Branchen | Türkei | Windenergie
Markthemmnisse
Änderungen bei den Einspeisepreisen könnten die Entwicklung des Sektors verlangsamen. Strikte Local-Content-Anforderungen sind eine Herausforderung.
20.10.2021
Von Katrin Pasvantis | Istanbul
Niedrigere Abnahmepreise und höhere Unsicherheiten
Die neuen Einspeisepreise für Windprojekte, die ab dem 1. Juli 2021 den Betrieb aufnehmen, werden in TL statt in US$ ermittelt und liegen deutlich unter den alten Yekdem-Preisen. Zudem werden sie mit einer Aktualisierungsformel vierteljährlich neu festgelegt.
Die Vergütung auf TL-Basis erschwert und verteuert die Finanzierung der Projekte. Marktteilnehmer kritisieren, dass Projekte zu den niedrigeren Einspeisepreisen nur in sehr guten geographischen Lagen zu realisieren seien. Für langfristig orientierte Investoren seien insbesondere längere Förderlaufzeiten und sofort ermittelte Einspeisepreise attraktiver, die sich am Startjahr der Investition orientieren und auf Basis der Ressourcen bekannt gegeben werden.
Der Windenergieverband TÜREB spricht sich für eine mindestens fünfjährige Ausschreibungsplanung aus, um Unsicherheiten bei in- und ausländischen Investoren zu beseitigen. Außerdem müsse das Baugenehmigungsrecht vereinfacht werden, um Investitionen zu beschleunigen, die steigenden Entgelte für die Netznutzung reguliert werden und Hindernisse bei der Realisierung von Hybridprojekten abgebaut werden.
Strikte Regeln zur Unterstützung lokaler Produktion
Der Druck zur lokalen Beschaffung oder Fertigung steigt. Ausschreibungen verpflichteten die Unternehmen in der Regel zu einem hohen Local-Content-Anteil. Viele internationale Firmen sehen dies als Hindernis. Der CEO von Siemens Gamesa erklärte im August 2021 gegenüber dem Magazin Wirtschaftswoche, Gamesa werde künftig auf Projekte in der Türkei verzichten, wenn dabei ein hoher lokaler Fertigungsanteil gefordert werde. Der Turbinenbauer hatte im Frühjahr 2021 in Izmir sein erstes Forschungs- und Entwicklungszentrum für Windkraftanlagen in der Türkei gegründet.