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Wirtschaftsumfeld | Südkorea | Ausländische Direktinvestitionen

Deutschland investiert Rekordsumme in Südkorea

Der Kauf eines Lieferdienstes macht Deutschland 2021 zum drittgrößten Herkunftsland bei neuen ausländischen Direktinvestitionen in Südkorea. Daneben laufen weitere Vorhaben.

Von Frank Robaschik | Seoul

Mit neuen Direktinvestitionen in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar (US$) war Deutschland 2021 der drittgrößte ausländische Investor in Südkorea. An den gesamten ins Land geflossenen Direktinvestitionen in Höhe von 18 Milliarden US$ betrug der Anteil deutscher Unternehmen dabei 12,8 Prozent. Die Summe ist höher als der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2000, als sich die Zuflüsse deutscher Direktinvestitionen auf 1,1 Milliarden US$ summierten.

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Milliardenübernahme von Woowa Brothers durch Delivery Hero

Hinter der großen Summe 2021 steht vor allem die Übernahme von Woowa Brothers, dem Betreiber des größten südkoreanischen Lieferdienstes, durch Delivery Hero. Aufgrund einer Entscheidung der Kartellbehörden musste Delivery Hero dafür seine bisherige Präsenz im Land in Form von Delivery Hero Korea verkaufen. Primär handelte es sich dabei um seine Anteile an Yogiyo, dem zweitgrößten Lieferdienst in Südkorea. Dazu schloss Delivery Hero im August 2021 eine Vereinbarung mit einem Konsortium aus Affinity Equity Partners, GS Retail und Permira Advisers. Gemäß der Absprache verkauft das Unternehmen Delivery Hero Korea für circa 680 Millionen US$ an das Konsortium.

Außerhalb des Dienstleistungssektors beliefen sich die neuen Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Südkorea 2021 nach vorläufigen Angaben nur auf etwa 60 Millionen US$ im verarbeitenden Gewerbe. Davon entfiel der Löwenanteil auf die chemische Industrie.

Neben dem neuen Engagement von Delivery Hero liegen die Schwerpunkte der deutschen Präsenz in Südkorea in den Bereichen Kfz-Industrie (Kfz-Teile und Vertrieb von Autos), Maschinenbau, Chemie, Logistik, Gesundheit, Elektrotechnik und Konsumgüter. Der Logistiksektor verbuchte 2021 etwa deutsche Investitionen in Höhe von 45,4 Millionen US$. Insgesamt sind im Land mehr als 500 deutsche Firmen vertreten.

Deutsche Direktinvestitionen in Südkorea (Zuflüsse in Millionen US-Dollar) 1)

Sektor

1996-2000

2001-2005

2006-2010

2011-2015

2016-2020

20212

Gesamt, darunter

1.886

1.563

1.920

1.927

1.183

2.315

Verarbeitendes Gewerbe, davon

869

840

1.096

1.167

505

60

  Chemische Industrie

296

289

314

605

211

54

  Fahrzeugbau

135

184

135

262

160

7

  Maschinenbau, Medizintechnik, Feinmechanik

143

202

330

118

20

0

Dienstleistungssektor, davon

1.015

676

815

760

664

2.186

  Finanzdienstleistungen

911

481

466

479

96

0

  Handel

68

97

204

162

498

3

  Informations- und Kommunikationstechnologie

8

41

29

30

29

2.125

1) Abweichungen in den Summen durch Rundungen; reine Zuflüsse, liquidierte Investitionen (beispielsweise in der Versicherungsbranche) werden nicht gegengerechnet; 2) von der Gesamtangabe 2021 sind nur 2.247 Millionen US$ nach Branchen aufgeteiltQuelle: MOTIE; Korea Trade-Investment Promotion Agency (KOTRA)

Merck, Sartorius und Linde kündigen Großinvestitionen an

Umfangreiche Investitionen in Südkorea haben für die kommenden Jahre vor allem drei Unternehmen angekündigt. Merck beabsichtigt von 2021 bis 2025, rund 700 Millionen US$ mit dem Schwerpunkt auf Chemikalien für Halbleiter und Displays zu investieren. Sartorius will von 2021 bis 2024 etwa 300 Millionen US$ für Vorprodukte für die Biotechnologie aufwenden. Linde plant zudem gemeinsam mit Hyosung Heavy Industries, zwischen 2021 und 2023 für 250 Millionen US$ ein Werk für flüssigen Wasserstoff in Ulsan zu errichten.

Besonders Autohersteller und Kfz-Zulieferer investieren

Deutsche Automobilhersteller und ihre Vertriebspartner erweitern mit dem steigenden Bestand an Fahrzeugen im Markt ihre Verkaufs- und Servicenetze. BMW will nach Plänen vom Januar 2021 zwischen 2021 und 2023 etwa 50 Millionen US$ in die Erweiterung seines Distributionszentrums in Pyeongtaek investieren. Darüber hinaus beabsichtigt BMW nach einer Absichtserklärung vom Dezember 2021, in Incheon bis 2023 ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Projekte unter anderem in den Bereichen autonomes Fahren, Konnektivität und Elektrifizierung zu bauen. Dabei wird das bereits bestehende Zentrum verlagert und erweitert.

Webasto unterzeichnete im September 2020 eine Absichtserklärung, laut der das Unternehmen für rund 108 Millionen US$ ein Werk für Batteriepacks für Elektroautos in Dangjin in der Provinz Süd-Chungcheong bauen wird. Nach Meldungen südkoreanischer Medien ist die Fertigstellung für 2022 geplant. Hella verkaufte dagegen seinen Anteil am Joint Venture Mando Hella Electronics im 1. Quartal 2021 für etwa 60 Millionen Euro an Mando.

Schenker begann Ende November 2021 mit dem Bau eines Logistikzentrums in der Nähe des internationalen Flughafens in Incheon. Nach Angaben der Incheon Free Economic Zone möchte Schenker das Vorhaben 2023 fertigstellen und bis dahin etwa 45 Millionen US$ investieren. Das Zentrum soll für das Unternehmen demnach als Drehkreuz für die Pharma- und Halbleiterlogistik in Asien dienen.

Direktinvestitionen erreichen Rekordniveau

Insgesamt übertraf der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen nach Südkorea gemäß Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) 2021 das Niveau vor der Coronapandemie. Mit 18,1 Milliarden US$ wurde sogar ein neuer Rekordwert erzielt. Die bedeutendsten Herkunftsländer waren Singapur, die USA und Deutschland. Auf China entfielen lediglich 2 Prozent der Zuflüsse. Der neue Rekord geht vor allem auf Investitionen im Dienstleistungssektor zurück, in den 15 Milliarden US$ flossen. Die ausländischen Direktinvestitionen im verarbeitenden Gewerbe legten zwar ebenfalls zu, blieben aber deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

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Europäische Union ist größter ausländischer Investor

Insgesamt betrug der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Südkorea nach Angaben der Bank of Korea Ende 2020 rund 265 Milliarden US$. Davon entfielen laut Daten der Bank 32,3 Prozent auf die Europäische Union sowie weitere 23,5 Prozent auf Japan. Dahinter folgten die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 16 Prozent, der Verband Südostasiatischer Nationen ASEAN mit 14,1 Prozent sowie China mit 4,9 Prozent.

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