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Branchen | Thailand | Elektromobilität

Thailand setzt vermehrt auf Elektrofahrzeuge

Der Staat bezuschusst Käufe von E-Fahrzeugen, die vor Ort produziert werden. Die Förderung kann über die Hersteller unter Einhaltung gewisser Auflagen beantragt werden.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Thailand war 2021 der weltweit zehntgrößte Hersteller von Kfz. Innerhalb Asiens rangiert der Standort auf Platz fünf und liegt in Südostasien auf Position eins. Der Industriedachverband Federation of Thai Industries prognostiziert, dass im Jahr 2022 circa 1,75 Millionen Fahrzeuge von den Bändern rollen.

Die Führungsposition des Kfz-Standortes soll auch im Zeitalter der Elektromobilität erhalten bleiben. Das zuständige National Electric Vehicle Policy Committee, das sich aus Fachministerien und Experten zusammensetzt, hat ambitionierte Ziele formuliert.

Thailand: Elektromobilitätsziele im Jahr 2030

Absatz emissionsfreier Pkw/Pick-ups

440.000 Stück

Produktion emissionsfreier Pkw/Pick-ups

725.000 Stück

Absatz emissionsfreier Motorräder

650.000 Stück

Produktion emissionsfreier Motorräder

675.000 Stück

Absatz emissionsfreier Busse

33.000 Stück

Produktion emissionsfreier Busse

34.000 Stück

Ladestationen für Pkw

12.000 Stück

Ladestationen für Motorräder

8.000 Stück

Batterie-Wechselstationen für Motorräder

1.450 Stück

Produktionskapazitäten Batterien

40 Gigawattstunden

Quelle: National Electric Vehicle Policy Committee 2022

Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen legt zu

Die Zulassungsbehörde Land Transport Department meldete im 1. Halbjahr 2022 über 3.000 Registrierungen von vollelektrischen Pkw. Der Bestand erreichte damit mehr als 7.100 Stück. Das Angebot in diesem Segment ist vielfältig. BMW, Porsche, Mini, Jaguar, Lexus, Tesla, Volvo, BYD, Great Wall Motor, MG, Nissan, Hyundai und Kia bieten rein elektrische Modelle an. Bestseller sind die Importfahrzeuge Ora Good Cat von Great Wall Motor und MG ZS EV aus China.

Die Unternehmen Fomm und Takano aus Japan bauen seit 2019 in Thailand vollelektrische Kleinwagen, die sich aber nicht durchsetzen können. Mercedes-Benz wird Ende 2022 die batterieelektrische Fließhecklimousine EQS in seiner Fabrik in der Provinz Samut Prakan herstellen und das Premiumsegment bedienen.

Busgesellschaften in Bangkok haben circa 2.000 vollelektrische Busse bestellt und wollen weitere ordern. Das thailändische Unternehmen Nex Point, das zu Energy Absolute gehört, erhielt die meisten Bestellungen. Die Tochterfirma Absolute Assembly fährt 2022 die Produktion von E-Bussen und -Lkw hoch. Die Produktionskapazität soll von 3.000 auf 6.000 Nutzfahrzeuge jährlich gesteigert werden.

Wichtigste Elektromobilitätsprojekte nach Herstellern in Thailand

Unternehmen

Stand

Anmerkung

Energy Absolute (Thailand)

Planung

Ausbau der Batteriefertigung von 1 auf 4 Gigawattstunden

Banpu Next (Thailand)

Ankündigung

Lithium-Ionen-Batteriefabrik, Kapazität: 1 Gigawattstunde im Jahr 2026

Nuovo Plus (Thailand)

Ankündigung

Ausbau der 30 Megawattstunden Batteriefertigung auf 1 Gigawattstunde

National Science and Technology Development Agency (Thailand)

Ankündigung

Erforschung von Zink-Ionen-Batterien und Pilotanlage

PTT (Thailand) und Foxconn (Taiwan)

Absichtserklärung Mai 2022

Zusammenarbeit bei einer Plattform für die Herstellung von Elektrofahrzeugen und Schlüsselkomponenten

Mercedes-Benz

Ende 2022

Produktionsstart der Elektro-Luxuslimousine EQS einschließlich Batteriefertigung

Horizon Plus (Gemeinschaftsunternehmen von PTT und Foxconn)

Landerwerb im Juli 2022

Aufbau einer Fertigung von Elektrofahrzeugen, Jahreskapazität 40.000 Stück im Jahr 2024

BYD (China)

Produktionsstart 2024

Kapazität: 150.000 batterieelektrische Vehikel (BEV) und Plug-In-Hybridfahrzeuge

EV Primus (Thailand)

Ankündigung

Firma importiert bisher BEV aus China, BEV Fertigung im Gateway City Industrial Estate in der Provinz Chachoengsao, Kapazität: 4.000 Stück

Quelle: Unternehmens- und Pressemeldungen 2022

Ladeinfrastruktur ist ausbaufähig

Der Branchenverband Electric Vehicle Association of Thailand zählte im September 2022 landesweit fast 870 Ladestationen mit über 2.500 Ladepunkten. Die staatlichen Stromversorger Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT), Metropolitan Electricity Authority, Provincial Electricity Authority sowie der Energiekonzern und Tankstellenbetreiber PTT haben sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das die Ladeinfrastruktur weiter ausbauen soll. Der Konzern Energy Absolute betreibt ungefähr die Hälfte aller Stationen unter dem Markennamen "EA Anywhere". Das Energieministerium reguliert die Preise, sie sind nach Haupt- und Nebenzeiten gestaffelt.

Thailändische Autofahrer befürchten, dass sie mit ihren batterieelektrischen Vehikeln (BEV) liegen bleiben könnten, falls sie nicht rechtzeitig eine Ladesäule finden. Daher prüft das deutsche Beratungsunternehmen P3 derzeit die Funktionalität des bestehenden Netzes.

Ladestationen sind hauptsächlich in Einkaufszentren, Hotels oder an Tankstellen in Bangkok zu finden. Die Wohnungswirtschaft investiert bislang kaum. Die Beratungsfirma ABeam Consulting identifizierte im Juli 2022 in Bangkok nur circa 400 Wandladestationen in 135 Apartmenthäusern. Rund 90 Prozent dieser Stationen stellen eine Ladeleistung von 22 Kilowatt zur Verfügung. Die Ladegebühren liegen gemäß der Erhebung deutlich über dem maximalen Preis für Haushaltsstrom.

Die Elektromobilität erfordert auch Investitionen in Stromnetze und erneuerbare Energien. Der Energieversorger EGAT bezieht bisher nur ungefähr 10 Prozent seines Stroms aus regenerativen Energien. Bis 2037 soll der Anteil auf 18 Prozent gesteigert werden. 

Massiver Preisvorteil für chinesische Elektromodelle

Thailand erhebt auf E-Autos aus China einen Zollsatz von null Prozent. Dazu verpflichtete sich das Königreich im Rahmen eines Freihandelsabkommens zwischen China und den zehn Ländern der südostasiatischen Staatengemeinschaft Association of Southeast Asian Nations (ASEAN).

Auf Elektro-Personenkraftwagen mit Herkunft aus der EU fällt hingegen ein Importzollsatz von 80 Prozent an. Modelle mit Ursprung Südkorea unterliegen einem Präferenzzollsatz von 40 Prozent, für solche japanischem Ursprungs gilt ein Vorzugszollsatz von 20 Prozent. Beide Länder haben ebenfalls Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Mitgliedern abgeschlossen.

Staatliches Förderprogramm schafft Kaufanreize

Das National Electric Vehicle Policy Committee hat 2022 ein Förderprogramm erarbeitet, mit dem Hersteller und Händler die Zollabgaben und Verbrauchssteuern beim Verkauf von BEV reduzieren können. Dafür müssen sie einen Vertrag mit dem "Excise Department" des Finanzministeriums abschließen. Nach Pressemeldungen gibt es diese Vereinbarungen mit Great Wall Motor, SAIC und BYD aus China sowie Toyota aus Japan.

Käufer von BEV bezahlen dann eine reduzierte Verbrauchsteuer und erhalten Prämien. Die Höhe der Kaufprämien hängt vom Fahrzeugtyp (Pkw oder Pick-up), von der Batterieleistung (mehr oder weniger als 30 Kilowattstunden) sowie vom Listenpreis ab. Bei letzterem ist ausschlaggebend, ob die Fahrzeuge mehr oder weniger als 2 Millionen Thai Baht, umgerechnet circa 53.000 US-Dollar (US$), kosten.

Die höchste Prämie von rund 4.000 US$ erhalten Abnehmer von BEV-Pkw und –Pick-Ups, die weniger als 2 Millionen Thai Baht kosten und über eine Batterieleistung von mehr als 30 Kilowattstunden verfügen. Auch Käufer von vollelektrischen Motorrädern bekommen einen Zuschuss von ungefähr 470 US$.

Nur lokale Produzenten erhalten Förderung

Das Förderprogramm stellt Bedingungen. Die Fahrzeugmodelle müssen im Jahr 2024 in Thailand produziert werden. Die Produktionsmenge muss mindestens der Anzahl an Fahrzeugen entsprechen, die in den beiden Vorjahren importiert wurden. Darüber hinaus muss wenigstens eine Schlüsselkomponente wie die Batterie, die Leistungselektronik, der Inverter oder der Elektromotor aus lokaler Produktion stammen.

Der deutsche Prüf- und Zertifizierungsdienstleister TÜV SÜD rechnet mit einem großen Bedarf und eröffnete im Juli 2022 ein Prüfzentrum für Batterien und Fahrzeugkomponenten in der Provinz Chon Buri. Es ist eines von neun Batterietestzentren, die der TÜV SÜD weltweit betreibt.

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