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Taiwan erwärmt sich für Geothermie

Die Nutzung erneuerbarer Energien in Taiwan wird bisher von Solar- und Windkraft dominiert. Jetzt könnte ein Pilotprojekt auch die Nutzung von Erdwärme voranbringen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Im November 2021 nahm das erste größere Geothermievorhaben in Taiwan den Betrieb auf. Die in der Stadt Quingshui gelegene 4,2-Megawattanlage kann künftig 7.000 Haushalte mit Strom versorgen, die Investitionen beliefen sich auf 27,5 Millionen US-Dollar (US$). Um das Projekt umzusetzen, kooperierten das Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs), die Regierung der Region Yilan und private Akteure eng zusammen. Die Anlage wird von der privaten Firma Yi Yuan Co. mit einem Nutzungsrecht für 20 Jahre betrieben. Das genutzte Wasserreservoir befindet sich in einer Tiefe zwischen 1.200 und 2.100 Metern.

In den lokalen Medien wird das Vorhaben als "Meilenstein“ für die taiwanische Energiepolitik bezeichnet, die sich die Nutzung alternativer Quellen auf die Fahne geschrieben hat. Die Regierung hofft, dass mit dem Projekt die Grundlage für die künftige Entwicklung des Sektors in Taiwan geschaffen wurde.

Gute Voraussetzungen auf der Insel

Das Projekt ist vor allem deshalb von Bedeutung, da in der Vergangenheit mehrere Anläufe zur Nutzung von Geothermie in Taiwan gescheitert waren. Doch nach Einschätzung von Branchenexperten sollte die Insel hervorragende Voraussetzungen für diese Art von erneuerbarer Energie bieten, da sie auf dem pazifischen "Feuerring“ liegt. Daher finden sich in Taiwan zahlreiche heiße Quellen, die bei Touristen sehr beliebt sind. Auf der anderen Seite sind aber auch tektonische Verwerfungen, vulkanische Aktivität und Erdbeben die Folge. Das Potenzial von Geothermie in Taiwan wird insgesamt auf rund 32 Gigawatt geschätzt.

Trotz der guten Rahmenbedingungen sind Kosten, Rentabilität und damit auch die Erfolgsaussichten eines Geothermieprojekts schwer zu prognostizieren, da die Schätzungen über potenzielle Kapazitäten bei Erdbohrungen komplizierter sind als etwa bei Solar- oder Windenergie. Sollte der Sektor auf der Insel künftig tatsächlich aus den Startlöchern kommen, müsste Taiwan nach Einschätzung von Branchenexperten zunächst auf ausländisches Know-how zurückgreifen. Dies könnte dann auch Lieferchancen für Technologie internationaler Firmen nach sich ziehen.

Regierung fördert Entwicklung von Geothermie

Taiwan verfügt kaum über konventionelle Energiequellen wie Erdöl und –gas und hat ein isoliertes Stromnetz aufgrund der Insellage. Daher versucht die Regierung, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und setzt seit 2016 massiv auf die Nutzung von erneuerbaren Energien. So soll bis 2025 rund 20 Prozent der Stromerzeugung aus alternativen Quellen erfolgen. Taiwan will sich dabei als Zentrum für grüne Energien in Asien positionieren. Bisher spielten jedoch Solarstrom und der Ausbau der Offshore-Windenergie die zentrale Rolle in den Planungen.

Die neu eröffnete Anlage in Quingshui soll als Pilotprojekt für die stärkere und landesweite Entwicklung von Geothermie fungieren. Die Regierung erhofft sich, dass das Vorbild landesweit Schule macht und weitere Projekte umgesetzt werden. Der taiwanische Staat fördert entsprechende Vorhaben unter anderem mittels eines Einspeisetarifs, der 2021 bei umgerechnet rund 0,2 US$ (5,1956 Neue Taiwan-Dollar/NT$) pro Kilowattstunde liegt.

Weiteren Schwung sollen erleichterte und schnellere Anmeldeprozeduren für kleine Vorhaben im Geothermiesektor bringen. Ein Informationsnetzwerk über geologische Untersuchungen soll die Analyse weiterer Potenziale erleichtern. Weitere Fördermaßnahmen für den Sektor hat das Wirtschaftsministerium schon in Aussicht gestellt.

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