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Branchen | Ukraine | Windenergie

Marktchancen

Der Ausbau der Windkraft bietet ausländischen Unternehmen Geschäftschancen - sei es als Lieferanten, Dienstleister oder Investoren.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Günstige geografische Bedingungen für die Windkraft

Dank ihrer weiten Flächen und vielen guten Standorten verfügt die Ukraine über ein großes Potenzial zur Produktion von Windenergie. Am besten sind die Bedingungen im Süden - an der Küste des Schwarzen und Asowschen Meeres - sowie in den Karpaten im Westen des Landes. Hinzu kommt ein großes Offshore-Potenzial. In ihrem Weißbuch 2021 schätzt das Institut für Windenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften das gesamte Windenergiepotenzial der Ukraine auf 688 Gigawatt, darunter 438 Gigawatt an Land und 250 Gigawatt Offshore.

Diese Angaben liegen über den entsprechenden Schätzungen von IRENA (Onshore: 320 Gigawatt) und NREL (Offshore: 146 Gigawatt), schreibt das Institut für Windenergie. Bislang verfügt die Ukraine noch nicht über Offshore-Windanlagen. Gehemmt wird das Potenzial in dem Bereich durch den Konflikt mit Russland, die Annexion der Halbinsel Krim und noch fehlende gesetzliche Bestimmungen.

Hohe Einspeisetarife locken Investoren an

Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Ukraine ist der 2008 eingeführte "grüne Tarif". Einen Aufschwung verzeichnet der Sektor besonders seit der 2015 erfolgten Einführung einer in Euro fixierten und bis 2030 gültigen Einspeisevergütung.

Einem Bericht der Kiewer Kanzlei DLF Rechtsanwälte zufolge erhalten Windenergieproduzenten, die ihre Anlagen im Zeitraum von April bis Ende 2021 in Betrieb nehmen, bis Ende 2029 folgende Einspeisevergütung pro Kilowattstunde:

  • bis 0,6 Megawatt: 0,0494 Euro;
  • 0,6 bis 2 Megawatt: 0,0578 Euro;
  • mehr als 2 Megawatt: 0,0882 Euro.

Weitere Zulagen erhalten Produzenten, wenn sie lokal gefertigte Ausrüstungen einsetzen. Gemäß Gesetz 810-IX beziffern sich die Zuschläge auf 5, 10 oder 20 Prozent, je nachdem, ob der "local content" einen Anteil von 30, 50 oder 70 Prozent erreicht.

In den vergangenen Jahren zählten die Tarife für grünen Strom in der Ukraine zu den höchsten weltweit - auch, um Defizite beim Investitionsklima und hohe Finanzierungskosten wettzumachen. Gleichzeitig führte das Fördersystem zu hohen Umlagekosten. In der Folge forderten internationale Geberbanken bereits seit längerer Zeit eine Umstellung des Fördersystems auf Auktionen, um den Ausbau der Erneuerbaren besser steuerbar und kostengünstiger zu gestalten.

Entwicklung der installierten Leistung von EE-Anlagen in der Ukraine (Angaben in Megawatt)

2016

2018

2019

2020

1. Hj. 2021

EE-Anlagen insgesamt, darunter

1.135

2.274

6.943

8.516

9.225

  Solaranlagen

531

1.388

4.925

6.094

6.351

  Solaranlagen privater Haushalte

17

157

553

779

933

  Windkraft

438

533

1.170

1.314

1.593

  kleine Wasserkraft

90

99

114

117

118

  Biomasse

39

51

95

109

119

  Biogas

20

46

86

103

111

Quelle: Staatliche Agentur für Energieeffizienz und Energieeinsparung (SAEE)

Umsetzung von Auktionssystem verzögert sich

Grundlage für die Einführung des Auktionsmodells ist das am 25. April 2019 verabschiedete Gesetz Nr. 2712-VIII, im Rahmen dessen eine Reform der EE-Förderung erfolgt ist. Statt garantierter Einspeisetarife entscheiden künftig Ausschreibungen über die Höhe der Vergütung von grünem Strom.

Unter die Ausschreibungspflicht entfallen EE-Anlagen mit einer Leistung über bestimmten Schwellenwerten. Für die Windkraft liegt dieser bei 5 Megawatt. Der festgesetzte Tarif gilt für 20 Jahre. Ausschreibungen sollen zweimal pro Jahr stattfinden. Die Umsetzung der Auktionen verzögert sich aber. Ursprünglich sollten 2021 laut Plänen des Energieministeriums 150 Megawatt an Windkraftprojekten ausgeschrieben werden. Bis 2025 soll dieser Wert auf 230 Megawatt steigen.

Laut Angaben des Windenergieverbandes UWEA bestehen aktuell Stromabnahmegenehmigungen für den Bau von Windenergieanlagen im Umfang von fast 5 Gigawatt. Diese Anlagen können noch zu den Bedingungen des bislang gültigen Einspeisesystems umgesetzt werden, allerdings rückt das Ende der garantierten Einspeisetarife näher.

Führende Position westlicher Anbieter

Zum Ende des 1. Halbjahrs 2021 verfügte die Ukraine über eine installierte Windkraftleistung von knapp 1,6 Gigawatt. Dabei entfallen fast drei Viertel der Anlagen auf die südukrainischen Gebiete Saporishshja und Cherson. Im 1. Halbjahr 2021 wurden laut UWEA insgesamt 278,4 Megawatt Windkraft neu installiert. Dabei lag die durchschnittliche Leistung der neuinstallierten Turbinen bei 3,8 Megawatt. Das Gros der Windkraftanlagen stammte von den Herstellern Vestas (Marktanteil: 44,1 Prozent), General Electric (25,5 Prozent) und Nordex (16,7 Prozent). Die verbleibenden 13,7 Prozent entfielen laut UWEA auf den lokalen Produzenten WPU.

Chancen für deutsche Firmen bieten sich in der gesamten Wertschöpfungskette, sei es als Projektierer, Berater, Generalauftragnehmer, Investor oder Zulieferer von Technik. Im Juli 2021 hat die Kasseler Firma enercast beispielsweise einen Vertrag über Leistungsprognose- und Planungsdienstleistungen mit dem staatlichen Unternehmen "Garantierter Käufer" geschlossen.

Investitionen in Wasserstoffproduktion und weitere Speicherkapazitäten

Die Produktion von grünem Wasserstoff könnte künftig zu einem neuen Treiber für den Ausbau der Windkraft werden. Bei der Versorgung der EU mit Wasserstoff verfügt die Ukraine über mehrere Trümpfe: ein großes Angebot an Flächen für die Produktion von EE, die bestehenden Gaspipelines, die für den Transport von Wasserstoff oder Wasserstoffbeimischungen genutzt werden können, und die geografische Nähe zur EU. Deutschland und die Ukraine verbindet bereits eine Energiepartnerschaft. Zudem hat sich Deutschland in einer Vereinbarung mit den USA in Zusammenhang mit der Gaspipeline Nord Stream 2 zur Einrichtung eines Grünen Fonds für die Ukraine verpflichtet.

Mit dem Ausbau der Erneuerbaren und ihren Produktionsschwankungen steigt der Bedarf an Stromspeicherkapazitäten. DTEK hat im Mai 2021 eine erste Anlage mit einer Leistung von 1 Megawatt in Betrieb genommen. Große Projekte mit internationalen Partnern und Gebern verfolgen Ukrenergo (240 Megawatt) und Ukrhydroenerho (197 Megawatt). Auch das private Unternehmen Kness hat eine entsprechende Investition angekündigt.

Interaktive Karte bietet Übersicht über EE-Projekte in der Ukraine

Einen Überblick über abgeschlossene, im Aufbau befindliche und geplante Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien bietet die interaktive Informationsplattform UA Map.

Windprojekte in der Ukraine *)

Projektbezeichnung

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen

Windpark im Gebiet Donezk

800

Wind Farm LLC, Power China

in Vorbereitung

rund 1 Mrd. US$

Windpark Zophia (Gebiet Saporishshja, Rajon Jakymiwka)

788

Emergy (Norwegen)

geplanter Baubeginn im Sommer 2021

506 Mio. Euro

Windpark Tyligulska WPP (Gebiet Mykolajiw)

500

DTEK Renewables

in Vorbereitung, geplante Inbetriebnahme: Ende 3. Quartal 2022

k. A.

Zaporizhia Windpark (Gebiet Saporishshja, Rajon Melitopol)

500

LLC Eurocape Ukraine

Inbetriebnahme von 1. Stufe mit 80 MW im Juni 2021 erfolgt; weiterer Ausbau geplant

k. A.

Windpark in Bilopillja (Gebiet Sumy)

500

ESE Investment AG

Planungsbeginn: Januar 2021

k. A.

Windparks im Gebiet Shytomyr

370

Wind Solar Energy LLC

in Vorbereitung

k. A.

Windparks im Gebiet Odessa

rund 300

Notus Energy

Abschluss von Memorandum mit Verwaltung des Gebiets Odessa im März 2020

452 Mio. Euro

Yuzhne Energy (Gebiet Odessa)

76,5 (1. Phase)

Yuzhne Energy LLC, China Longyuan Power Group

Geplante Inbetriebnahme: 2021

k. A.

Volodymyrets WPP (Gebiet Riwne)

72

MCL Group

in Vorbereitung

87 Mio. Euro

Windpark im Gebiet Lemberg (Lwiw; Rajon Skole)

60

Atlas Global Energy (Türkei)

in Vorbereitung; geplante Inbetriebnahme im August 2022

72 Mio. Euro

Perehinska WPP (Gebiet Iwano-Frankiwsk)

55

Clear Energy

Geplante Umsetzung: 2022 bis 2023

k. A.

Windpark im Gebiet Odessa

50

ESE Investment AG

Baubeginn: Mai 2021

k. A.

Windpark Orivska (Gebiet Lemberg)

50

Eco-Optima

Geplante Umsetzung: 2021 bis 2022

k. A.

*) alle Projekte sind Onshore-ProjekteQuelle: Pressemeldungen; UWEA Jahresbericht 2020

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