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Branchenbericht | Tansania | Land- und Forstwirtschaft
Betriebe werden größer und die Ausbringung steigt, trotzdem lässt Tansanias Landwirtschaft Wünsche offen. Investoren halten sich in der gesamten Wirtschaft zurück.
05.08.2020
Von Ulrich Binkert | Bonn
Auch in Tansania wird Corona die Wirtschaft deutlich abbremsen, eine Rezession hielten Beobachter im April 2020 aber für unwahrscheinlich. Nach Wachstumsraten von 6 oder 7 Prozent in den letzten Jahren soll das Plus 2020 auf 2 Prozent sinken und im Folgejahr bereits wieder um die 5 Prozent erreichen. Dies prognostizieren unisono der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Economist Intelligence Unit (EIU).
Bei den Investitionen allerdings, die in den letzten vier Jahren stets zweistellig zugelegt hatten, geht zumindest die EIU für 2020 bestenfalls von einer Stagnation aus. Private Firmen investieren generell wenig in Tansania und beklagen eine mangelnde Verfügbarkeit von Krediten auf dem einheimischen Kapitalmarkt. Dort bedient sich bereits die Regierung, um ihre Projekte und den voraussichtlich kräftig steigenden Staatskonsum zu finanzieren.
Berichtet wird auch über Steuererhöhungen und nachdrückliche Maßnahmen zu deren Eintreibung. Unternehmen würden vor diesem Hintergrund ungern auf mögliche Geldreserven aufmerksam machen. Sie vermieden Ausgaben für den Bau neuer Gebäude oder andere gut „sichtbare“ Projekte. Vertreter des IWF forderten nach ihrem letzten Besuch Anfang März 2020 die „Umsetzung von Reformen im Geschäftsumfeld“. Namentlich meinten die Besucher die Abschaffung nichttarifärer Hemmnisse, weniger Bürokratie und klarere Zuständigkeiten.
Deutlich spüren wird Tansanias Wirtschaft die Coronakrise durch das Ausbleiben von Touristen und durch geringere Einnahmen aus dem Bergbau, zwei wichtigen Devisenbringern. Trotzdem geht der IWF eher von einem Sinken des Defizits in der Leistungsbilanz aus. Auch für einen großen ausländischen Anbieter von Investitionsgütern ist Devisenmangel bei Kunden in Tansania nie ein großes Thema gewesen. Dies sei, ähnlich wie in Kenia oder Uganda, auch nicht zu erwarten, ganz anders als in Äthiopien mit seiner rigiden Devisenbewirtschaftung.
Die Landwirtschaft ist nach offiziellen Plänen ein Kernstück für die Wirtschaftsentwicklung Tansanias. Ihr Wachstum von real ungefähr 5 Prozent in den letzten Jahren gilt angesichts eines Bevölkerungswachstums von jährlich fast 3 Prozent jedoch als zu gering. Die großen und landwirtschaftlich gut nutzbaren Flächen Tansanias werden überwiegend von Kleinstfarmen unter 3 Hektar bewirtschaftet. Eine aktuelle Weltbankstudie siedelt den Anteil der Betriebe mit 5 bis 20 Hektar inzwischen bei immerhin einem Drittel an.
Die Food and Agricultural Organisation (FAO) weist gewisse Erfolge der tansanischen Landwirtschaft aus, zumal im Vergleich mit Kenia. Während der nördliche Nachbar seine Weizenimporte in der Dekade bis 2017 mehr als verdreifachen musste, stiegen Tansanias Einfuhren deutlich weniger. Die Ausbringung der beiden wichtigsten Getreidesorten Mais und Reis sowie Ölsaaten legte gegenüber 2010 ebenfalls deutlich zu, wobei sich seit 2015 nicht mehr viel getan hat.
Ein Ziel der Regierung ist eine stärkere „Kommerzialisierung“ der Landwirtschaft und der Ausbau von Wertschöpfungsketten. Wie schwierig dies ist, zeigt das Beispiel Zucker. Hier muss Tansania die Hälfte des Verbrauchs aus ausländischen Quellen decken. Die Produktion soll nach Hoffnung der Behörden bis 2022 auf 800.000 Tonnen steigen. 2019 waren es Presseberichten zufolge 360.000 Tonnen, 2005 nach Daten der FAO aber bereits knapp 280.000 Tonnen. Der Inlandsverbrauch erreichte 2019 laut Regierungsangaben 710.000 Tonnen, wovon 160.000 Tonnen in die Industrie gingen.
Die Zuckerindustrie hat mehrere Neu- und Erweiterungsprojekte in Arbeit. Das größte davon ist ein 120.000-Tonnen-Vorhaben des führenden Herstellers Kilombero. Das Vorhaben steckt „in der letzten Phase der Machbarkeitsstudie“ - laut letzten verfügbaren Informationen vom September 2019. Die Regierung nennt weitere große Projekte (Mkulazi, Mbgiri), nähere Informationen hierzu fehlen aber. Das Projekt Bagamoyo befindet sich in der „ersten Phase“, Produktionsstart soll 2022 sein.
Erzeugnis | 2018 (1.000 t) | 2018/2010 (%) | 2018/2015 (%) | 2018/2017 (%) |
Getreide | 10.305 | 19 | 3 | 2 |
Weizen | 105 | 68 | 45 | 3 |
Echte Hirse (Millet) | 327 | -7 | -1 | 3 |
Zuckerhirse (Sorghum) | 809 | 1 | 19 | 1 |
Reis (Paddy) | 3.017 | 14 | 1 | 5 |
Mais | 5.987 | 26 | 1 | 1 |
Ölsaaten | 3.225 | 86 | -52 | -16 |
Hülsenfrüchte | 2.080 | 48 | 5 | 6 |
Kartoffeln | 1.768 | 20 | 19 | 4 |
Maniok | 5.051 | 11 | -14 | 1 |
Gemüse | 2.602 | 29 | -5 | 1 |
Tabak | 107 | 76 | 10 | 3 |
Tee | 37 | 11 | 3 | 0 |
Zuckerrohr | 3.052 | 9 | 6 | 1 |
Sisal | 34 | 28 | -14 | 2 |
Pyrethrum (getrocknet) | 7 | 129 | 16 | 6 |
Obst | 5.616 | 13 | -1 | -1 |
Ananas | 390 | 22 | 6 | 2 |
Orangen | 373 | 56 | 12 | -17 |
Bananen | 3.469 | 10 | -3 | 1 |