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Branchen | Tschechische Republik | Gasversorgung

Čepro erwägt den Bau eines LNG-Terminals in Nordböhmen

Das Flüssiggas könnte per Zug aus dem Baltikum kommen. Es wäre eine Möglichkeit, Tschechiens Versorgungssicherheit zu verbessern, die von russischen Lieferungen abhängt.

Von Miriam Neubert | Prag

Der staatliche Kraftstoffdistributor Čepro ist bereit, ein Umschlagterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Hněvice bei Litoměřice in Nordböhmen zu bauen, wenn die Lage das erfordert. Das Erdgas könnte dabei aus den Baltischen Staaten mit dem Zug nach Tschechien transportiert werden. In Zukunft auch per Schiff, sofern die Befahrbarkeit der Unteren Elbe entschieden werde, erklärte Čepro-Betriebsdirektor František Todt auf einer Konferenz des parlamentarischen Wirtschafts- und Sicherheitsausschusses. Das berichtete die Nachrichtenagentur ČTK. Thema der Konferenz war die Sicherheit der Energieversorgung.

Als weitere mögliche Schritte, um die strategische Sicherheit zu erhöhen, plant Čepro laut ČTK, die Lagerkapazitäten für Kraftstoffe auszuweiten. Zudem ist der Bau einer Produktpipeline zwischen Loukov bei Kroměříž und Sedlnice bei Nový Jičín im Gespräch sowie die Kapazitätserweiterung der Lagerschlepper in Hněvice, Loukov und Šlapanov.

Čepro, eine Aktiengesellschaft zu 100 Prozent in der Hand des tschechischen Finanzministeriums, ist als Dienstleister auf Transport, Lagerung und Verkauf von Mineralölprodukten spezialisiert. Zu ihren Aufgaben gehört auch der Schutz der staatlichen Materialreserven. Das Unternehmen betreibt 1.165 Kilometer Pipelines und verfügt über 650 Tanklager mit einer Kapazität von 1,76 Millionen Kubikmetern. Die Gesellschaft besitzt mit über 200 EuroOil-Tankstellen das drittgrößte Tankstellennetz in Tschechien.

Hoffnung auf gemeinsamen Gaseinkauf der EU

Vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine sucht Tschechien nach Alternativen zum russischen Erdgas, von dem das Land zu über 95 Prozent abhängig ist. Geht es nach dem Minister für Industrie und Handel, Jozef Síkela, kommen 99 Prozent der Gaslieferungen über Deutschland nach Tschechien. Den Füllstand der Speicher gab er am 11. Mai 2022 mit fast 40 Prozent an. Aufgrund einer durch ihn veranlassten Krisenmaßnahme werden die Speicher täglich mit etwa 25 Millionen Kubikmetern befüllt. Síkela zufolge entspricht das dem doppelten Verbrauch eines Sommertages. Die Regierung setze alles daran, um das Land für den Fall einer möglichen Reduzierung oder Unterbrechung der Lieferungen vorzubereiten. Doch den einzigen Weg, der für Tschechien "weniger dramatisch" wäre, sieht Síkela in dem gemeinsamen Einkauf über einen Mechanismus im Rahmen der Europäischen Union und einer fairen, solidarischen Verteilung.

Aktuell laufen Gespräche mit einer Reihe von Regierungen über Kapazitäten, Speicher und Flüssiggaslieferungen. So wird mit Deutschland über die mögliche Mitnutzung eines geplanten LNG-Terminals gesprochen.

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