Elektroindustrie kommt gut durch die Pandemie

Die Elektroindustrie ist nach den Zweigen Nahrungsmittel und Kfz die wichtigste Industriebranche Thailands. Ungefähr 13 Prozent der gesamten industriellen Produktion entfallen auf die Fertigung von elektronischen und elektrischen Erzeugnissen.

Nachdem der Produktionswert im Jahr 2020 leicht abgenommen hatte, ging es im 1. Halbjahr 2021 kräftig aufwärts: Bei den Herstellern von Elektronik wuchs er um 13 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode und die Produzenten von Elektrotechnik verzeichneten im selben Zeitraum ein Plus von 20 Prozent. Auch die Produktionsmengen legten zu.

Die Covid-19-Pandemie hat die Ausfuhrgeschäfte insgesamt nur wenig tangiert. Die Branchenexporte lagen 2020 mit 59 Milliarden US-Dollar (US$) ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Viele thailändische Elektroprodukte sind weltweit weiterhin stark gefragt. Die Ausfuhren wuchsen im 1. Halbjahr 2021 um satte 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wichtigster Absatzmarkt ist die USA, gefolgt von der ASEAN-Region und der Europäischen Union.

Bei Festplattenlaufwerken ist Thailand beispielsweise der zweitgrößte Exporteur nach China. Rund um die Fabriken der beiden Branchengrößen Seagate und Western Digital hat sich eine breite Zulieferindustrie aufgestellt. Der aktuelle Nachfrageschub bei Computern und der Ausbau von Rechenzentren beflügelt die Auftragseingänge bei den Herstellern der Laufwerke.

Die gesamten Brancheneinfuhren beliefen sich 2020 auf 51 Milliarden US$ (-1,1 Prozent im Vergleich zu 2019). Im 1. Halbjahr 2021 verzeichneten sie ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Kfz-Industrie zählt zu den wichtigsten lokalen Kunden. Derzeit laufen zwar geringere Stückzahlen von den Bändern, allerdings nimmt die Elektronik in den Fahrzeugen zu. Auch die Produktion von Hybridfahrzeugen wächst. Batterieelektrische Autos mit ausgefeilter Elektronik werden indes noch nicht vor Ort gefertigt. Der Staat hat für die Elektromobilität aber große Pläne verkündet.

Die lokale Verfügbarkeit von Metall- und Kunststoffteilen sei ein Vorteil des Elektroindustriestandortes, betonen Branchenkenner. Die Hersteller sind aber auch eng in internationale Lieferketten eingebunden und auf importierte Komponenten angewiesen. Mikrochips und Halbleiter sind in Thailand knapp, daher können nicht alle Aufträge abgearbeitet werden. Die Preise für Bauteile sind zudem stark gestiegen.

Eine wichtige Werkbank von weltweiter Bedeutung

Die Branche beschäftigt ungefähr 750.000 Personen. Covid-19-Erkrankungen von Angestellten legten im August 2021 mehrere Betriebe lahm. Die Firmen bauen ihre Schutzmaßnahmen weiter aus, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

Viele Fabriken könnten ihre Prozesse auch stärker automatisieren und sie für moderne Industrie 4.0-Technologien fit machen, meinen Fachleute. Sie raten außerdem zu mehr Aus- und Weiterbildung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche für die Zukunft zu sichern. 

Die meisten Betriebe sind Auftragsfertiger (Electronic Manufacturing Services, EMS) oder Zulieferer der EMS-Firmen. Viele stellen eher einfache Produkte her und verwenden vorgegebene Designs. Höherwertige Prozesse oder Forschung und Entwicklung spielen nur bei den wenigen Großunternehmen und einigen spezialisierten Entwicklungsfirmen eine Rolle.

Steigende Arbeitskosten gefährden die Konkurrenzfähigkeit

Nach staatlichen Plänen soll sich die Elektronikindustrie zu einer hochmodernen Smart Electronics Industry entwickeln. Die Regierung hat sie 2017 in ihrer Strategie Thailand 4.0 zu einer von zehn gezielten Förderbranchen erklärt. Das Forschungsinsitut National Electronics and Computer Technology Center (NECTEC) unterstützt bereits seit 1986 die Anwendung von neuen Technologien.

Zusätzliche Förderungen und ein stetiger Zufluss an Investitionen

Die thailändische Behörde Board of Investment (BOI) bearbeitet Investitionsförderanträge. Sie befreit in- und ausländische Unternehmen, die neue Fertigungsstätten für Elektroprodukte aufbauen, beispielsweise von der Körperschaftssteuer und vergibt weitere Privilegien. Für Maschinen und Vorprodukte, die im Rahmen eines Investitionsprojektes eingesetzt werden, können Einfuhrabgaben erlassen werden.

Ob Steuerbefreiungen gewährt werden, hängt vom technischen Niveau, den Entwicklungsaktivitäten und dem Standort des Projektes ab. Das BOI hat Ende Juni 2021 nochmals die Befreiung von der Körperschaftssteuer für neue Fertigungen von Halbleitern auf zehn Jahre und für Produktionen von IC-Substraten und Leiterplatten auf acht Jahre erhöht. Die Behörde berichtet, dass mehrere Investoren aus China und Japan Interesse an derartigen Projekten haben.

2020 genehmigte das BOI ausländischen Investoren 233 Elektronik- und Elektrotechnik-Vorhaben, die einen Investitionswert von insgesamt 1,8 Milliarden US$ auswiesen. Im Jahr zuvor hatte die Behörde 206 Projekte gebilligt, die zusammen ebenfalls einen Wert in Höhe von 1,8 Milliarden US$ erreichten. Die meisten Investments stammen bisher aus Japan, den USA, Hongkong, Taiwan und China. Die Engagements lassen nicht nach. Im ersten Halbjahr 2021 stimmte das BOI 92 neuen Elektrotechnik- und Elektronik-Projekten im Wert von 0,9 Milliarden US$ zu.

Viele Mittelständler und wenige Konzerne

Das Institut der Elektroindustrie in Thailand (Electrical and Electronic Institute, EEI) zählt 2.626 Firmen, die in diesem Zweig tätig sind. Davon stellen 731 Unternehmen elektrische Bauteile und 473 elektrische Endprodukte her. Elektronik produzieren weitere 627 Betriebe. 346 Firmen sind Zulieferer, 312 Händler und 137 Firmen sind in sonstigen Elektrobereichen tätig.

Die Branche ist geprägt von mittelständischen Unternehmen. Einige ausländische Konzerne haben eigene Niederlassungen oder Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Der US-amerikanische Festplattenhersteller Seagate beschäftigt in Thailand alleine 19.000 Personen. Die Aktiengesellschaft CAL-COMP meldet 16.700 Beschäftigte.