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Branche | Taiwan | Fahrzeuge

Entwicklung von Elektrofahrzeugen im globalem Maßstab geplant

Nach Halbleitern sollen Elektroautos zur nächsten Boombranche in Taiwan avancieren. Dabei stehen die internationale Expansion und Kooperationen im Mittelpunkt der Bemühungen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Das Unternehmen Foxconn (Hon Hai Precision Industry Co Ltd) gilt als Speerspitze der Entwicklung von E-Fahrzeugen in Taiwan und ist im laufenden Jahr 2021 aggressiv auf der Suche nach internationalen Kooperationen. Im Schnitt wurde ein neues Projekt pro Monat lanciert – mit dem Ziel, ein Vertriebsnetzwerk und eine eigene Lieferkette aufzubauen. 

Foxconn will sich bei Komponenten für E-Fahrzeuge auf drei Bereiche fokussieren: Kontrollsysteme, Software und Batterien. Um den Bereich Batterietechnologie und -materialien zu stärken, ist geplant, mit den Unternehmen Giga Solar Materials, Long Time Technology Co und der China Steel Chemical Corporation zu kooperieren. Ziel der Zusammenarbeit ist Presseberichten zufolge die Herstellung von Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die im selbst entwickelten Busmodell zum Einsatz kommen könnten.

Internationale Zusammenarbeit wird forciert

Foxconn will künftig auch verstärkt auf internationale Kooperationen setzen. In diese Richtung geht eine weitere Initiative in Form einer Beteiligung an der singapurischen SES Holdings Pte. Ziel ist es hierbei, die Entwicklung der nächsten Generation von Batterien für E-Fahrzeuge voranzutreiben. Im Zuge des Gemeinschaftsprojekts soll eine strategische Investitionspartnerschaft aufgesetzt werden, an der Medieninformationen zufolge weitere große internationale Kfz-Schmieden beteiligt sein werden.

Taiwan verfügt in diesem Segment zwar nur über wenige bekannte Hersteller mit globaler Strahlkraft, aber zahlreiche Firmen haben bereits in der Vergangenheit schwerpunktmäßig Batteriemodule für die IKT (Informations- und Kommunikations)-Industrie wie Konsumelektronik oder Notebooks produziert. Angesichts der dynamischen Entwicklung des Sektors dürften lokale Batteriefirmen künftig noch stärker in das Segment E-Autos drängen. Auch fachfremde Unternehmen wie Taiwan Cement Corp planen Schritte in diese Richtung.

Taiwan Cement plant neue Batteriefabrik

Das Unternehmen verkündete im Oktober 2021 in der lokalen Presse die Grundsteinlegung für eine Batteriefabrik in Kaohsiung auf dem Gelände eines unternehmenseigenen Papierwerks. Die Investitionen belaufen sich auf geschätzte 430 Millionen US-Dollar (US$). Ab 2023 sollen auf diese Weise mit einer Gesamtkapazität von 1,8 Gigawattstunden 24.000 Elektrofahrzeuge ausgestattet werden können. Zusammen mit den Kapazitäten der in Tainan ansässigen Tochterfirma E-One Moli Energy Corp verfügt Taiwan Cement ab Produktionsstart über eine Gesamtkapazität von 3,2 Gigawattstunden pro Jahr. 

Foxconn selbst wiederum drängt bei der geplanten Herstellung von E-Fahrzeugen massiv über die Landesgrenzen hinaus. Denn der taiwanische Markt allein ist mit 23 Millionen Einwohnern zu klein, um große Investitionen in den Ausbau der Produktion von Elektroautos zu rechtfertigen. Das Unternehmen will daher näher an die künftigen Kunden rücken und in seine Fahrzeuge in mehreren Regionen rund um den Globus vom Band laufen lassen.

Produktion in den USA geplant

Im Frühjahr 2021 hat das taiwanische Unternehmen eine zunächst auf sieben Jahre angelegte Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller von E-Fahrzeugen Fisker Inc angekündigt. Anvisiert ist es, ein gemeinsames Modell zu bauen. Die Massenfertigung soll 2023 starten. Als Ziel wurde ausgegeben, in der Fabrik zunächst rund 150.000 Einheiten pro Jahr unter der Marke Fisker vom Band laufen zu lassen. Später soll der Output auf 250.000 Autos nach oben geschraubt werden.

Im November 2021 verkündete Foxconn in der Presse den Kauf seiner ersten Fabrik zur Herstellung von E-Fahrzeugen in den USA. Der 230 Millionen US$ schwere Deal umfasst den Kauf von Produktionseinheiten des Startups Lordstown Motors (LMC) in Ohio, wobei Teile der Vermögensaktiva ausgeklammert wurden. In diesem Rahmen wird ebenfalls ein Joint Venture angestrebt, das auf Basis der Foxconn-Plattform MIH Fahrzeuge für den weltweiten Vertrieb entwickeln soll.

Kooperation in Thailand verkündet

Auch Südostasien spielt eine große Rolle bei der künftigen strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Foxconn kündigte im Juni 2021 die Gründung eines Joint Ventures mit der thailändischen Staatsgesellschaft PTT PCL mit dem Ziel der gemeinsamen Herstellung von Elektrofahrzeugen und -komponenten an. Die Initiative ist Teil des Plans der thailändischen Regierung, bis 2030 die Produktion von E-Autos im "Land des Lächelns“ auf 30 Prozent des Gesamtoutputs zu steigern. Gleichzeitig will Thailand zu einem führenden regionalen Hub für Elektrofahrzeuge avancieren.

Die Stellung von PTT als größte Tankstellenkette in Thailand soll den Sektor bei der Installierung der notwendigen Ladeinfrastruktur unterstützen. Finanzielle Details wurden dabei nicht veröffentlicht. In den Medien kursieren Gerüchte über ein Anfangsinvestment in Höhe von 1 Milliarde US$, das dann in einer späteren Phase auf das Doppelte erhöht werden könnte. Mit der Produktion soll in zwei bis drei Jahren mit 50.000 Einheiten pro Jahr begonnen werden. Sie soll dann auf 150.000 steigen.

Neben Thailand gerät auch Indonesien als Zielmarkt von Foxconn ins Visier. Presseberichte gehen davon aus, dass in Kürze ein Abkommen zwischen den Taiwanern und der indonesischen Regierung wie auch lokalen Firmen abgeschlossen werden könnte. Ziel der Initiative soll ebenfalls die Entwicklung der Elektroautoindustrie in Indonesien sein.

Neben den USA und Südostasien sind noch weitere Kernmärkte im Visier von Foxconn. In China wurde mit der Firma Zhejiang Geely Holding bereits ein Kooperationspartner identifiziert, in Indien und eventuell Mexiko sucht das Unternehmen nach Entwicklungsmöglichkeiten für den Wachstumssektor. Auch Europa ist naturgemäß von Interesse. Es kursieren Aussagen von hochrangigen Foxconn-Vertretern bezüglich einer "indirekten“ Kooperation mit einem Hersteller von Fahrzeugen "Made in Germany“, die aber bisher ebenso wenig offiziell bestätigt wurden wie der Aufbau einer Fabrik in Deutschland.

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