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Branchen | Südliches Afrika | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelindustrie erweitert Spektrum

Die Expansion in neue Exportmärkte und die Verbesserung der lokalen Versorgung sind nach wie vor die treibenden Kräfte für Projekte im Nahrungsmittelsektor in der Region.

Von Marcus Knupp, Jenny Tala | Berlin, Johannesburg

Mehr Mineralwasser und Speiseöl aus Angola

Für 9 Millionen US-Dollar (US$) hat Aguas Bom Jesus 2023 eine vollautomatische Abfüllanlage für Mineralwasser installiert. Die neue Produktionslinie ersetzt drei manuelle Abfüllanlagen. Die Produktionskapazität pro Tag steigt damit von 2.200 auf 16.000 Flaschen der Größen 0,33 und 0,5 Liter. Am Standort Bom Jesus, rund 60 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Luanda, sind mehrere Getränkelieferanten ansässig, darunter auch die Brauerei Sodiba. Aguas Bom Jesus denkt derzeit über eine Expansion in die Nachbarländer Demokratische Republik Kongo und Sambia nach.

Die Sovena Gruppe aus Portugal hat 20 Millionen US$ in eine Abfüllanlage für Sojaöl in Luanda investiert. Dort können pro Jahr 45 Millionen Liter Speiseöl verarbeitet werden. Für Erweiterungen der Anlage stehen zusätzliche Flächen zur Verfügung, teilte das Unternehmen gegenüber der Presse mit. In Angola wurden 2021 etwa 104.000 Tonnen Sojaöl produziert. Bisher wird ein Großteil des Bedarfs importiert, vorwiegend aus Argentinien, Brasilien und der Ukraine.

Biocom, ein führender Hersteller von Zucker, Ethanol und Elektrizität aus Zuckerrohr, beziehungsweise dessen Biomasse, will bis 2026 einen Marktanteil von 60 Prozent am angolanischen Zuckermarkt erreichen. Der unter staatlicher Aufsicht stehende Fundo de Garantia de Crédito (FGC) unterstützt Investitionen in den Zuckerrohranbau mit Kreditgarantien. Jährlich will Biocom 120.000 Tonnen Zucker und 19.000 Kubikmeter Ethanol produzieren.

Kaffee aus Mosambik weckt Interesse

Teil der Rehabilitierung des Gorongosa Nationalparks in der Provinz Sofala ist die Integration der lokalen Bevölkerung. Mehr als 900 Kleinbauern bauen dort inzwischen Kaffee an. Unter der Marke "A nossa Gorongosa" wird die Produktion auch international vermarktet. Für die Anschaffung neuer Verarbeitungsanlagen stellt Norwegen dem Nationalpark umgerechnet rund 180.000 Euro zur Verfügung, wie die Beteiligten im November 2023 mitteilten.

Ebenfalls in der Provinz Sofala plant die Entwicklungsagentur Agência do Vale do Zambeze 2024 die Installation von zwei Reisverarbeitungsanlagen in den Distrikten Chemba und Búzi. Im Distrikt Dondo sind bereits drei solcher Anlagen in Betrieb. Die zusätzlichen Schäl- und Verpackungsanlagen sollen dazu beitragen, die lokale Versorgung und Wertschöpfung zu verbessern. Grundlage dafür ist die Ausweitung des Reisanbaus in der Region.

Namibia baut Produktion von Beeren aus

Seit 2020 werden in Namibia Blaubeeren für den Export angebaut. Das Unternehmen Namibia Berries, das zur südafrikanischen Beteiligungsgesellschaft Loxworth Capital gehört, will in den nächsten sieben Jahren 80 Millionen US$ in den Ausbau dieses Sektors investieren. Dazu gehört eine 250 Hektar große Farm in Divundu in der Region Kavango East. Partner sind die spanischen Agrarunternehmen Puliberries und Agricola.

Ein weiteres Projekt betreibt die Investmentgesellschaft Königstein Capital über den Fonds Spitz Capital im Rahmen des Mashare Green Scheme in der Nähe von Rundu im Nordosten des Landes. In den nächsten zehn Jahren sollen hier rund 50 Millionen US$ in den Anbau und die Aufbereitung von Beeren für den Export investiert werden.

Sambia erweitert Verarbeitung lokaler Produkte

Viele Nahrungsmittel bezieht Sambia aus dem Ausland, obwohl die Rohstoffe lokal vorhanden sind. Grund dafür sind fehlende Verarbeitungs- und Lagermöglichkeiten für landwirtschaftliche Produkte. Außerdem fehlt es an Investitionen in die Herstellung von Endprodukten.

In den ersten Bereich fällt der Bau einer Ölmühle für Sonnenblumenkerne und Reis durch die Agripreneur Foundation in Kawambwa in der Provinz Luapula im Norden des Landes. Die Kapazität bleibt mit 100.000 Litern pro Jahr überschaubar. Die Investitionssumme wird auf umgerechnet 156.000 US$ geschätzt. Das Unternehmen Java Foods baut im Gewerbegebiet Lusaka South MFEZ (Multi-Facility Economic Zone) für 6,5 Millionen US$ eine neue Fabrik zur Herstellung von Instant-Nudeln und anderen Getreidezubereitungen.

Ein größeres Projekt mit geplanten Investitionen von 80 Millionen US$ ist die Erweiterung der Brauerei des Unternehmens Zambian Breweries in Lusaka. Im Mittelpunkt stehen die Brauanlagen und die Lagerkeller. Daneben geht es auch um die Erneuerung technischer Anlagen im Sinne höherer Nachhaltigkeit. 

Bewegung in Südafrikas Zuckerindustrie

Südafrikas Nahrungsmittelproduzenten gehören zu den größten des Kontinents. Doch die Branche leidet unter der anhaltenden Energiekrise. Tägliche Stromausfälle (Lastabwürfe) zwingen die Hersteller, viel Geld für alternative Energiequellen auszugeben. Nicht selten müssen dafür wichtige Investitionen verschoben werden. 

Dennoch gibt es Bewegung in der Branche. Die südafrikanische Zuckerindustrie will sich neu aufstellen und prüft Möglichkeiten der Diversifizierung. Im Gespräch ist unter anderem die Nutzung von Zuckerrohr für die Produktion von Bioethanol, Lebensmittelzusatzstoffen und Biokunststoffen. Zuletzt litt die Branche unter der 2018 eingeführten Gesundheitsförderungsabgabe (HPL), besser bekannt als Zuckersteuer. Abhilfe soll der sogenannte Zuckerrohr-Masterplan schaffen, den der südafrikanische Zuckerverband (SASA) gemeinsam mit der Regierung und anderen Interessenvertretern der Branche entwickelt hat. Auch privates Geld soll fließen: Der Fonds für die nachhaltige Entwicklung der Zuckerindustrie in Afrika FSID will fast 1 Milliarde US$ in strategische Partnerschaften mit der südafrikanischen Zuckerindustrie investieren. Hinter FSID steht die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Lusitania Investment Capital, die auch in der Zuckerindustrie in Mosambik und Angola aktiv ist. 

Auch in anderen Sektoren wird investiert. Das Pharmaunternehmen Afriplex kündigte Investitionen in eine neue Anlage in seinem Werk in Paarl unweit von Kapstadt an, in der künftig Fruchtgummis produziert werden sollen. Damit will Afriplex sein bestehendes Sortiment um neue Bereiche erweitern, darunter Fruchtgummis mit Cannabinoiden wie CBD und Arzneistoffen.

Im dynamischen Biermarkt gab es zuletzt mehrere große Investitionsankündigungen. Die AB InBev-Tochter South African Breweries (SAB) investiert umgerechnet rund 320 Millionen US$ in die Kapazitätserweiterung zweier Brauereien in Durban und Gqeberha. Konkurrent Heineken will in den nächsten fünf Jahren 853 Millionen US$ in Südafrika investieren, unter anderem in den Bau einer neuen Brauerei und einer Mälzerei. United National Breweries, eine Tochtergesellschaft der Delta Corporation aus Simbabwe, kündigte die Inbetriebnahme einer neuen Craftbier-Brauerei an.

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