Branchen | Uganda | Nahrungsmittelindustrie
Mittelständler investieren in Ugandas Nahrungsmittelsektor
Trotz herbem Einbruch des Geschäfts in der Gastronomie dürfte die Nachfrage nach industriell gefertigten Nahrungsmitteln weiter steigen.
12.10.2021
Von Carsten Ehlers | Nairobi
- Weiterverarbeitung lokaler Produkte ist noch ausbaufähig
- Gastronomie leidet bis heute unter der Pandemie
- Deutsche Zulieferer sind gut im Geschäft
- Getränke: Hersteller rüsten um von Glas auf PET
- Großbäckereien und Mühlen bauen ihre Kapazitäten aus
- Milcherzeugnisse für den Einzelhandel weiter im Aufwind
- Wachsender Markt macht stärkere Präsenz in Uganda interessant
Die Steigerung der ugandischen Nahrungsmittelproduktion ist angesichts einer jährlich um etwa 1,2 Millionen Menschen zunehmenden Bevölkerung nicht nur eine Geschäftschance, sondern für die Versorgungssicherheit dringend notwendig. Private Investitionen sind in der industriellen Nahrungsmittelverarbeitung ebenso gefragt wie im Agrarbereich.
Weiterverarbeitung lokaler Produkte ist noch ausbaufähig
Großer Nachholbedarf besteht für die Industrie beim Bezug vonseiten der lokalen Landwirtschaft. Dabei gilt der ugandische Agrarsektor als Brotkorb Ostafrikas und kann eine Vielzahl von Produkten zur Weiterverarbeitung anbieten. Softdrink- und Süßwarenhersteller importieren häufig zum Beispiel Zucker, obwohl Zuckerrohr auch vor Ort angebaut wird. Einige Safthersteller greifen immerhin auf lokale Früchte zurück.
Die Nahrungsmittelindustrie des Landes wächst seit Jahren, wenngleich der ugandische Markt zum Teil bereits von den großen regionalen Produktionszentren in Nairobi und Daressalam versorgt wird. Eine inländische Produktion gibt es unter anderem bei Getränken, Molkereiprodukten, Süß- und Backwaren sowie Speiseöl.
Gastronomie leidet bis heute unter der Pandemie
Kurzfristig sind die wirtschaftlichen Aussichten Ugandas für die Jahre 2021 und 2022 pandemiebedingt eingetrübt. Generell fehlt es derzeit insbesondere Klein- und Mittelständlern an Kapital für Erweiterungsinvestitionen, auch in der Nahrungsmittelindustrie. Erschwerend kommt für Nahrungsmittelhersteller hinzu, dass der in Uganda relativ strikte Lockdown große Teile der Gastro-Szene lahmlegt. So gilt auch im Oktober 2021 immer noch eine Ausgangssperre ab 19 Uhr.
Deutsche Zulieferer sind gut im Geschäft
Grundsätzlich wird in allen Bereichen der Nahrungsmittelverarbeitung regelmäßig investiert. Oft handelt es sich um Erweiterungsinvestitionen bestehender Hersteller. In aller Regel kommen aber auch neue Akteure hinzu. Dies können Klein- und Mittelständler sein, die auf dem Markt noch über wenig Erfahrung verfügen, aber auch etablierte Investoren aus dem Ausland. Die Kundschaft für Zulieferer ist dementsprechend sehr heterogen.
Deutsche Unternehmen sind beteiligt als Zulieferer von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sowie von Inputs, zum Beispiel Geschmacksstoffen für die Getränkeindustrie oder Chemikalien für Verpackungen. Insbesondere der Bedarf an Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen ist für deutsche Hersteller interessant. Überraschend ist, dass gerade im flauen Corona-Jahr 2020 ein Rekordergebnis erzielt werden konnte. Allerdings bestellten mehrere neue Getränkehersteller Abfülllinien. Insgesamt schwankt der Lieferwert von Jahr zu Jahr stark.
Jahr | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
Lieferungen (in Mio. Euro) | 3,1 | 9,2 | 2,7 | 16,9 |
Getränke: Hersteller rüsten um von Glas auf PET
Seitdem sich PET als Verpackungsmaterial in Uganda durchgesetzt hat, ist der Markt liberalisiert. Für neue kleinere Marktteilnehmer ist der Markteintritt günstiger geworden, insbesondere bei Softdrinks. Eine Reihe von Unternehmen wurde zuletzt gegründet. Kritisiert werden die zunehmenden Umweltprobleme durch den großen Anfall an Plastikflaschen. Diese können nur sehr begrenzt recycelt werden und auch die Abfallentsorgung ist mit der hohen Zunahme von Plastikmüll überfordert. Neben den Brauereien und Softdrinkproduzenten gibt es in Uganda eine Reihe zum Teil auch kleinerer Destillen, die hochprozentige Alkoholika herstellen.
Großbäckereien und Mühlen bauen ihre Kapazitäten aus
Auch das Bäckereigeschäft hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Insbesondere die junge Bevölkerung in den Städten fragt überwiegend Backwaren aus importiertem Weizen nach. Größere Nahrungsmittelhersteller, wie Britania Allied Industries, bieten industriell gefertigte Kekse an. Darüber hinaus sind gerade in Kampala in den vergangenen Jahren immer mehr Großbäckereien entstanden, die Einzelhandel und Gastronomie mit ihren vorwiegend frischen Produkten beliefern. Auch die großen Weizenmühlen bauen ihre Kapazitäten umfassend aus und betreiben zum Teil eigene Bäckereien, wie die Ntake Group.
Milcherzeugnisse für den Einzelhandel weiter im Aufwind
Verarbeitete Molkereiprodukte sind seit Jahren ein Renner bei Ugandas Konsumenten. Die Milch wird überwiegend lokal produziert. Immer mehr größere Molkereien verarbeiten und verpacken ihre Erzeugnisse professionell für den Einzelhandel. Da die Milchproduktion in Uganda weiter wächst, ist auch aufseiten der industriellen Verarbeiter mit Investitionen zu rechnen. Deutsche Zulieferer für die Milchwirtschaft verfügen über gute Liefer- und Beratungschancen.
Name des Unternehmens | Produkte |
Getränke | |
Getränke | |
Century Bottling Company - Coca Cola Beverages Africa (CCBA) | Softdrinks |
Softdrinks | |
Fruchtsäfte und Kekse | |
Getränke | |
Getränke, Speiseöl u.a. | |
Kekse | |
Alkohol | |
Säfte und Kekse | |
Weizenmühle und Großbäckerei | |
Importeur von Backzusatzstoffen | |
Saft | |
Verschiedene Nahrungsmittel und Zusatzstoffe | |
Produkte aus Soja (Joghurt, Tofu) | |
Führender Milchproduzent. Übernahm im Jahr 2015 die Mehrheit an der ugandischen Sameer Agriculture & Livestock Ltd. | |
Milchproduzent. In Kampala, seit 1989. Gehört zur Mulwana Group. Produziert Milch, Butter, Joghurt und Sahne. | |
Milchproduzent. Seit 1964. Marke: Lato. Gehört zur Midland Gruppe, die ihren Sitz in Dubai hat. PDFC produziert Milchpulver, Butteröl und Ghee. Exporte gehen unter anderem. nach Mittelost, Afrika und Indien. | |
Milchproduzent. Marke: Milkman, VTD gehört teilweise einem israelischen Investitionsfonds. VTD investierte im Jahr 2019 rund 15 Mio. US$ in den Bau einer Verarbeitungsanlage. | |
Milchproduzent. Muttergesellschaft sitzt in Indien. Das Unternehmen produziert unter anderem Butter und Ghee |
Wachsender Markt macht stärkere Präsenz in Uganda interessant
Deutsche Hersteller insbesondere von Abfüllanlagen operieren von ihren regionalen Vertriebsniederlassungen in Nairobi (Kenia) aus. Aufgrund der zunehmenden Größe des Marktes überlegen einige Unternehmen, wie sie ihre Präsenz in Uganda verstärken können. Dafür kommen neben der Gründung einer eigenen Niederlassung auch eine Partnerschaft mit einem lokalen Vertriebspartner oder das verstärkte Bereisen des Marktes infrage. Wer erfolgreich sein will, muss jedoch gut vorbereitet sein und eine Reihe von Hürden nehmen.
So gut wie alle Maschinen und Inputgüter für die Nahrungsmittelindustrie müssen importiert werden. Üblicherweise gelangen Waren über den kenianischen Hafen Mombasa - oder im eiligen Fall den Flughafen in Entebbe - nach Uganda. In Mombasa kann bereits die zolltechnische Registrierung der Ware durch die Uganda Revenue Authority (URA) erfolgen, da Uganda und Kenia der Zollunion East African Community (EAC) angehören. Die endgültige Verzollung erfolgt später in den Zollfreilagern in Kampala. Bei technischen Ausrüstungsgütern verlangen Käufer vor der Verschiffung häufig eine Pre-Export Verification of Conformity (PVoC), welche durch Dienstleister wie Bureau Veritas oder SGS durchgeführt wird.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Institution der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Büro in Kampala. Beratung deutscher Unternehmen unter anderem bei Geberprojekten. | |
Ministerium für Handel, Industrie und Kooperativen | |
Branchenverband für den verarbeitenden Sektor. Dort ist ein Großteil der Nahrungsmittelindustrie Mitglied. | |
Normenamt | |
In Nairobi erscheinende Fachpublikation | |
Die Messe des deutschen Messeorganisators Fairtrade soll erstmals vom 22.-24. 11.2022 im Sarit Expo Centre in Nairobi stattfinden |