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Thailand soll neuer Hotspot für Datenzentren werden

Die Digitalisierung und Cloud-Dienste beflügeln die Nachfrage nach Datenzentren. Thailand möchte durch großzügige Anreize zum führenden Standort in Südostasien aufsteigen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Die Digitalwirtschaft wächst enorm. Experten schätzen, dass die Umsätze der thailändischen "Digital Economy" zwischen 2022 und 2030 von 35 Milliarden auf über 100 Milliarden US-Dollar (US$) zulegen werden. Dabei gehören Onlinehandel, digitale Medien und digitale Finanzdienstleistungen zu den großen Wachstumssegmenten.

Finanzinstitute, Betriebe und öffentlichen Stellen müssen an vielen Stellen der Datenverarbeitung nachlegen. Sie benötigen eine sicherere Informationstechnik, stärkere Rechenleistungen und größere Datenspeicher, auch weil die rechtlichen Anforderungen an den Datenschutz und die -sicherheit steigen. Das Datenschutzgesetz (Personal Data Protection Act) trat im Juni 2022 in Kraft. Es basiert in vielen Punkten auf der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung. Der Cybersecurity Act und der Cybercrime Act von 2019 sollen grundsätzlich für Datensicherheit sorgen.

Colocation und Cloud-Dienste sind neue Megatrends

Die meisten Betriebe investieren zunächst in eigene Rechner und Server, stoßen dann aber bald an ihre Kapazitätsgrenzen. Als Lösung können sie Server in unabhängigen Datenzentren mieten oder bringen ihre eigenen Server bei professionellen Anbietern über sogenannte „Colocation“-Verträge unter. Unter Colocation versteht man die Unterbringung von Servern verschiedener Firmen bei einem Unternehmen an einem Ort. Die Umsätze der Datenzentren-Betreiber werden gemäß einer Prognose der Marktforschungsfirma Arizton von 2022 bis 2028 von 0,8 Milliarden auf 1,3 Milliarden US$ zulegen.

Auch die Datenverarbeitung in der Cloud wird häufiger nachgefragt. Die Branchengrößen erweitern deshalb ihre Angebote. Die chinesischen Cloudanbieter Tencent, Huawei und Alibaba haben als erste Unternehmen Cloudlösungen in größerem Stil angeboten.

Die US-amerikanischen sogenannten "Hyperscaler" Google, Microsoft und Amazon Web Service (AWS) klinken sich nun ebenfalls ein und arbeiten mit den Betreibern von Datenzentren zusammen. AWS kündigte im Oktober 2022 sogar an, ungefähr 5 Milliarden US$ über 15 Jahre in Thailand zu investieren. Im Königreich werden von AWS lokale Datenzentren eingerichtet, damit Kunden ihre Daten nicht außerhalb des Landes speichern müssen.

Die Analysten von DC Byte zählten 2022 in Thailand bereits über 50 Datenzentren. Die meisten befinden sich in Bangkok und im Eastern Economic Corridor (EEC), dem größten Industriekorridor des Landes. Der Staat möchte den EEC für das Internet der Dinge fit machen und baut dessen IT-Infrastruktur, Datennetze und -zentren daher zügig aus.

Die Datenzentren werden zudem immer größer. Das in Singapur ansässige Unternehmen ST Telemedia Global Data Centres eröffnete 2021 in Bangkok ein Rechenzentrum mit einer Fläche von 30.000 Quadratmetern und einer Leistung von 20 Megawatt. Es gehört damit in die Größenklasse der "Hyperscales".

Weitere Betreiber von Datenzentren sind:

  • True IDC (Thailand, 9 Megawatt)
  • NTT Global Data Centers (Japan, 5 Megawatt)
  • Supernap (Thailand, 5 Megawatt)
  • CS LOXINFO (Thailand)
  • TCC Technology (Thailand)
  • AIS (Thailand)
  • Internet Thailand (Thailand)
  • Telehouse (gehört zu KDDI Japan)
  • Chindata Group (China)
  • Alibaba (China)
  • Edge Centres (Australien)

Außerdem sind auch neue Projekte in der Pipeline.

Neue Datenzentren in Thailand

Projekt

Investor

Anmerkung

20 MW Data Center

GSA Data Center; ein Joint Venture aus Singtel (Singapur), GULF und AIS (beide Thailand)

Baustart 2023, Fertigstellung 2025

OTT Data Center

PROEN (Thailand)

Größe 10.000 Quadratmeter, Fertigstellung Ende 2023

TELEHOUSE Bangkok

Telehouse (Japan)

Größe 9.000 Quadratmeter, Eröffnung 2023

12 MW Data Center

NTT (Japan)

Größe 4.000 Quadratmeter, Kosten 90 Millionen US$, Fertigstellung 2024

Quelle: Pressemeldungen 2023

Thailand stellt sich als starke Konkurrenz zu Singapur auf

Singapur hält in Südostasien den Spitzenplatz im Markt für Rechenzentren. Der Stadtstaat verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur und wichtige internationale Datenkabel laufen dort zusammen. Weil die räumlichen Kapazitäten in Singapur limitiert sind, bieten sich Thailand oder Malaysia als Alternativen an.

Thailand ist über 14 Unterseekabelverbindungen im weltweiten Datenverkehr gut vernetzt. Weitere Vorteile des Standortes sind die niedrigen Kosten für Strom, Immobilien und Arbeitskräfte. Überdies haben Spezialisten, die Datenzentren aufbauen und warten können, dort bereits Niederlassungen gegründet. Damit ist das Königreich für den Ansturm auf neue Datenzentren vorbereitet.

Energieversorger haben zudem Überkapazitäten installiert und suchen Abnehmer. Der Strombedarf der Rechenzentren betrug 2022 rund 46 Megawatt. Fachleute berechnen, dass mit den neuen Datenzentren die benötigte Leistung bis 2028 auf circa 56 Megawatt klettern wird. Der Strommix basiert allerdings zu 70 Prozent auf den fossilen Energien Gas und Kohle. Viele Betreiber wollen aber klimaneutral arbeiten und installieren Solaranlagen, damit sie grünen Strom nutzen können.

Die Regierung bietet üppige Steuerbefreiungen

Investoren in Datenzentren und Cloud-Dienste können von der Körperschaftsteuer befreit werden. Die Investitionsförderstelle Thailand Board of Investment (BOI) stellt qualifizierte Projekte für acht Jahre von der Unternehmenssteuer frei. Das BOI ermöglicht auch einen vollständigen Besitz von Grundstücken, der Ausländern sonst nur in Ausnahmefällen erlaubt wird. Die Behörde genehmigt zudem die Einstellung ausländischer Fachkräfte, vergibt Visa und befreit die notwendigen Ausrüstungsimporte von Einfuhrabgaben.

Betreiber von Datenzentren können außerdem ihre Umsätze bis zum 8. November 2027 von der Mehrwertsteuer in Höhe von 7 Prozent befreien lassen. Anträge nimmt das Finanzministerium entgegen. Das Dekret (Royal Decree No. 759) gilt seit November 2022.

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