für Gebäude dürfte Bumhan Industries der größte Hersteller in Südkorea sein.

Die SK-Gruppe erwarb im Februar 2021 für etwa 1,6 Milliarden US$ einen Anteil von 10 Prozent an dem US-Hersteller von Brennstoffzellen Plug Power. SK und Plug Power planen die Gründung eines Joint Ventures. Dieses soll asiatische Märke erschließen und bis 2024 eine Gigafactory zur Produktion von Brennstoffzellen und Elektrolyseursystemen bauen.

Zu den größeren Fertigern von Brennstoffzellen für Kraftwerke in Südkorea zählen Doosan Fuel Cell (hat den US-Anbieter Clear Edge Power übernommen), Korea Fuel Cell sowie Bloom SK Fuel Cell, ein Joint Venture von SK Ecoplant und Bloom Energy aus den Vereinigten Staaten.

S-Oil beteiligte sich 2021 mit 20 Prozent an Fuel Cell Innovations (FCI), einem südkoreanisch-saudi-arabischen Joint Venture bei Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC), insbesondere für Kraftwerke und Gebäude. Mit Investitionen von etwa 70 Millionen US$ soll FCI bis 2027 Produktionskapazitäten von 100 Megawatt pro Jahr aufbauen.

Hyundai Motor und LS Electric unterzeichneten im Dezember 2020 eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Entwicklung von Brennstoffzellensystemen für die Stromerzeugung auf Basis des im Hyundai Nexo genutzten Systems. Kolon Industries entwickelt Membranen für Brennstoffzellen.

Viele Anbieter von Wasserstofftanks

Wasserstofftanks produzieren unter anderem Iljin Hysolus, Doosan Mobility Innovation, Hylium und Hankuk Fiber. Hanwha Solutions hat den US-Hochdrucktankbauer Cimmaron Composites übernommen, der seit Juli 2021 Hanwha Cimarron heißt. Bis 2025 will Hanwha rund 100 Millionen US$ in Cimarron investieren, unter anderem in die Erweiterung der Produktionskapazitäten. Hanwha Solutions hat außerdem den Hersteller von Hochdruckarmaturen TK-Fujikin Corporation übernommen. Mit den Übernahmen will Hanwha sich im Markt für Tanks für Wasserstoffdrohnen und Pkw sowie für große Tanks etwa für Wasserstofftankstellen positionieren.

Lotte Chemical kündigte im September 2021 den Bau einer Pilotanlage für Wasserstofftanks an. Zudem plant Kolon Glotech in den nächsten Jahren, Hochdruckwasserstofftanks auf den Markt zu bringen. POSCO forscht unter anderem an Wasserstofftanks aus Stahl und an Stahlrohren für Wasserstoff-Pipelines.

Ambitionen bei Entwicklung von Elektrolyseuren

Neben dem Joint Venture von SK und Plug Power entwickeln weitere Firmen Elektrolyseure. So legt Hanwha Solutions einen Schwerpunkt auf Anionenaustauschmembranen. Weitere Produzenten sind etwa GPhilos und Elchemtech.

POSCO, Hyundai Engineering und weitere Partner forschen des Weiteren an der Hochtemperatur-Wasserelektrolyse. Das Korea Institute of Energy Research (KIER) und das Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) betreiben ebenfalls Forschung und Entwicklung (F&E) in der Elektrolyse, oft zusammen mit südkoreanischen Unternehmen.

Lokalisierung von Vorprodukten

Hyundai Rotem, der Hyundai Motor Group zugehörig, kündigte im Dezember 2020 an, wichtige Teile für Wasserstofftankstellen selbst zu entwickeln. Dadurch will das Unternehmen unabhängig von Importen von Vorprodukten werden, so bei Kompressoren, Geräten zur Gewinnung von Wasserstoff aus Erdgas und Zapfsäulen.

Budget für Technologieentwicklung steigt

Wie auch in anderen Branchen versucht Südkorea, die notwendige Technologie möglichst selbst zu entwickeln. Das F&E-Budget der Wasserstoffwirtschaft stieg nach Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy von 73 Millionen US$ im Jahr 2019 auf 203 Millionen US$ im Jahr 2021. Das Ministry of Science and ICT verkündete im Juli 2021 Pläne für staatliche und private Ausgaben zur Technologieentwicklung bei Wasserstoff in Höhe von 2,3 Milliarden US$ von 2022 bis 2030. Konkret geht es dabei vor allem um die Entwicklung von Technologie für den Aufbau der Produktion und die Versorgung mit Wasserstoff im Inland. Hinzu kommen der Aufbau eines Netzwerks zur Versorgung mit Wasserstoff aus dem Ausland sowie die Demonstration und Verifizierung von Technologie zur Nutzung von Wasserstoff in Städten.

Staat verbessert Absetzbarkeit von Entwicklungsausgaben

Im Juli 2021 gab das Ministry of Finance and Economy bekannt, die Definition der steuerlich geförderten neuen Wachstumsmotoren und Kerntechnologien erweitern zu wollen. Waren bisher Wasserstoffautos, Technologien für flüssigen Wasserstoff und Wasserstoffgasturbinen förderfähig, so kommt mit der Erweiterung auf Technologien zur Förderung der Klimaneutralität eine ganze Bandbreite an weiteren Feldern in der Wasserstoffwirtschaft in den Genuss der steuerlichen Förderung.

Möglichkeiten zur Vernetzung stehen bereit

Zentral für die Vernetzung der Branche in Südkorea ist das halbstaatliche Netzwerk H2 Korea. Dieses ist Träger der 2021 zum zweiten Mal durchgeführten Fachmesse H2 Mobility+Energy Show.

Innerhalb der Deutsch-Koreanischen Energiepartnerschaft gibt es eine Arbeitsgruppe zu Wasserstoff. Die Fraunhofer-Gesellschaft pflegt in der Wasserstoffforschung in Südkorea ein Expertennetzwerk. Gemeinsam mit der Deutschen Botschaft vor Ort und der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer führt sie jährlich eine Wasserstoffkonferenz durch. Im Jahr 2022 könnte die Konferenz erstmals in Deutschland stattfinden.

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