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Branchen | Taiwan | Medizintechnik

Medizintechnik weiter im Aufwind

In Taiwan steigt die Produktion medizinischer Ausrüstung kontinuierlich an. Teile des Sektors profitieren von der stark gestiegenen Nachfrage im Zuge der Coronapandemie.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Der taiwanische Markt für Medizintechnik wächst seit Jahren stetig. Dieser Trend setzte sich auch im Krisenjahr 2020 fort: Die lokale Produktion von medizinischen Ausrüstungen stieg nach Berechnungen des Industrial Technology Research Institute (ITRI) um satte 7,8 Prozent auf insgesamt 4,3 Milliarden US-Dollar (US$).

Besonders starke Zuwächse entfielen – von niedriger Basis aus – auf die Kategorie Diagnose- und Monitoringgeräte, die um 126 Prozent auf 573 Millionen US$ zulegen konnte. Diese Produktgruppe, die auch Thermometer umfasst, profitierte von der weltweit gestiegenen Nachfrage und anziehenden Exporten im Zuge der Coronapandemie.

Auch 2021 wird die Branchenproduktion auf der Insel expandieren. Das ITRI geht von einem Plus über der 5-Prozent-Marke aus. Die höchste Steigerung dürfte dabei auf IVD-Geräte (In Vitro Diagnostic) mit einem Plus von 8,1 Prozent entfallen. Branchenexperten prognostizieren, dass die Coronakrise die Nachfrage nach entsprechenden Erzeugnissen zur Bekämpfung der Pandemie in Taiwan weiter ankurbeln wird.

Produktion von Masken stark ausgeweitet

Bereits 2020 hatten die Unternehmen auf der Insel beispielsweise ihre Kapazitäten zur Produktion von medizinischen Schutzmasken innerhalb weniger Monaten auf rund 40 Millionen etwa verzehnfacht. Bis ins Frühjahr 2021 konnte der Output sogar auf 18,3 Millionen Stück pro Tag gesteigert werden. Angesichts der ab Mitte Mai plötzlich stark ansteigenden täglichen Neuinfektionen (auf bis zu über 400 pro Tag) fühlte sich das Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) gezwungen, in der Presse die ausreichende Verfügbarkeit zu bestätigen. Derzeit belaufen sich die Lagerbestände an medizinischen Masken in Taiwan nach Angaben des MOEA auf mehr als 800 Millionen Stück.

Das ITRI geht davon aus, dass die Nachfrage nach Thermometern inklusive Diagnose- und Monitoringgeräten aufgrund der anhaltenden Covid-Problematik auch 2021 hoch bleiben wird. Angesichts der starken Vorjahresbasis ist jedoch keine weitere Steigerung zu erwarten. Allerdings bleibt aufgrund der zuletzt zugespitzten Krisensituation in Taiwan abzuwarten, ob für diese Produktkategorie nicht doch ein weiterer Nachfrageschub aus dem Inland resultiert. Darüber hinaus erhoffen sich die Experten von ITRI einen Impuls durch den wieder steigenden internationalen Bedarf an chirurgischen Instrumenten sowie orthopädischen Materialien und Kontaktlinsen.

Exporte zuletzt leicht rückläufig

Die lokale Produktion wird größtenteils von Auftragsfertigern für den Export erbracht und ist trotz vielversprechenden Ansätzen im Bereich Digital Health und High-Tech immer noch dominiert von Produkten eher im mittleren technologischen Segment, wie Rollstühle, Thermometer, Blutdruck- und Hörgeräte sowie Kontaktlinsen. Die taiwanischen Exporte (nach HS-Positionen) gingen 2020 leicht um 1,6 Prozent auf 1,1 Milliarden US$ zurück. Andere Berechnungen mit einer breiteren Definition von Medizintechnik gehen sogar von einem Ausfuhrvolumen in einer Größenordnung von 2,6 Milliarden US$ und damit einem Anteil an der Produktion von 62 Prozent aus.

Starke Zuwächse konnten 2020 Elektrodiagnostikgeräte mit einem Plus von fast 70 Prozent auf 19 Millionen US$ verzeichnen. Auch die Ausfuhren von Röntgenapparaten (+43 Prozent, 55 Millionen US$) sowie von Spritzen, Nadeln und Kathetern (+22 Prozent, 141 Millionen US$) legten stark zu. Dagegen sanken unter anderem die Exporte von Rollstühlen (-43 Prozent, 97 Millionen US$), ophthalmologischen Instrumenten (-14 Prozent, 19 Millionen US$) und orthopädischen Produkten (-11 Prozent, 133 Millionen US$). Übergreifend zeigte sich hier der Einfluss der Coronakrise in anderen Ländern, die unter anderem auf die Nachfrage nach Kontaktlinsen oder Mobilitätshilfen drückte.

Markt wächst weiter mit hohen Raten

Taiwan ist der sechstgrößte Markt für Medizintechnik in der Region Asien-Pazifik. Das Marktforschungsinstitut BMI Research geht davon aus, dass der Markt in den kommenden Jahren um durchschnittlich 7 Prozent wachsen wird. Eine der Haupttriebfedern ist dabei die stark alternde Bevölkerung. Knapp 15 Prozent der 23,6 Millionen Einwohner der Insel sind schon 2020 über 65 Jahre alt.

Bis 2025 dürfte die Bevölkerung sogar zu einer sogenannten „Super-aged society“ avancieren, sprich 20 Prozent der Einwohner werden älter als 65 Jahre sein. Zu diesem Ergebnis kamen Untersuchungen der Behörde NDC (National Development Council) im Herbst 2020. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf sehr niedrige Geburtenraten und eine höhere Lebenserwartung. Das Medianalter der Bevölkerung soll diesen Berechnungen zufolge bis 2034 von derzeit 42,7 Jahren auf über 50 steigen.

Importe aus Deutschland legen deutlich zu

Bei hochwertiger Medizintechnik ist die Insel noch zu etwa 70 Prozent auf Importe angewiesen. Im vergangenen Jahr stiegen die Brancheneinfuhren im Zuge der Coronakrise um 14,1 Prozent, wobei die höchsten Zuwächse auf Therapie- und Beatmungsgeräte mit einem Plus von knapp 27 Prozent entfielen. Aber auch die Importe von Röntgenapparaten (+24 Prozent) und ophthalmologischen Instrumenten (+22 Prozent) konnten deutlich zulegen.

Import ausgewählter medizintechnischer Produkte (in Millionen US$, Veränderung in Prozent)

HS

Produktgruppe

2020

2020/2019 Veränderung

8419.20

Sterilisierapparate

7,1

14,7

8713

Rollstühle

10,9

0,0

9018.11 -.20

Elektrodiagnostik

111,0

11,5

9018.31 -.39

Spritzen, Nadeln, Katheter

232,4

10,2

9018.41, .49

Zahnmedizin

39,1

-1,2

9018.50

Ophthalmologische Instrumente

43,9

21,8

9018.90

Andere Instrumente und Apparate

778,4

16,6

9019, 9020

Therapie-, Atmungsgeräte

172,2

26,5

9021

Orthopädie

386,1

1,9

9022

Röntgenapparate

313,3

6,6

9402

Medizinmöbel

19,6

14,6

insgesamt

2.113,9

11,5

Quelle: Ministry of Finance

Deutschland war mit einem Wert von 227 Millionen US$ 2020 der drittgrößte Lieferant von medizinischen Geräten für Taiwan, hinter den USA (620 Millionen US$) und Japan (255 Millionen US$), aber noch knapp vor China (209 Millionen US$). Die Importe „Made in Germany“ legten 2020 überproportional um fast 29 Prozent zu.

Dies entsprach dem höchsten Anstieg unter den „Top Ten“ der Lieferländer Taiwans. Besonders starke Zuwächse entfielen auf die Kategorien ophthalmologische Instrumente mit einem Plus von 68 Prozent, Elektrodiagnostik (39 Prozent) und Medizinmöbel mit 35 Prozent. Röntgengeräte sind mit einem Anteil von knapp 20 Prozent die größte Einzelposition der Einfuhren aus Deutschland.

Import ausgewählter medizintechnischer Produkte aus Deutschland (in Millionen US$, Veränderung in Prozent)

HS

Produktgruppe

2020

2020/2019 Veränderung

8419.20

Sterilisierapparate

0,4

15,0

8713

Rollstühle

0,0

41,2

9018.11 -.20

Elektrodiagnostik

22,9

38,9

9018.31 -.39

Spritzen, Nadeln, Katheter

9,5

2,4

9018.41, .49

Zahnmedizin

7,8

0,3

9018.50

Ophthalmologische Instrumente

9,5

68,1

9018.90

Andere Instrumente und Apparate

102,5

63,4

9019, 9020

Therapie-, Atmungsgeräte

4,9

-31,0

9021

Orthopädie

21,2

0,6

9022

Röntgenapparate

43,6

2,4

9402

Medizinmöbel

3,9

35,0

insgesamt

226,3

28,6

Quelle: Ministry of Finance

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