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Wirtschaftsumfeld | Südkorea | Außenhandel

Südkorea steigt zum sechstgrößten Exporteur weltweit auf

Die Im- und Exporte des Landes erreichten 2022 neue Rekordwerte. Für 2023 erwarten Banken und Verbände allerdings Rückgänge im Außenhandel. Dennoch gibt es Wachstumssegmente.

Von Frank Robaschik | Seoul

Südkoreas Warenexporte stiegen nach dem Rekord im Vorjahr auch 2022 nominal um 6,1 Prozent auf 684 Milliarden US-Dollar (US$). Da gleichzeitig die Sonderverwaltungsregion und Handelsdrehscheibe Hongkong im Export an Bedeutung verlor, rückte das Land der Morgenstille auf Rang sechs der weltgrößten Exporteure vor. In den Jahren zuvor hat Südkorea bei den Warenausfuhren bereits Frankreich und Italien überholt. Die Importe des Landes legten 2022 um 18,9 Prozent auf 731 Milliarden US$ zu. Global belegte Südkorea damit Rang acht, im Vorjahr rangierte die Volkswirtschaft noch auf dem neunten Platz.

Für 2026 hat Präsident Yoon Suk-yeol das Ziel ausgegeben, bei den bedeutendsten Exportnationen auf Rang fünf aufzusteigen. Dafür müsste das Land bis zum Stichjahr Japan überholen. Der Vorsatz ist – wie so oft in Südkorea – ambitioniert, zumal südkoreanische Exporte 2023 Prognosen zufolge sinken dürften.

Top-Exporteure von Waren weltweit (in Milliarden US-Dollar; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Land

2019

2020

2021

2022

Veränderung

China

2.499

2.590

3.358

3.600

7,2

USA

1.643

1.425

1.754

2.085*

18,8*

Deutschland

1.489

1.383

1.637

1.656*

1,2*

Niederlande

709

675

839

973*

15,9*

Japan

706

641

756

747

-1,2

Südkorea

542

512

644

684

6,1

Italien

538

500

616

657*

6,7*

Frankreich

571

489

585

617*

5,5*

Hongkong, SVR

535

549

670

607

-9,4

Kanada

449

391

508

606*

19,4*

* Schätzungen auf Grundlage von Exportdaten für die ersten elf Monate 2022; für das Gesamtjahr dürften die Veränderungsraten etwas geringer ausfallenQuelle: World Trade Organization 2023

Außenhandel dürfte 2023 zurückgehen

Für 2023 rechnet die Zentralbank Bank of Korea (BOK) in der Prognose vom November 2022 mit einem nominalen Rückgang der Exporte um 3,8 Prozent und einer Abnahme der Importe um 6,9 Prozent. Erst 2024 soll der Warenhandel demnach wieder nominal wachsen. Das Korea Institute for Industrial Economics & Trade (KIET) und die Korea International Trade Association (KITA) erwarten für das Jahr 2023 ebenfalls einen Rückgang der Exporte um 3 bis 4 Prozent und der Importe um 5 bis 8 Prozent. Bereits im Januar 2023 fielen südkoreanische Ausfuhren um 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, die Einfuhren sanken um 2,6 Prozent.

Hauptgrund für die erwarteten Rückgänge im Außenhandel 2023 sind voraussichtlich wieder sinkende Preise für Rohstoffe. Daher fallen die Prognosen für Südkoreas Warenhandel in realen Werten höher aus: Die BOK rechnet für 2023 mit einem kleinen realen Plus von 0,7 Prozent bei den Exporten. Im Jahr 2024 soll der reale Zuwachs dann 3,3 Prozent betragen.

Hohe Rohstoffpreise führen 2022 zu Rekord beim Handelsdefizit

Trotz rekordhoher Ausfuhren führten deutlich gestiegene Rohstoffpreise 2022 zu einem Rekorddefizit im Außenhandel von 47,5 Milliarden US$. Seit der Jahrtausendwende 2000 ist es damit erst das zweite Mal, dass Südkorea beim Handelsbilanzsaldo ein Defizit verzeichnet. Das erste Mal verbuchte die exportorientierte Volkswirtschaft im Jahr 2008 einen geringeren Importüberschuss in Höhe von 13,3 Milliarden US$.

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Bei einigen Warengruppen stiegen die Exporte 2022 deutlich. Dazu zählen etwa Lieferungen von Personenkraftwagen mit der Steigerung von 16,7 Prozent auf 51,7 Milliarden US$ oder Mess- und Regeltechnik mit der Zunahme von 20,2 Prozent auf 7,4 Milliarden US$. Besonders kräftig legten außerdem Ausfuhren von Luftfahrzeugen und -Teilen zu – mit einem Plus von 55,4 Prozent auf fast 1,7 Milliarden US$.

Südkoreas Exporte ausgewählter Warengruppen 2018 bis 2022 (in Milliarden US-Dollar)

Warengruppe

2018

2019

2020

2021

2022

Halbleiter, SSD-Laufwerke

117,9

89,0

97,9

127,5

131,1

Chemische Erzeugnisse, davon

80,7

74,0

74,2

101,0

106,2

  Pharmazeutika

3,8

4,3

7,2

8,8

7,0

Kfz und -Teile

60,6

62,2

53,5

66,1

74,3

Maschinen

59,8

58,5

53,7

59,2

59,9

Elektrotechnik

41,1

33,5

34,0

39,8

41,4

Eisen und Stahl

28,1

26,1

22,2

30,9

32,5

Flachbildschirme

24,7

20,5

18,0

21,4

21,1

Schiffe

20,3

18,9

18,7

22,0

17,1

Quelle: KITA 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Bei den Einfuhren musste Südkorea 2022 etwa 80 Milliarden US$ mehr für Rohstoffe bezahlen als im Vorjahr. Abzüglich der Rohstoffimporte haben südkoreanische Einfuhren mit einem Plus von etwa 8,4 Prozent weniger kräftig zugelegt. Die Zuwächse bei anderen eingeführten Warengruppen fielen deutlich geringer aus. Die Bezüge von Nahrungsmitteln, Halbleitern sowie Kfz und Kfz-Teilen stiegen 2022 weiter. Zwar sanken die Maschinenimporte leicht, blieben aber auf einem hohen Niveau.

Südkoreas Importe ausgewählter Warengruppen 2018 bis 2022 (in Milliarden US-Dollar)

Warengruppe

2018

2019

2020

2021

2022

Rohstoffe

178,1

157,3

115,5

180,5

260,0

Chemische Erzeugnisse, davon

55,2

52,1

51,0

65,7

76,0

  Pharmazeutika

7,1

7,7

8,6

11,0

11,7

Halbleiter, SSD-Laufwerke

40,0

41,9

47,3

59,2

71,6

Maschinen

48,5

40,1

46,1

56,8

56,4

Nahrungs- und Genussmittel

28,8

28,7

28,9

34,2

39,6

Elektrotechnik

24,2

24,1

24,7

30,3

34,0

Textilien, Bekleidung, Schuhe

19,6

19,6

18,6

21,1

23,4

Kfz und -Teile

16,7

16,6

18,1

20,0

21,6

Mess- und Regeltechnik

10,2

9,4

10,2

12,2

12,5

Quelle: KITA 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Wenige Branchen mit positivem Ausblick 2023

Bei der Exportentwicklung 2023 nach Branchen weichen die Voraussagen unterschiedlicher Institutionen teils deutlich voneinander ab. Einigkeit besteht in der Einschätzung, dass die Ausfuhren von Batterien für Elektroautos und von Schiffen deutlich zulegen werden. Möglicherweise ergibt sich daneben ein kleines Plus im Export von Gesundheitsprodukten und Autos.

Bei den Importen erwartet KIET höhere Lieferungen vor allem bei Akkus sowie bei Zulieferungen für den Schiffbau. Bei Maschinen rechnet das Forschungsinstitut mit einem leichten Minus. Leitzinserhöhungen der Zentralbank führen zu höheren Finanzierungskosten für Investitionen der Unternehmen und der privaten Haushalte. Im internationalen Vergleich sind Firmen und Haushalte in Südkorea stärker von Bankfinanzierungen abhängig als in anderen Ländern. Daher dürften die Ausrüstungsinvestitionen fallen. Des Weiteren wäre es keine Überraschung, wenn die Maschinenimporte 2023 noch kräftiger zurückgingen, als es die Prognose von KIET nahelegt.

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Vietnam steigt zum drittgrößten Handelspartner auf

Zwar hat China als Handelspartner für Südkorea 2022 an relativer Bedeutung verloren, dennoch bleibt die Volksrepublik aber der mit Abstand größte Handelspartner. Im Ranking der bedeutendsten Partner folgen die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN, die USA und die Europäische Union.

Bei der Länderbetrachtung lag nach China und den USA erstmals Vietnam auf Platz drei der größten Handelspartner Südkoreas. Mehr als zehn Jahre mit hohen südkoreanischen Investitionen in dem sich rasch entwickelnden südostasiatischen Land haben dazu geführt, dass Vietnam im Ranking nun sogar vor dem für Südkorea nach wie vor als Technologielieferant wichtigen Japan liegt.

Südkoreas Warenhandel 2022 mit ausgewählten Partnern (in Milliarden US-Dollar; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent) *

Region/Land

Export

Veränderung

Import

Veränderung

Handelsvolumen

China

155,7

-4,4

154,6

11,5

310,4

ASEAN

124,9

14,8

82,5

21,9

207,5

  Vietnam

61,0

7,5

26,7

11,5

87,7

USA

109,8

14,5

81,8

11,7

191,6

EU(27)

68,1

7,1

68,2

3,4

136,3

  Deutschland

10,1

-9,2

23,6

7,3

33,7

  Visegrad-Länder

16,4

22,0

3,6

8,5

20,0

Japan

30,6

1,9

54,7

0,1

85,3

Gesamt

683,7

6,1

731,2

18,9

1.415,0

* Abweichungen durch RundungenQuelle: KITA 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

In Europa gibt es eine ähnliche Entwicklung beim südkoreanischen Warenaustausch mit den Visegrad-Staaten, jedoch auf einem niedrigeren Niveau. Vor allem in Ungarn und Polen haben südkoreanische Firmen in den letzten Jahren viel investiert, was den Handel mit den Ländern beflügelt. Der Warenhandel mit Deutschland fällt größer aus als mit den Visegrad-Ländern, wuchs 2022 aber langsamer. Für deutsche Exporteure von Waren war Südkorea 2022 nun schon zum vierten Mal der zweitgrößte Absatzmarkt in Asien, hinter China und vor dem wirtschaftlich größeren Japan.

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