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Branchen | Taiwan | Forschung und Entwicklung

Forschungsausgaben werden nach oben geschraubt

In Taiwan steigen die Aufwendungen für Forschung kontinuierlich an. Auch deutsche Firmen setzen auf die Insel als Standort.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Taiwan positioniert sich immer stärker als globaler Hub für Forschung und Entwicklung (F+E). Die Ausgaben in diesem Bereich erreichten 2020 nach Angaben des taiwanischen Wissenschaftsministeriums Ministry of Science and Technology 3,63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beziehungsweise 26 Milliarden US-Dollar (US$). Dies entsprach einem neuen Rekordwert und einer Steigerung um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch 2016 hatte sich der Anteil der F+E-Ausgaben auf nur 3,09 Prozent des BIP belaufen.

Mit 83,2 Prozent entfällt der Großteil auf den privaten Sektor, der Rest auf Regierungsinstitutionen. Der Anteil der Privatwirtschaft an den Forschungsausgaben hat sich dabei seit 2016 ebenfalls deutlich von seinerzeit 78,6 Prozent der gesamten Aufwendungen erhöht. Mit nur rund 7 Prozent fließt ein relativ geringer Teil in die Grundlagenforschung, knapp 22 Prozent hingegen in die angewandte Forschung und mit 71 Prozent der überwiegende Teil in den Bereich technische Entwicklung.

Digitalisierung kurbelt Halbleiterforschung an

In jüngerer Vergangenheit hat die verstärkte Nachfrage nach Produkten aus Sektoren wie 5G-Kommunikation, künstlicher Intelligenz und Digitalisierung zu verstärkten Forschungsaktivitäten vor allem im Halbleitersegment geführt. Kritische Stimmen sehen aber auch Herausforderungen vor allem durch die demografische Entwicklung auf der Insel. So habe sich die Zahl der Beschäftigten im Forschungssektor zwar zuletzt erhöht, allerdings sei auch das Alter gestiegen. Wie in anderen Branchen könnte ein Mangel an Fachkräften drohen, da auch die taiwanische Gesellschaft mit sehr niedrigen Geburtenraten zu kämpfen hat.

Wissenschaftsparks erzielen Rekordumsätze

Ein guter Indikator dafür, das der grundsätzliche Positivtrend der Forschung in Taiwan weiter anhalten wird, sind die Umsätze der drei größten Wissenschaftsparks. Diese konnten 2021 mit geschätzten 126 Milliarden US$ ein neues Rekordhoch erklimmen. Auch hier kurbelte vor allem das Halbleitersegment mit einem Plus von mehr als 20 Prozent in den ersten drei Quartalen die Entwicklung an. Die Wissenschaftsparks gelten als „Wiege der Industrialisierung“ der Tigerökonomie und haben in den vergangenen Jahren entscheidend zur erfolgreichen Entwicklung der Wirtschaft auf der Insel beigetragen.

Die Rolle Taiwans als globaler Hub der Elektronikindustrie führen Beobachter zu einem nicht unwesentlichen Teil auch auf das Netzwerk der Wissenschaftsparks zurück; deren Umsätze 2019 für rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich zeichneten. Die insgesamt 13 Wissenschaftsparks in Taiwan finanzieren sich über Beiträge der dort tätigen mehr als 1.000 Unternehmen. Die Zahl der Beschäftigten beläuft sich landesweit auf knapp 300.000.

Elektronikriesen führen Patentrangliste an

Auch die großen Konglomerate Taiwans tragen ihren Teil dazu bei, dass die Insel sich als Forschungsstandort weiter etabliert. Der Elektronikgigant Hon Hai Technology Group (Foxconn) hält nach Informationen der lokalen Medien beispielsweise im Herbst 2021 insgesamt 54.200 Patente weltweit, rund ein Drittel davon in den USA und Japan.

Das taiwanische Unternehmen mit den meisten angemeldeten Patenten auf der Insel war nach Informationen des Ministry of Economic Affairs 2020 wie schon in den Vorjahren die Halbleiterschmiede Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. mit 1.096 Anmeldungen für neue Erfindungen, gefolgt von Acer Inc mit 523 und AU Optronics Corp mit 466 Patentanmeldungen.

Der weltweit größte Zulieferer von 5G-Smartphone-Chips, Media Tek Inc, wird seine F+E-Ausgaben im laufenden Jahr zwischen 10 und 20 Prozent ausweiten. Bereits 2021 hatte Mediatek die Forschungsinvestitionen um 29 Prozent auf 3,6 Milliarden US$ erhöht. Dabei will das Unternehmen auch in neue Sektoren vordringen wie etwa die Entwicklung von Chips für Fahrzeuge, Chromebooks oder Industrial Internet of Things.

Deutsche Firmen intensivieren Engagement

Auch für deutsche Firmen gewinnt der Forschungsstandort Taiwan an Relevanz. Bereits in der Vergangenheit haben sich mehrere Unternehmen für die Insel als Hub für Ihre F+E-Aktivitäten entschieden. Im 2. Halbjahr 2021 hatte der Lieferservice Foodpanda seinen Taiwan „Asia Tech Hub“ eröffnet und damit nach Einschätzung von Firmenvertretern in der lokalen Presse sein technisches Know-how nach oben geschraubt.

Die Wahl fiel auf die Insel, da sie als Schlüsselmarkt der globalen Lieferserviceindustrie gilt sowie aufgrund der digitalen Fähigkeiten der Beschäftigten. Anfang 2022 kündigte Foodpanda eine weitere Investition in Höhe von rund 20 Millionen US$ in Taiwan an, um den erst kürzlich etablierten Hub weiter zu einem globalen F+E-Zentrum auszubauen. Zu diesem Zweck will das Unternehmen unter anderem mehr als 100 Softwareexperten in Taiwan einstellen.

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