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Branchen | Tschechische Republik | Automobilindustrie

Škoda Auto drosselt die Produktion bis Ende 2021

Tschechiens wichtigstem Pkw-Hersteller fehlen Halbleiter für die Bordelektronik. Die Autofertigung im Land dürfte deshalb stagnieren, was ihre Erholung zurückwirft.  

Von Miriam Neubert | Prag

Škoda Auto wird ab 18. Oktober 2021 die Produktion in den drei tschechischen Werken bis Ende 2021 erheblich zurückfahren und schließt auch einen teilweisen Stopp nicht aus. Das meldete die tschechische Nachrichtenagentur ČTK unter Berufung auf den Verantwortlichen für Unternehmenskommunikation Tomáš Kotera. Als Grund führte dieser den Mangel an Chips an, die für die Bordelektronik gebraucht werden. Das Unternehmen will sich nun auf die Fertigstellung der großen Anzahl an unfertigen Wagen konzentrieren. Schon seit Monaten bewegt sich die Zahl der auf Lager stehenden und auf Teile für ihre Vollendung wartenden Autos zwischen 30.000 und 50.000.

Prognose nach unten korrigiert

Die Volkswagentochter Škoda Auto ist mit zwei Dritteln der tschechischen Autoproduktion das führende Unternehmen im Land. Von den beiden anderen Autoherstellern will laut ČTK Hyundai die Produktion aufrechterhalten. Toyota arbeite mit Einschränkungen weiter. Der globale Mangel an Halbleitern und in der Folge an Elektronikteilen hat die Erholung der Kraftfahrzeugindustrie beeinträchtigt. Seit dem Sommer kommt es verstärkt zu Stopps. Diese ziehen auch den Zuliefersektor in Mitleidenschaft, der etwa die Hälfte der Umsätze stellt.

Bereits im August haben sich die verlängerten Betriebsferien in den Autowerken negativ auf den Produktionsindex der tschechischen Industrie insgesamt ausgewirkt. Nach fünf sehr guten Monaten sank dieser real und kalenderbereinigt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent und saisonbereinigt zum Vormonat um 3,2 Prozent. In der Kraftfahrzeugindustrie (NACE 29) war es ein Einbruch um je 28,4 Prozent und 8,6 Prozent. Auch der Auftragseingang war dem Tschechischen Statistikamt zufolge im August in dieser Branche als einziger rückläufig.

Der Verband der tschechischen Automobilindustrie AutoSAP hat nach der Ankündigung von Škoda Auto seine Prognose für die Produktion von PKW für 2021 um 150.000 Pkw nach unten korrigiert. Die Produktion werde mit 1,15 Millionen Pkw auf dem Niveau von 2020 verharren. Demzufolge wird es an dieser Front keine Erholung geben. Bereits im Coronajahr 2020, als die Werke der Autohersteller im Frühjahr vier bis sechs Wochen stillstanden, waren nur 1,15 Millionen Pkw von tschechischen Bändern gelaufen. Gegenüber dem Spitzenjahr 2019 bleibt dadurch der Rückstand von 19 Prozent erhalten. 

Zuliefersektor in Mitleidenschaft

Dem Geschäftsführer von AutoSAP, Zdeněk Petzl, zufolge werden sich die angekündigten Produktionseinschränkungen direkt und indirekt auf Dutzende von Zulieferbetrieben in ganz Tschechien auswirken. Schon das ganze Jahr über habe die globale Knappheit an Halbleitern einen extremen Druck auf die Flexibilität der gesamten Zulieferkette ausgeübt.

"Fast täglich müssen Firmen ihre Produktion umgruppieren, Schichten umplanen, auf plötzliche Absagen reagieren, auch wenn der Automotive-Sektor nicht ihr einziger Abnehmer ist", erklärte Petzl. Er fürchtet, dass eine weitere Drosselung der Produktion einen erheblichen Druck auf den Cashflow und die Profitabilität von Unternehmen auf allen Ebenen der Zulieferindustrie ausüben wird. Auch ihre Fähigkeit, in Innovationen zu investieren, was im Zuge der Transformation der Autoindustrie unverzichtbar sei, sieht er dadurch negativ beeinflusst. Es sei mehr als offensichtlich, dass einige Zulieferer weiter auch in andere Segmente als die Kraftfahrzeugindustrie diversifizieren müssten.  

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